Julia Extra Band 0258
vor, „während sich dieser Haufen hier in der Küche nützlich machen kann.“
So zogen sich Jo und Hugh mit den Kaffeetassen in der Hand auf die hintere Veranda zurück. Sie lehnten sich gegen das Geländer und schauten auf den blühenden Jasmin. Es tat gut, eine Weile zu stehen, sich strecken zu können. Jo hatte das Gefühl, viel zu viel gegessen und getrunken zu haben.
Zuerst redeten sie nicht miteinander, und sie fühlte sich ein wenig unbehaglich mit ihm allein, nachdem sie ihn zuvor mit ihrer lauten Familie geteilt hatte.
Schließlich sagte er: „Ihre Familie ist faszinierend.“
„Finden Sie das wirklich? Es muss ganz schön anstrengend sein, sie alle auf einmal kennen zu lernen.“
Er lächelte und schüttelte den Kopf. „Sie haben ziemliches Glück, mit einer so fröhlichen Bande aufgewachsen zu sein. Alle sind so entspannt und lässig.“
Sie zuckte die Achseln. „Es gibt auch Probleme. Aber Weihnachten macht immer Spaß.“
„Ich bin erstaunt, dass sie einen Fremden, über den sie gar nichts wissen, so herzlich aufnehmen.“
Das ist wahr, dachte sie. Hugh hatte ihr zwar persönliche Dinge über Ivy anvertraut, um ihre Hilfe zu gewinnen, aber darüber hinaus wusste sie nichts von ihm.
„Sie haben keine große Familie?“, fragte sie.
„Nicht, wenn es um Geschwister geht. Ich bin ein Einzelkind. Wahrscheinlich haben mich deshalb Großfamilien schon immer fasziniert.“
„Manchmal beneide ich Einzelkinder. Hin und wieder wäre es schön, diese Privatsphäre zu haben. Andererseits verbringe ich ohnehin die meiste Zeit bei meiner Arbeit in der City.“
Er hob eine Augenbraue und sah sie fragend an, aber er gab seiner Neugier im Gegensatz zu ihr nicht nach, und so entstand ein etwas peinlicher Moment, in dem sich beide bewusst waren, dass ihr Gespräch stockte.
Hugh starrte in die Ferne hinaus.
„Denken Sie an Ivy?“, fragte Jo.
Zuerst schien er überrascht, dann lächelte er. „Wie sind Sie darauf gekommen?“
„Weibliche Intuition.“ Sie trank ihren Kaffee aus. „Es muss wirklich ein Schock sein, wenn man plötzlich erfährt, dass man eine fünfjährige Tochter hat.“
„Oh ja, es war ein Schock.“ Auch er trank aus, bat in seiner höflichen Art um Jos Tasse und stellte beide auf einem nahen Tisch ab.
„Ich fühle mich so unvorbereitet auf das Treffen mit Ivy“, gestand er. „Ich hasse dieses Gefühl. Wie in aller Welt soll ein Junggeselle damit klarkommen, plötzlich ein Kind zu haben?“
„Er stellt ein Kindermädchen ein?“
„Oh ja“, versetzte er mit einer komischen Grimasse. „Ein Kindermädchen ist unabdingbar. Aber trotzdem muss ich lernen, ein Vater zu sein.“
„Immerhin ist Ivy kein Baby mehr. Sie kann ihre Bedürfnisse äußern. Ich bin sicher, sie werden gute Freunde.“
„Aber was ist, wenn Ivy eine fürchterliche Szene macht? Wenn sie während des ganzen Flugs nach London weint?“
„Guter Gott“, rief Jo. „Sie sind wirklich ein wandelndes Beispiel für positives Denken.“
Einen Moment wirkte er erstaunt, dann lächelte er. „Sie haben Recht. Normalerweise sehe ich nicht so schwarz. Ich sollte in der Lage sein, die Situation zu meistern.“ Sein Lächeln wurde geradezu teuflisch. „Mit der Hilfe einer Expertin.“
Na toll. „Denken Sie einfach daran, dass Ivy Ihr Fleisch und Blut ist“, sagte Jo. „Sie ist also vermutlich aus Ihrem Holz geschnitzt.“
„Was bedeutet, dass sie reizend, wohlerzogen, ausgeglichen, hübsch und hochintelligent ist.“
„Sie haben eingebildet vergessen.“
Hugh lachte leise und schaute dann plötzlich hoch, so, als habe er etwas vollkommen Faszinierendes über Jos Kopf entdeckt. „Ist das ein Mistelzweig, der da über Ihnen hängt?“
Sie folgte seinem Blick. Tatsächlich hing etwas Grünes von dem Haken im Verandadach. „Das war vermutlich einer meiner Brüder.“ Sie zuckte mit den Achseln und versuchte, das Ganze ins Komische zu ziehen, aber als sie zu Hugh schaute,lächelte er, und etwas an diesem Lächeln jagte Schauer über ihren Rücken.
Hugh zuckte leicht die Schultern, doch seine Augen ließen sie nicht los, während er mit seiner verführerisch tiefen Stimme murmelte: „Traditionen sind unheimlich wichtig, Jo. Und Sie stehen unter einem Mistelzweig, und es ist Weihnachten.“
Ihr Herz machte einen Satz.
3. KAPITEL
Es lag etwas Dunkles, Gefährliches in Hughs Blick, und das bereitete Jo weiche Knie. Dennoch trat sie einen Schritt auf ihn zu, woraufhin er eine Hand um ihren Ellenbogen
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