Julia Extra Band 0213
mir Jarrad Wichtiges nicht anvertraut, dachte Kendal. Doch vielleicht ist sein Schweigen ja hier positiv zu bewerten – als das Halten des Versprechens Ralph gegenüber, mir davon nichts zu erzählen, dachte sie dann.
“Ich glaube, Jarrad und Lauren hatten bloß versucht, das Chaos zu beseitigen, das ich da verursacht hatte …”, fuhr Ralph mit Nachdruck in der Stimme fort.
“Willst du mir mit alledem sagen, dass Jarrad in Wirklichkeit zu keinem Zeitpunkt an Lauren interessiert war?”, fragte sie Ralph nun in bitterem Ton ganz direkt, zu ungeduldig, weitere Ausführungen von ihm abzuwarten.
Ralph zuckte die Achseln. “Hat er denn je behauptet, an ihr interessiert zu sein?”
“Er gibt mir fortwährend zu verstehen, dass ich wohl glauben müsse, was ich unbedingt glauben wolle”, erklärte Kendal ihm.
“Jarrad besitzt einen großen Stolz, so viel steht fest”, konnte Ralph sich da nicht verkneifen anzumerken. “Also würde er sich auch nie dazu herablassen, vor dir auf den Knien zu rutschen und dich anzuflehen, ihm seine Unschuld zu glauben. Wenn du nicht von selbst drauf kommst – dein Problem, denkt er.”
Kendal mochte so etwas gar nicht hören. Klang das nicht so, als zeigte Ralph mehr Verständnis für Jarrad als für sie?
“Aber woran werde ich je erkennen können, ob er die Wahrheit spricht oder nicht?”, wollte Kendal verzweifelt von Ralph wissen.
Ralph zuckte wieder die Achseln. “Ich fürchte, ich kann dir keinen anderen Rat geben als den, ihm einfach mehr zu vertrauen, Kendal”, sagte er.
Vertrauen. Wie einfach, so etwas schlicht zu fordern, dachte Kendal, als sie nach dem Gespräch den Hörer auf die Gabel legte. Sie musste jetzt wieder an ihre Mutter denken, die ihrem Vater vertraut hatte; es hatte sie wegen dessen notorischer Untreue sämtliche Nerven und zuletzt gar das Leben gekostet …!
Verhielt sie sich richtig oder falsch? War es berechtigte Skepsis, von der Kendal sich bislang hatte leiten lassen, nicht alles, was Jarrad ihr sagte, einfach zu glauben – oder war es überzogenes Misstrauen? Sie selbst vermochte diese knifflige Frage noch immer nicht klar zu beantworten.
Nur eines erkannte sie trotz allem immer klarer – und der Himmel mochte ihr beistehen! – sie liebte Jarrad immer noch. Und wie!
Sie musste zugeben, sie war derzeit ähnlich durcheinander und emotional aufgewühlt wie ihre Schwester Chrissie!
9. KAPITEL
Als Kendal am vorgerückten Nachmittag die Küche betrat, war Jarrad bereits wieder zu Hause und nahm gerade etwas aus dem Kühlschrank.
Ihr Herz schlug höher, als sie an der Tür stehen blieb und von dort aus Jarrad einige Augenblicke lang unbemerkt beobachtete, wie er sich fürsorglich über Matthew beugte und ihm einen Becher mit Fruchtsaft in die kleinen Händchen gab.
Langsam trat Kendal näher. “Hattet ihr einen schönen Morgen?”, erkundigte sie sich in gut gelauntem Ton, als Jarrad zu ihr hochblickte, denn ihr war sehr daran gelegen, die beim Abschied am Vormittag entstandenen Misstände zwischen ihnen beiden aus der Welt zu schaffen.
Jarrad streckte sich; er schien sich über ihr Bemühen, gut Wetter zu machen, zu wundern.
“Ja, danke.” Er klang etwas zurückhaltend. “Und du?”
Sie nickte. “Seid ihr denn am Wasser gewesen?”
“Ja klar. Übrigens hat Matthew dir etwas mitgebracht, nicht wahr, Matthew?”
Neugierig zog Kendal die Brauen hoch, als Jarrad den Jungen hochhob und ihm den Saftbecher aus den Händchen nahm.
“Na, was hast du denn Schönes für mich?”, fragte sie ihn zärtlich.
Etwas klirrte leise, als Jarrad seine Hemdtasche schüttelte; Matthew quiekte vor Begeisterung.
“Für mich?” Kendal lächelte versonnen, als ein Händchen sich öffnete und eine winzige Muschel zum Vorschein kam, die Matthew mit ein wenig Unterstützung seines Vaters aus dessen Brusttasche gezogen hatte. Der gleiche Vorgang wiederholte sich ein zweites und schließlich ein drittes Mal. “Danke!” Kendal lachte verlegen. “Wessen Einfall war denn das?”
“Nun, unser beider”, sagte er feinfühlig, was bei Kendal ein warmherziges Lächeln hervorrief. Er hat also trotz unserer Spannungen daran gedacht, mir etwas mitzubringen, registrierte sie freudig.
“Nein, mehr haben wir nicht, Matthew”, sagte Jarrad und hielt vor dem Kind, das lebhaft gegen die leere Brusttasche klopfte, nacheinander beide Handflächen in die Höhe.
Matthew ließ prompt die Ärmchen zur Seite fallen. “Alle weg!”, rief er mit einem strahlenden
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