Julia Extra Band 0258
aktuelle Gespielin gerade in ihr Hautecouturenegligee schlüpfte und ihre Nägel polierte. Reiche Männer, das hatte sie die Zeit als Model gelehrt, taten seltsame Dinge zu seltsamen Zeiten.
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er den Rest seiner Mahlzeit verzehrte. Ohne ein einziges Gramm Fett und voller Energie, schien sein Körper nur aus Muskeln zu bestehen. Wer auch immer auf ihn wartete, ihr stand eine aufregende Nacht bevor …
Nein – hör auf damit, warnte sie sich, bevor sie den Gedanken weiter verfolgen konnte. Je weniger sie über Leo Makarios’ Sexleben nachdachte, desto besser.
Leo nahm das Weinglas in die Hand und lehnte sich zurück.
„Sie trinken gar keinen Wein“, stellte er fest.
„Verschenkte Kalorien.“
Wieder runzelte er die Stirn. „Warum kasteien Sie sich so?“
„Manche Models haben einen schnellen Stoffwechsel und können essen, was und so viel sie wollen, ohne zuzunehmen. Jenny ist so jemand. Ich hingegen nehme jedes Gramm zu, das ich esse.“ Sie zog eine kleine Grimasse. „Ich esse, wenn ich in Rente gehe.“
Warum unterhalte ich mich mit ihm? Ich will doch, dass er verschwindet.
„In Rente gehen? Wie alt sind Sie?“
Jetzt verzog sie richtig das Gesicht. „Für die Maßstäbe des Modelgeschäfts alt. Die Jungen sind die Stars – je jünger, desto besser.“
„Lächerlich! Wer will schon die Knospe, wenn er die erblühte Blume haben kann?“
„Modelagenturen“, erwiderte sie kurz angebunden. „Junge Mädchen sind gefügiger – leichter zu kontrollieren und noch leichter auszubeuten. Modeln ist ein hässliches Geschäft.“
„Und doch …“, sein Blick ruhte auf ihr, „… fahren Sie damit ganz gut.“
„Ich habe überlebt“, berichtigte sie ihn. „Aber ich will nicht undankbar sein. Modeln hat sich für mich tatsächlich als gut bezahlte Karriere erwiesen.“
Sofort legte sich ein verschlossener Ausdruck über sein Gesicht. „Geld ist Ihnen wichtig?“
„Ich wäre ziemlich dumm, wenn es nicht so wäre! Ich kenne Models, die ihr Geld mit beiden Händen zum Fenster hinausgeworfen haben. Am Ende hatten sie nichts mehr.“
„Aber Sie sind klüger?“
„Ich hoffe es.“ Offen erwiderte sie seinen Blick, doch seine Miene blieb verschlossen.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, veränderte sie sich.
Und Anna stockte der Atem.
Sie fühlte, wie sie mit den Händen die Lehnen des Sessels umfasste. Fühlte, wie sich ihre Muskeln anspannten, als sie aufstand. Und er tat dasselbe.
Er stand auf und kam auf sie zu.
Noch nie hatte sie ein Mann so angesehen, wie Leo Makarios es jetzt tat.
Ganz schwach fühlten sich ihre Beine an, und ihr Herz schlug heftig. In ihrem Kopf rief eine Stimme immer wieder „Gefahr“. Aber es gelang ihr nicht, auf diese Warnung zu reagieren.
Er trat noch einen Schritt näher. Dabei hielt sein Blick den ihren gefangen.
Immer noch konnte sie nicht atmen, sich nicht bewegen. Still wie eine Statue stand sie unbeweglich da. Die Lippen leicht geöffnet, starrte sie auf sein Gesicht, seinen Mund, auf die gelockerte Krawatte, das am Hals offene Hemd, während Wellen der Sehnsucht ihren Körper durchliefen und schwächten.
Leo blieb stehen und streckte eine Hand nach ihr aus. Mit einer langsamen, kontrollierten Bewegung streichelte er nur mit dem Zeigefinger über ihre Wange.
Dort, wo er sie berührte, schien ihre Haut zu schmelzen. „Du bist wirklich außerordentlich schön“, sagte er. Seine dunklen Augen funkelten. Tief und schwarz, wie ein verheißungsvoller Abgrund, zogen sie Annas Blick auf sich. „Außerordentlich“, wiederholte er.
Diesedunklen Augen brachen ihre Willensstärke. In ihren funkelnden Tiefen lag etwas, was sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Sehnsucht.
Nicht Lust.
Nur Sehnsucht. Sehnsucht, die mit einer klaren, unentrinnbaren, unwiderstehlichen Flamme brannte …
Nichts, wirklich nichts , was sie jemals gefühlt hatte, entsprach dem, was sie jetzt empfand.
Langsam öffneten sich ihre Lippen, als hätte sie nicht die Kraft, ihren Mund zu verschließen. Ihre Augenlider flackerten, ihre Pupillen waren viel größer als sonst.
„Außerordentlich“, murmelte er ein drittes Mal.
Seine Hand hielt auf einmal ihren Nacken, die andere ihre Hüfte. Dann legte er seinen Mund auf ihren, und ohne den geringsten Widerstand glitt seine Zunge in ihre seidige Höhle.
Für einen zeitlosen herrlichen Moment genoss Leo das Gefühl, ihren Mund zu erkunden. Seidig, sinnlich und sehr, sehr erregend.
Nicht, dass er
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