Julia Extra Band 0213
was die Mama gesagt hat.” Auch er hielt beide Hände hoch. “Schau her – nichts mehr da.”
“Alle weg!” Jetzt strahlte Matthew seinen Vater übers ganze Gesichtchen an.
“Richtig, mein Sohn.” Jarrad strich dem Kleinen liebevoll über sein dunkles seidiges Haar. “Mein kleiner Strahlemann.”
Kendal zeigte sich von Matthews Reaktion beeindruckt. “Vielleicht solltest du den ganzen Tag hier sein, Jarrad. Auf dich scheint er mit Freude zu hören, und dir glaubt er offensichtlich!”
“Schön, dass wenigstens ein Mensch in diesem Haus gern auf mich hört und mir glaubt”, lästerte Jarrad.
“Sollen wir uns wieder über etwas streiten? Damit wir das bloß nicht verlernen …?”, konterte Kendal.
“Na, du zumindest scheinst ja wohl noch nicht genug vom Streiten zu haben …?”
Kendal entschied sich, darauf besser nichts mehr zu erwidern.
Auch Jarrad hatte anscheinend kein Interesse an einer Fortführung dieses Gesprächs. “Los, befreien wir den kleinen Mann von seinen Schokoladenfingern, bevor noch das ganze Haus klebt.” Er hob Matthew hoch. “Und dann schlage ich vor, wir drei machen einen Ausflug an die Küste!”
Kendal schluckte. Ein Tag mit ihm und Matthew am Strand sagte ihr spontan zu. Aber etwas in ihr wehrte sich dagegen, sofort darauf zu fliegen, wenn dieser Mann etwas vorschlug.
“Ich weiß nicht recht …”, erklärte sie. “Die Idee kommt für mich ein bisschen plötzlich …”
“Bloß keinen Stress”, ging Jarrad auf sie ein. “Im Übrigen – vielleicht tut es ja uns allen ganz gut, wenn ich einmal allein mit dem Kleinen einen Ausflug mache.” Er nahm Matthew an die Hand und verschwand mit ihm in der Küche.
Kendal mochte seiner letzten Behauptung gar nicht widersprechen, doch konnte sie ihre Enttäuschung darüber nicht verhehlen, dass es Jarrad wohl ziemlich gleichgültig war, ob sie mitkam oder nicht.
Als sie eine Weile später das Motorengeräusch des Autos hörte, in dem Jarrad mit Matthew davonfuhr, da bedauerte sie es doch, sich den beiden nicht angeschlossen zu haben.
Jarrad ist wirklich ein mustergültiger Vater und füllt diese Rolle sichtlich mit großer Freude aus, dachte Kendal. Gerade konnte sie sich besser als je zuvor vorstellen, wie schrecklich es für ihn gewesen sein musste, als sie mit seinem kleinen Sohn monatelang verschwunden war.
Aber ein bisschen hatte Jarrad das doch auch verdient, oder? Schließlich war er in ihrer Ehe untreu geworden!
Und dafür hast du ihn büßen lassen – aber auf grausamste Weise, warf eine innere Stimme ihr bitter vor. Denn jetzt, da Kendal erfahren hatte, wie einem zumute war, wenn das eigene Kind verschleppt wurde, konnte sie nachempfinden, wie sehr Jarrad gelitten hatte.
Von diesem Thema machten ihre Gedanken einen Sprung zu Chrissie.
Dankbar dachte Kendal jetzt daran, dass ihre Schwester von einem Gerichtsverfahren verschont blieb und sie dank der psychiatrischen Behandlung, der sie sich bereitwillig unterzog, bereits ruhiger und ausgeglichener geworden war.
Mit einem ähnlich positiven Gefühl dachte Kendal an Ralph, der Chrissie in dieser schwierigen Phase treu zur Seite stand und ihr medizinisch-psychologisch die beste Behandlung zukommen ließ. Kendal kam spontan auf die Idee, Ralph anzurufen und ihm ihren Dank zu bekunden.
Und sie war verblüfft, was sie bei der Gelegenheit zu hören bekam. Nämlich, dass
Jarrad
Chrissies Behandlungskosten übernahm!
“Jarrad hat dir davon nichts erzählt?”, wunderte sich Ralph.
“Leider muss ich gestehen, dass er und ich uns momentan schwertun, richtig miteinander zu kommunizieren”, gestand sie ihrem Schwager. Sie verriet ihm nicht, dass so ungefähr das einzige Gebiet, auf dem es derzeit zwischen ihr und Jarrad funktionierte, das Bett war.
Doch da erfuhr sie von Ralph noch etwas, das sie höchst beeindruckte. Er hatte inzwischen die gesamte Summe, die er bei TMS als Finanzbuchhalter veruntreut hatte, vollständig und sogar mit Zinsen zurückbezahlt.
Das für Kendal Wichtigste aber kam in dem Telefonat zuletzt – als Ralph erklärte, er fühle sich mitschuldig am Zerwürfnis zwischen ihr und Jarrad.
“Ich interpretierte die Situation falsch, als ich Jarrad mit Lauren sah”, gestand Ralph ihr. “In Wahrheit war es den beiden da um mich gegangen – um die Frage, wie man mit mir verfahren solle, denn da war gerade mein Vergehen aufgedeckt worden, von dem du ja mittlerweile weißt.”
Wenn ich es auch spät erfuhr … Noch ein Beispiel dafür, dass
Weitere Kostenlose Bücher