Julia Extra Band 0258
gereizt, und manchmal stieß sie Tanners Namen mit solcher Heftigkeit aus, dass Emilia fast Mitleid mit ihrem Exverlobten bekam.Sie konnte ein leises Schuldgefühl nicht unterdrücken: Ihretwegen waren Shey und Tanner sich begegnet.
Cara sagte nichts, sie seufzte nur, was ihr einen missbilligenden Blick von Emilia und Shey einbrachte.
„Schaut mich nicht so an. Kann ich etwas dafür, dass ihr Probleme mit euren Männern habt und ich nicht? Ich bin eben noch auf der Suche nach dem Mann meiner Träume.“
„Wir auch“, erwiderten Shey und Emilia im Chor.
Emilia hatte geglaubt – gehofft –, ihn gefunden zu haben. Aber Jace sah nur, was sie und ihn voneinander trennte, nicht, was sie verband.
„Stellt euch nicht so an“, sagte Cara ungewohnt nachdrücklich. „Es läuft nicht immer alles so, wie ihr wollt. Na und? Liebe ist kein Kinderspiel.“
„L…Liebe?“, stotterte Emilia.
„Ja, Liebe. Ihr zwei seid bis über beide Ohren verliebt.“
„Ich nicht!“, behauptete die Prinzessin im Brustton der Überzeugung, dann warf sie Shey heimlich einen Blick zu. War es möglich, dass sich ihre forsche Freundin in Tanner verliebt hatte?
„Ich auch nicht“, verkündete Shey. Ihre Stimme klang ebenso unecht wie Emilias.
Cara musterte die beiden einen Moment, dann lachte sie. „Vielleicht könnt ihr euch selbst etwas vormachen, aber nicht mir – ich kenne euch zu gut. Die Symptome sind eindeutig.“
„Was für Symptome?“
Cara hob eine Hand und begann, an den Fingern abzuzählen: „Ihr seid launisch. Ihr schimpft auf die Männer. Sobald von Jace oder Tanner die Rede ist, habt ihr diesen weltfremden Blick, und gleich darauf werdet ihr wütend. Das alles sind untrügliche Zeichen … Ihr seid beide so verliebt, dass ihr nicht mehr wisst, wo vorn oder hinten ist. Aber …“, sie nickte ihnen aufmunternd zu, „… so, wie ich euch kenne, werdet ihr die Lösung schon finden.“
„Das würde mich wundern“, sagte Emilia düster. „Jace hat Schluss gemacht.“
„Und Tanner …“ Shey verstummte, als die Tür aufging und Shelly in die Buchhandlung kam.
„Ich bin nebenan fertig. Brauchen Sie mich noch?“
„Ich glaube nicht“, erwiderte Emilia. „Wie wär’s, wenn wiruns duzen, Shelly?“
„Gern.“
„Wie gefällt dir dein neuer Job? Kommst du gut zurecht?“
„Wieso? Habe ich etwas falsch gemacht?“
„Ich frage nur … na ja, wegen Jace und mir.“
„Das ist eure Angelegenheit, nicht meine. Du hast mich eingestellt, und alles andere geht mich nichts an. Außerdem habe ich genug mit mir selbst zu tun.“
„Macht Hal Schwierigkeiten?“
„Ja, aber das ist normal. Es geht ihm gegen den Strich, dass ich die Scheidung eingereicht habe, nicht er. Aber damit komme ich zurecht.“
„Um was geht es dann?“, fragte Cara und musterte Shelly aufmerksam. „Hast du etwa auch Männerprobleme?“
Die junge Frau nickte widerwillig. „Ich … Ich habe jemanden kennen gelernt, und er will einfach nicht verstehen, dass es noch viel zu früh für mich ist. Die Scheidung liegt noch nicht einmal eine Woche zurück, wie kann ich da schon an jemand anderen denken?“
„Männer!“, brummte Shey. „Mit denen lässt es sich einfach nicht leben.“
„Genauso wenig wie ohne sie“, sagte Cara.
„Irrtum“, widersprach Emilia. „Ob man ohne sie leben kann oder nicht – man kann auf keinen Fall mit ihnen leben.“
„Ich sage ja … Männer!“ Viel sagend verdrehte Shey die Augen.
„Euch ist nicht zu helfen“, engegnete Cara. „Alles, was ich höre, ist hohles Gerede. Was erwartet ihr? Dass euch alles in den Schoß fällt? Liebe ist harte Arbeit, und warum auch nicht? Um Dinge, die einem etwas bedeuten, muss man kämpfen. Seht euch Monarch’s an und Titles. Habt ihr schon vergessen, wie hart wir arbeiten mussten? Und dabei sprechen wir nur von einer Buchhandlung und einem Coffeeshop. Jetzt geht es um euer Glück, und ihr glaubt, dass euch alles allein zufliegen wird.“
„Du hast gut reden“, murrte Shey, und Shelly nickte.
Emilia sagte nichts, doch insgeheim gab sie den beiden Recht. Cara war ungebunden und brauchte sich mit der männlichen Psyche nicht auseinanderzusetzen.
„Möglich, aber eins weiß ich: Wenn ich dem Richtigen begegne, dann werde ich um mein Glück kämpfen, anstatt zu jammern– so wie ihr.“
„Was heißt hier jammern?“, entrüstete sich Shey. „Meckern und streiten oder den Leuten über den Mund fahren, das akzeptiere ich. Aber jammern gehört nicht zu
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