Julia Extra Band 0213
die Krabben kümmern.” Teeny schien trotz des Stresses ihr Vergnügen bei den Vorbereitungen für die Party zu haben; Kendals Angebot, ihr behilflich zu sein, hatte sie am Mittag entschieden abgelehnt. “Leider wird Lauren all diese Köstlichkeiten verschmähen, denn sie meidet doch alles Süße und ist außerdem allergisch gegen alle Schalentiere, nicht wahr, Sir?”, bemerkte Teeny.
Kendal konnte Jarrad jetzt nicht ins Gesicht blicken, und auch den köstlichen Geruch des frischen Zitronenaromas und den malerischen Anblick der roten Himbeeren, mit denen Teeny nun eine zweite Süßspeise garnierte, registrierte Kendal kaum. Sie fragte sich, ob Jarrad wohl merkte, wie ihr vor Nervosität gerade der Atem stockte.
“Keine Ahnung”, entgegnete Jarrad auf Teenys Frage ganz lässig, so als wollte er betonen, dass es für ihn keine Bedeutung hatte und er es selbstredend nicht wissen konnte, ob Lauren Süßes mied und unter welcher Lebensmittelallergie sie litt. Aber konnte dies eine ehrliche Antwort sein? Kendal war misstrauisch. Wenn die beiden sich doch näher kannten – erfuhr man da nicht automatisch viel Persönliches?
“Das überrascht mich”, bemerkte Kendal in bemüht ruhigem Ton, als Teeny schon ins Esszimmer geeilt war.
Jarrad schnupperte an den Zutaten für die Soße, die Teeny gleich zubereiten wollte. Dann lehnte er sich mit dem Rücken gegen die Anrichte und verschränkte die Arme. “Soll ich dich auch damit überraschen, dass ich dir sage, dass ich mich nie dafür interessiert habe?”
Verunsichert, was sie von dieser Bemerkung halten sollte, sah Kendal ihm beherzt in die Augen. War es möglich, jemandem so klar in die Augen zu schauen, wie er es gerade bei ihr tat, und dabei nicht die Wahrheit zu sagen? Vater, dieser Meister der Täuschung, hat das bei Mutter meisterhaft gekonnt, rief Kendal sich in Erinnerung.
Aber Jarrad Mitchell ist nicht Robert Harringdale, der unberechenbare Typ, den meine Mutter heiratete, räumte Kendal nun ein; im Übrigen, so gab sie zu, war sie von Jarrad noch kein einziges Mal angelogen worden.
Doch er hat nie entschieden geleugnet, eine Affäre mit Lauren zu haben, dachte sie erneut. Vor mehr als einem Jahr hatte er auf ihre ersten kritischen Bemerkungen halb belustigt reagiert, etwa derart, dass sie ihn ja für einen Supermann halten müsse, wenn sie glaubte, er könne bei all den langen Nächten, die er mit ihr im Bett verbrachte, noch Energien übrig haben für eine andere Frau.
Mit der Zeit hatte er dann mit mehr Groll reagiert und hatte es für
ihr
Problem gehalten, wenn sie ihn nicht besser kannte und ihm nicht das Maß an Vertrauen schenkte, das ihm eigentlich gebührte.
Könnte er ihr nicht doch Dinge verschwiegen haben? Oder hatte Ralph heute recht gehabt, dass Jarrad einfach nur sehr stolz war?
“Ja, bitte überrasch mich damit”, wisperte sie jetzt, und es war spürbar eine Bitte, die von Herzen kam, ohne jeglichen Beigeschmack von Bitterkeit oder Sarkasmus.
Einen Moment lang herrschte eine stumme Form von Verständigung zwischen ihnen, so stark, dass Kendal spüren konnte, wie es sie zu Jarrad zog und gleichzeitig auch er eine Bewegung auf sie zu machte. Aber da kam Teeny zurückgeeilt, und obendrein klingelte das Telefon, was die eigentümliche Atmosphäre, in der beide wie in einem Zauber gefangen waren, jäh zerstörte.
Kendal lauschte den Worten, die Jarrad nun am Telefon sprach. Einen Moment lang glaubte sie, einen leicht vibrierenden Ton in seiner tiefen ruhigen Stimme entdeckt zu haben und verspürte Freude und Genugtuung, dass sie anscheinend doch eine sehr starke Wirkung auf Jarrad hatte.
Doch sogleich wurde sie eines Besseren belehrt. “Das war Lauren”, verkündete er, als er vom Telefon zurückkam. “Es ist leider ein ziemlich ärgerliches Problem aufgetreten im Büro. Ich muss sofort hin und mich darum kümmern.”
“Wie, jetzt?” Kendal war herb enttäuscht; gleichzeitig drängte sich ihr der quälende Verdacht auf, dass nicht sie, sondern vielmehr Lauren jenen Tremor in seiner Stimme bewirkt hatte. “Kann sie denn nicht allein damit fertig werden?”
“Ich fürchte nein.” Er gab Kendal einen flüchtigen Kuss auf die Augenbraue, doch ihr erschien dies wie eine leere Geste, alldieweil er gleichzeitig seine Autoschlüssel aus der Hosentasche zog und schon so gut wie verschwunden war.
“Wenn man vom Teufel spricht …”, konnte sie sich nicht verkneifen, ihm noch hinterherzurufen. Trotzdem verabscheute sie sich selbst,
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