Julia Extra Band 0258
meinem Repertoire.“
Tanner und Shey, dachte Emilia. Interessant. Es sieht so aus, als hätte ich da etwas in Gang gesetzt. Vielleicht brauche ich gar kein schlechtes Gewissen zu haben. Schweigend hörte sie zu, wie Cara und Shey sich weiter ereiferten und Shelly über ihre Mätzchen lachte.
Warum war es unter Freundinnen so einfach, miteinander auszukommen und sich zu verstehen? Warum konnte es in der Liebe nicht ebenso sein?
Shey, Cara und jetzt auch Shelly … Wie glücklich sie sich schätzen konnte, ihre Freundinnen zu haben. Als sie sich ein wenig später auf den Heimweg machte, fühlte sie sich besser, und zum ersten Mal seit einer Woche verspürte sie auch wieder Hoffnung.
Cara hatte sich nicht getäuscht: Sie liebte Jace, und Liebe war nicht einfach.
Diesmal war er derjenige, der davonlief, und niemand half ihm, das einzusehen. Sie hatte ihre Freundinnen – er war allein.
Vielleicht konnte sie ihm helfen und ihn dazu bringen, stehen zu bleiben und nachzudenken. Sie wusste, dass er mehr für sie empfand, als er sich selbst eingestand, trotz allem Gerede von Unterschieden und anderen Welten.
Sie beschloss, nicht nach Hause zu gehen, sondern zu ihm. Als sie die Straße überquerte, sah sie einen Mann auf sich zukommen. Im ersten Moment dachte sie, es sei Jace, und ihr Herz begann, höher zu schlagen.
Dann erkannte sie Michael, ihren Bruder.
Sie erinnerte sich, dass ihre Mutter etwas von seinem Staatsbesuch in Amerika erwähnt hatte, und dass er bei ihr vorbeischauen wollte.
„Michael!“ Sie lief auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.
Er nahm sie in die Arme. „Ich war nicht sicher, ob du dich über meinen Besuch freuen würdest.“
„Wie kannst du so etwas sagen? Du fehlst mir, ihr alle fehlt mir.“ Sie zog ihn neben sich auf eine Parkbank und fragte: „Wie lange bleibst du?“
„Nur einen Tag. Ich war in Washington und muss morgen Nachmittag weiter nach New York. Aber die Gelegenheit, dich zu sehen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.“
„Das will ich auch schwer hoffen. Weißt du, dass ich in ein paar Wochen nach Hause fliege?“
„Ja, Vater erwähnte es am Telefon. Ist es für immer?“
„Nein, nur zu Besuch. Um einen Kompromiss für die Zukunft auszuarbeiten.“
Michael drückte sie an sich. „Du weißt nicht, wie sehr wir dich vermissen.“
„Und ich euch. Es ist eine Ewigkeit her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Komm, erzähl. Was hast du in der Zwischenzeit angestellt?“
Es wurde eine lange Unterhaltung. Sie sprachen über alles Mögliche, Wichtiges und Unwichtiges – wie Bruder und Schwester eben nach langer Trennung. Emilia hatte das Gefühl, zu Hause zu sein, und sie erkannte erneut, wie sehr ihre Familie ihr gefehlt hatte.
Sie erzählte ihm von Shey und Cara und zu ihrer Überraschung auch von Jace. „Ich weiß, es klingt verrückt. Aber es geschah alles so wahnsinnig schnell.“
Michael schüttelte den Kopf. „In der Liebe geht es nicht nach Plan. Wenn sie kommt, dann unerwartet. Und so, wie du dich anhörst, hat es dich erwischt. Bei Mom und Dad war es genauso.“
„Ich weiß. Leider ist Jace ziemlich dickköpfig.“
„Eine Eigenschaft, die dir natürlich völlig fremd ist.“
Emilia schmunzelte. „Ich bin nicht dickköpfig, nur entschlossen.“
„Bist du sicher, dass du ihn liebst?“
„Ja.“
„Warum sitzt du dann noch hier mit mir im Park?“
„Ich dachte, wir würden zusammen essen gehen.“
Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich habe das Gefühl, dass du in Gedanken ganz woanders bist. Morgen ist auch noch ein Tag. Geh jetzt und sag ihm, dass du ihn liebst.“
„Davon will er nichts hören.“
Michael lachte. „Seit wann hindert dich das daran zu sagen, was du denkst?“
„Da hast du auch wieder Recht. Aber morgen sehen wir unsdoch noch, nicht wahr?“
„Ganz bestimmt. Und wenn du nach Eliason kommst, dann holen wir Versäumtes nach, das verspreche ich.“
Emilia drückte ihn und stand auf. „Ich freue mich schon. Drück mir jetzt die Daumen, bitte.“
„Das werde ich, obwohl es meiner Meinung nach nicht nötig ist.“
Sie winkte ihm zu und machte sich auf den Weg zu Jace. Wie, das wusste sie noch nicht, aber sie würde ihn davon überzeugen, dass es trotz aller Unterschiede gut gehen konnte – wenn sie nur wollten. Wie Cara sagte: Das Glück fällt einem nicht in den Schoß.
10. KAPITEL
Liebe ist harte Arbeit.
Der Satz ging Emilia nicht aus dem Kopf, während sie nach einem Taxi Ausschau hielt. Jetzt, da
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