Julia Extra Band 0258
die glauben, nur weil ich ein Model bin und Kleider vorführe, würde ich mich für sie ausziehen, wann immer ihnen danach ist. Verlass mein Zimmer, bevor ich dich wegen sexueller Belästigung anzeige.“
In Leos Gesicht zeigte sich nicht die kleinste Regung. „Sei vorsichtig mit dem, was du sagst.“
„Hör auf, mir zu drohen. Ich muss mir keine Drohungen gefallen lassen, weder von dir noch von sonst jemandem – wie reich auch immer er sein mag.“
„Sag mir jetzt nicht“, wieder klang seine Stimme verächtlich, „das steht in deinem Vertrag.“
„Natürlich steht es darin“, schoss sie zurück. „Weil es bei Männern wie dir verdammt notwendig ist.“
„Genug. Du hast deinen Standpunkt sehr klar gemacht. Aber das nächste Mal, wenn du die wütende Jungfrau spielen willst, schlage ich vor, du tust das, bevor du einen Mann um Mitternacht in dein Schlafzimmer lockst.“
Nach einem letzten wütenden Blick verließ er das Zimmer.
Mit lautem Knall fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
Von einer kalten Wut geschüttelt, wie er sie selten zuvor erlebt hatte, eilte Leo den Korridor entlang.
Christos , was zur Hölle war eigentlich passiert?
In weniger als zehn Sekunden hatte sie sich von der sinnlichen Versuchung in einen Feuer speienden Drachen verwandelt.
Absicht?
Wenn es den kleinsten Hinweis gegeben hätte, das Ganze wäre inszeniert gewesen, hätte er …
Mit aller Gewalt musste er sich zwingen, seine zu Fäusten geballten Hände wieder zu öffnen.
Nein, sie war es nicht wert. Es war ihm egal, ob sie es inszeniert hatte oder nicht. Sollte sie sich doch an ihrer geretteten Tugend erfreuen. Theòs , an mehr würde sie sich heute Nacht aber auch nicht erfreuen.
Anna Delane konnte ihre kostbare Unschuld genießen, und er … er konnte kalt duschen.
Woher zum Teufel hätte ich wissen sollen, dass sie es nicht will?
Empörung stieg in ihm auf – und ein Gefühl von Ungerechtigkeit.
Schließlich war er doch kein unreifer Teenager mehr, der nicht wusste, ob eine Frau auf ihn reagierte oder nicht. Ganz eindeutig hatte Anna Delane auf ihn reagiert.
Warum dann diese Entrüstung?
Augenblicklich verdrängte er die Frage. Was scherte ihn die Antwort?
Sein Interesse an Anna Delane war erloschen.
Für immer.
4. KAPITEL
Noch als Anna in ihrem Bett lag, schlug ihr Herz heftig.
Wie hatte es nur dazu kommen können?
Wie hatte sie zulassen können, dass Leo Makarios ihr das antat? Er war auf sie zugegangen und hatte sie berührt. Und sie hatte nichts getan – nichts!
Ein Zittern schüttelte ihren Körper. Sie hatte tatsächlich zugelassen, dass er sie küsste, sie streichelte …
Eine ohnmächtige Wut stieg in ihr auf. Wut auf Leo Makarios.
Aber da war noch etwas anderes. Sie war wütend auf sich selbst.
Warum hatte sie sich ihm so hingegeben?
In ihrem Kopf erklang eine Stimme, die sie bis ins Mark erschütterte.
Weil du gar nicht gegen ihn kämpfen wolltest. Du hast ihn begehrt … Du wolltest seinen Mund auf deinem fühlen, wolltest seine Hände auf dir spüren, wolltest von ihm liebkost, von ihm erregt werden.
Entsetzt über sich selbst, schloss Anna die Augen. Und dann, ganz langsam, riss sie sich zusammen. Gut, sie hatte sich wie eine Idiotin verhalten, aber das Schlimmste war nicht passiert. Daran musste sie sich klammern.
Himmel, sie war ihm nur so knapp entkommen, dachte sie, als sie die Augen wieder öffnete und in die Dunkelheit starrte.
Aber sie war entkommen – daran musste sie sich erinnern. Gerade noch rechtzeitig war sie zur Vernunft gekommen.
Und jetzt war sie sicher.
Ganz allmählich beruhigte sich ihr Herzschlag.
Niemals wieder würde Leo Makarios sie dem Abgrund so nahe bringen.
Niemals.
„Taucht eure Hände ein. Und jetzt hebt sie heraus … Ja. Haltet sie hoch! Hoch!“
Wie befohlen, hielt Anna ihre Hände in die Luft. Genau wie die drei anderen Models. Sie standen an dem großen Eichentisch in der Eingangshalle des Schlosses. Bis vor ein paar Sekunden hatten sie ihre Hände in eine goldene Schüssel gesteckt, die bis zum Rand mit Diamanten, Smaragden, Rubinen und Saphiren gefüllt war. Jetzt baumelten Armbänder, Ketten und Ohrringe an ihren Fingern.
„ Basta!“ , rief Tonio Embrutti, während er gleichzeitig den Stylisten und seine Assistenten zu sich winkte. „Und jetzt will ich, dass ihr die Juwelen über die Schultern, die Haare, die Arme und den Busen drapiert. Nicht feststecken, nur drapieren.“
Schweigend ließ Anna die Prozedur über sich ergehen.
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