Julia Extra Band 0258
verlieben.
Ja, das würde sie ihm sagen, auch wenn es nicht stimmte. Sie war bereits bis über beide Ohren in ihn verliebt.
So viel an ihm gefiel ihr: sein inniges Verhältnis zu seiner Schwester und den Zwillingen. Wie ihr zu Mute war, wenn er sie in die Arme nahm. Sein Lächeln, die Art, wie er sie neckte.
Auch Prinzessinnen schnarchen. Sie musste lachen, als sie wieder daran dachte, obwohl jede Anspielung auf ihren Titel sie normalerweise in die Defensive drängte.
Seit jener unglückseligen Party verursachte ihr der bloße Gedanke an neue Schlagzeilen Magenkrämpfe. Doch wenn Jace sie Prinzessin nannte, machte es ihr nichts aus. Sie hatte das Gefühl, als könne sie, mit ihm zusammen, allen die Stirn bieten – der Presse, Tanner, sogar ihrem Vater. Nichts machte ihr Angst.
Für Jace war sie Emilia, sonst nichts. Emilia Dillon, die Frau, die sie sein wollte.
Seit Jahren sagte sie sich, dass sie vor der Bestimmung, für die sie auf die Welt gekommen war, nicht davonlief, sondern nur versuchte, sie selbst zu sein. Ihre Mitmenschen sahen das anscheinend anders, und vielleicht hatten sie damit sogar Recht.
Nun, mit dem Davonlaufen – wenn sie es wirklich tat – war es vorbei. Sie war bereit, ihre Probleme in Angriff zu nehmen – das mit Tanner als Erstes.
„Da bist du ja endlich!“ Cara und Shey kamen aus dem Buchladen. „Wo warst du die ganze Zeit?“
Sie lächelte. Wie Jace sahen ihre Freundinnen den Menschen in ihr und nicht das Symbol einer wirklichkeitsfremden, privilegierten Welt.
„Ich war mit Jace zusammen und habe bei ihm übernachtet. Ich brauchte Zeit zum Überlegen.“
„Tanner ist außer sich“, sagte Shey. „Seine Leute haben überall nach dir gesucht.“
„Ich bin Tanner keine Rechenschaft schuldig“, erwiderteEmilia mit einem Schulterzucken.“
„Wir haben uns auch um dich gesorgt“, sagte Cara sanft.
„Das tut mir sehr Leid“, entgegnete sie schuldbewusst. „Ich wollte euch nicht beunruhigen.“
„Hauptsache, du bist in Ordnung“, sagte Shey. Einen Moment sah es aus, als wolle sie den Arm um Emilia legen, doch dann stieß sie der Freundin stattdessen mit der Faust an die Schulter und steckte die Hände in die Taschen.
Emilia lächelte. Shey war eine Seele von Mensch, sie verbarg es nur gern hinter einer betont burschikosen Haltung. „Weißt du, wie ich ihn erreichen kann?“, fragte sie.
„Ja, ich habe seine Handynummer“, erwiderte Shey ein wenig widerwillig.
„Könntest du ihn für mich anrufen und ihm ausrichten, er soll um elf zu mir in die Wohnung kommen? Es wird Zeit, diese Farce endlich zu beenden.“
„Was machst du bis elf?“
„Als Allererstes trinke ich einen Kaffee, und dann telefoniere ich mit meinem Vater. Mit dem Versteckspielen und Davonlaufen ist es vorbei.“ Sie zwinkerte Cara zu, die ihr mit einem kleinen Nicken antwortete. Sie wusste, woran Emilia dachte: Laufen war Laufen – in welche Richtung auch immer.
„Und ich werde mich bei niemandem dafür entschuldigen, dass ich so leben möchte, wie ich es will. Tanner muss sich eine andere Verlobte suchen. Und was Dad betrifft …“, sie holte tief Luft, „… ich brauche weder meinen Titel noch sein Geld, solange ich seine Tochter bleibe. Wenn er das nicht verstehen kann …“ Sie verstummte und schluckte.
„Dann ist er selbst für seinen Verlust verantwortlich“, ergänzte Cara leise. „Aber ich glaube nicht, dass es so weit kommen wird. Dein Vater liebt dich genauso wie du ihn. Ihr werdet euch schon einigen.“
„Das glaube ich auch“, stimmte Shey zu und gab Emilia noch einen Schubs. „Ich bin froh, dass du endlich so weit bist. Ich habe mich schon gefragt, wie lang du noch brauchen wirst.“
„Bis heute, nicht länger.“ Ihre Mutter hatte Recht: Vielleicht fand sie ja einen Weg, Pflichten und Wünsche miteinander zu vereinbaren.
„Können wir dir helfen?“, fragte Cara.
„Danke für das Angebot, aber das ist nicht nötig.“ Plötzlichstiegen ihr Tränen in die Augen. „Ihr wisst, wie viel ihr mir bedeutet, nicht wahr?“
Emilia hielt sich zwar nicht für so hart, wie Shey zu sein glaubte, doch sie ließ ihren Gefühlen nur selten freien Lauf. Aber in diesem Moment fiel es ihr schwer, die Kontrolle nicht zu verlieren. Sie wusste, wie nahe sie sich standen, dass jede von ihnen für die anderen da war, was immer auch geschah.
„Und du uns“, sagte Cara. Shey nickte nur.
„Gut“, erwiderte Emilia betont forsch, um die Emotionen in Schach zu halten. „Kommt
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