Julia Extra Band 0258
Vorspeise, dann ebenso langsam den Hauptgang und suchte sich anschließend sehr sorgfältig einige Käsestücken aus.
Endlich lehnte er sich zurück und schwenkte das Glas mit Brandy in seiner Hand. Vor ihm stand eine Tasse Kaffee, und er sah sie interessiert an.
„Sagen Sie“, meinte er plötzlich, „warum haben Sie das Armband gestohlen?“
Anna wandte den Kopf. „Das geht Sie nichts an“, erwiderte sie.
Einen Moment starrte Leo Makarios sie einfach nur an, als ob er nicht glauben konnte, was sie gesagt hatte. Dann blitzte Wut in seinen Augen auf, die jedoch sofort wieder verschwand.
Er lachte. Ein ungläubiges Lachen, ohne die geringste Spur von Humor.
„Sie sind wirklich ein merkwürdiger Mensch“, sagte er langsam. „Wollen Sie mir nicht sagen, dass es für Ihre kranke Großmutter oder so etwas war? Um eine Operation zu bezahlen?“
Gleichgültig sah sie ihn an. „Nein.“ Ihre Stimme war ausdruckslos, doch in ihrem Innern tobte ein Wirbelsturm an Emotionen. Zum Glück hatte sie ihm nichts von Jenny erzählt. Jetzt wusste sie, wie er auf ihre Geschichte reagiert hätte. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich.
„Was soll die Fragerei? Sie haben mich vor die Wahl gestellt – Sie oder die Polizei. Hier bin ich. Worauf warten Sie? Sie habenIhr Abendessen gehabt – warum noch länger trödeln? Bringen wir die Sache hinter uns!“
Wieder ruhten seine Augen auf ihr, mit einer Miene, die sie nicht deuten konnte. Dann stellte er abrupt den Brandy auf den Tisch und stand auf.
„Gut. Zeit fürs Bett, Miss Delane. Möge die Wiedergutmachung beginnen.“
Lag Spott in seinen Worten? Sie konnte es nicht genau sagen. Aber es interessierte sie auch nicht.
Das war es also. Kein angespanntes Warten und keine Ausflüchte mehr.
Sie ging mit Leo Makarios ins Bett.
Um Sex mit ihm zu haben.
Vorsichtig stand Anna auf. Ihr Herz wirkte seltsam gefühllos.
Vor ihm ging sie in die Villa, jeder ihrer Schritte erzeugte einen lauten Widerhall auf dem Marmorboden. Anstandslos ließ sie sich eine kurze Treppe hinauf in ein Zimmer führte. Offensichtlich seines.
Einen Augenblick stand sie in der Mitte und war nicht sicher, was sie jetzt tun sollte. Vor ihr stand ein großes Bett, aber es war kein Himmelbett wie das in ihrem Zimmer. Dank der Klimaanlage war die Luft kühl, wenn auch nicht so kalt wie in ihrem Zimmer. Auf beiden Seiten des Bettes standen niedrige Lampen, die den Raum in ein intimes Licht hüllten.
„Warten Sie dort.“
Stumm gehorchte sie. Er ging in das angrenzende Badezimmer. Sie hörte das Geräusch von fließendem Wasser. Unbeweglich blieb sie auf ihrem Platz stehen. Sie konnte weder denken noch fühlen. Sie stand in Leo Makarios’ Schlafzimmer und wartete darauf, dass er aus dem Badezimmer kam und sie mit in sein Bett nahm. Das war unmöglich.
Und doch passierte es.
Jetzt.
Heute Nacht.
Sie sollte irgendetwas fühlen, das wusste sie – aber sie empfand nichts. Überhaupt nichts.
Leo kam aus dem Bad, in einem weißen Bademantel, der ihm nur bis zu den Knien reichte.
Reglos sah sie zu, wie er – ihr kaum Beachtung schenkend – zu seinem Bett ging, die Decken zurückschlug und sich ungerührtins Bett legte.
Die Zeit schien stillzustehen. Als ob die Welt aufgehört hätte, sich zu drehen.
Seine Augen waren dunkel. Seine Miene unbewegt.
Doch etwas in seinen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken.
In die Stille hinein sagte er sanft zwei Worte.
„Komm her.“
Für die Dauer eines Herzschlages bewegte Anna sich nicht. Irgendwo, tief in ihrem Kopf, formten sich Worte. Sehr leise. Sie befahlen ihr wegzulaufen, zu schreien, diesen Mann zu beschimpfen, der sich wie ein Pascha gegen die Kissen lehnte und auf seine Sklavin wartete, die ihm Vergnügen bereiten sollte.
Doch die Worte verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren. Sie durfte ihnen kein Gehör schenken. Wenn sie das tat, war Jenny verloren.
Langsam, wie eine Puppe, ging Anna auf ihn zu.
Da war etwas in seinen Augen, dunkel und versteckt, das das Prickeln auf ihrer Haut noch verstärkte, ihre Atmung beschleunigte und ihr Blut schneller durch die Adern fließen ließ.
Leos Stimme war nur ein Flüstern.
„Oh Anna Delane, du hast keine Ahnung, wie sehr ich das genießen werde.“
Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie zu sich. Sie setzte sich, ihm halb zugewandt, auf die Bettkante.
Langsam, ohne den Blick von ihr abzuwenden, hob er die Hände und zog die Spange aus ihrem Haar. In langen Wellen fiel es ihr
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