Julia Extra Band 0258
serviert wurde. Emilia mag keine Puppen, die wie Prinzessinnen aussehen? Kein Problem, sie bekommt Mickymäuse – genug, um ein ganzes Zimmer damit auszustaffieren. Sie will nicht als Prinzessin in der Öffentlichkeit stehen? Daddy verschafft ihr einen falschen Namen, damit sie in Erie wie jede andere Studentin die Uni besuchen kann. Er bezahlt Unsummen, um ihr Inkognito aufrechtzuerhalten. Was Emilia will, das bekommt sie. Du weißt nicht, wie es ist, sich etwas zu wünschen und es nicht zu bekommen. Oder was es heißt, einen Vater zu haben, der seine Familie, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach im Stich lässt. Meine Mutter konnte zusehen, wie sie allein fertig wurde. Als Shelly und ich klein waren, hat es vorn und hinten nicht gereicht. Das ist einer der Gründe, warum wir uns so nahe stehen. Wir wissen, wie es ist, um etwas kämpfen zu müssen.“
„Und du glaubst, dass ich das nicht verstehe? Nur, weil ich nicht so aufgewachsen bin wie du?“, flüsterte Emilia kaum hörbar.
„Was du nicht verstehst, ist, dass wir derart verschieden sind, dass es auf die Dauer nicht gut gehen kann.“
„Nur, weil deine Eltern geschieden wurden …“, begann sie, doch Jace ließ sie nicht ausreden.
„Nicht nur meine Eltern, Shelly ging es nicht besser. Sie hat einen Mann aus einem anderen Milieu geheiratet, und das Resultat ist dir bekannt. Das war auch der Grund, warum ich mich verspätet habe – ich musste zwischen ihr und Hal Schiedsrichter spielen. Weißt du, was es heißt, zwei Menschen, die sich ewige Liebe geschworen haben, zuzusehen, wie sie sich gegenseitig in Stücke reißen? Und schuld daran ist nur die unterschiedliche Herkunft, sonst nichts.“
„Es muss nicht immer so sein“, sagte Emilia leise.
Er lachte nur, hart und bitter, wie sie es noch nie von ihm gehört hatte. „Erzähl mir keine Märchen. Und nach dem, was ich gerade miterlebt habe, willst du über uns sprechen? Eins kann ich dir sagen, Prinzessin: Im Vergleich zu meinen Eltern oder Shelly und Hal sind wir – du und ich – Lichtjahre voneinander entfernt.“
„Du weißt nicht, was du redest.“
„ Ich weiß es, aber du nicht. Warum wirst du nicht erwachsen und tust, was man von dir erwartet? Warum gehst du nicht nach Hause, Prinzessin?“ Er drehte sich um, verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
„Ich bin zu Hause“, flüsterte Emilia in die leere Wohnung. „Ich bin zu Hause.“
Jace fuhr zum Hafen. Er fand eine Parklücke und stellte den Motor ab. Dann saß er im Auto und starrte auf die Lichter auf dem See.
Ihm war speiübel.
Immer wieder sah er Emilias Gesicht vor sich, die Enttäuschung in ihren Zügen. Er hatte erwartet, dass sie mit Zorn reagieren würde, vielleicht mit Gekränktheit. Dass sie von ihm enttäuscht sein könnte, war ihm nicht in den Sinn gekommen.
Er hatte nur getan, was sein musste. Eine Alternative gab es seiner Meinung nach nicht.
Als Hal die Zwillinge in seinem BMW abholen kam, war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Für Shellys Ex zählten nur Rang und Geld. Seine Schwester hatte weder das eine noch das andere. Und diese Kluft ließ sich nicht überbrücken, ebenso wenig wie damals bei seinen Eltern.
Wie um alles in der Welt kam er nur auf die Idee, dass es bei Emilia und ihm anders sein könnte?
9. KAPITEL
„Männer!“, knurrte Emilia.
Eine Woche war seit dem Gespräch mit Jace vergangen. Als er aus der Wohnung stürmte, sagte sie sich, dass es besser so wäre – wahrscheinlich hätten sie sich letztendlich, trotz aller Gefühle, doch nur wehgetan.
Aber die letzten sieben Tage hatten ihr gezeigt, wie sehr sie ihn vermisste. Ihn nicht mehr zu sehen schmerzte mehr als alles andere.
Wie war es möglich, dass er nach so kurzer Zeit derartigen Raum in ihrem Leben einnahm?
Sie gehörte nicht zu den Frauen, die an Liebe auf den ersten Blick glaubten.
Und dennoch – war es nicht das, was ihre Eltern erlebt hatten? Diese instinktive Gewissheit, füreinander bestimmt zu sein? Eine Gewissheit, die sich im Lauf der Jahre nur noch verstärkt hatte.
Das war es, was Emilia herausfinden wollte: ob die Gefühle, die sie und Jace füreinander empfanden, ebenso dauerhaft sein konnten.
Aber Jace hatte Angst und scheute vor dem Versuch zurück.
„Männer!“, wiederholte sie.
„Ja, Männer“, bekräftigte Shey. Ihre Stimme klang noch mürrischer als die ihrer Freundin.
Seit Tagen versuchten Emilia und Cara dahinterzukommen, was Shey bedrückte. Sie war niedergeschlagen und
Weitere Kostenlose Bücher