Julia Extra Band 0258
womöglich in seinen Armen wiederzufinden.
Da griff er schon nach ihrer Taille, aber sie hatte schon die Klippe erreicht und sprang einfach hinunter.
„Susan!“, schrie er. „Was soll das!“
Mehr bekam sie nicht mit. Schon schlugen die Wellen des Atlantiks über ihrem Kopf zusammen.
Prustend kam sie an die Wasseroberfläche. Das Wasser war wirklich ziemlich kalt. Aber das machte ihr nicht viel aus. Sie lachte und winkte Jake zu, der breitbeinig, die Hände auf den Hüften, oben auf der Klippe stand und den Kopf über sie schüttelte.
Mitseiner Statur und dem dunklen Teint war er einfach atemberaubend.
„Zufrieden?“, rief sie ihm zu.
„Das war einfach nur dumm!“, rief er ärgerlich zurück.
Dümmer wäre es gewesen, dich zu küssen!, dachte sie bei sich und rief ihm dann zu: „Ich bin ein großes Mädchen. Ich weiß, was ich tue.“
„Komm raus, Susan. Du hast gerade gegessen.“
Sie schob sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht und ärgerte sich. Er behandelte sie wie eine Fünfjährige.
Im nächsten Moment sprang er von der Klippe – und tauchte so elegant ins Wasser ein, dass es kaum einen Spritzer gab. Eine Sekunde später tauchte er neben ihr auf und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht. „Bist du verrückt?“, fragte er.
Wie selbstverständlich war er zum Du übergegangen. Nun gut, ihr sollte es recht sein.
Susan verzog das Gesicht. „Im Tauchteam von Harvard warst du offenbar auch.“ Wenn er sie plötzlich duzte, dann konnte sie das auch.
Um sich ihm zu entziehen, trat sie den Rückzug zum Ufer an. „Mir ist kalt. Ich gehe an Land!“
„Genau das wirst du tun!“
Sie sah ihn irritiert an. Sein autoritäres Auftreten ärgerte sie. Deswegen meinte sie: „Ach, gerade habe ich es mir anders überlegt. Ich will doch noch ein bisschen im Wasser bleiben.“
„Das glaube ich kaum“, meinte er drohend.
Susan gab lieber nach. So gemütlich war es nun auch wieder nicht im Wasser.
Sie peilte also das Ufer an und schwamm so schnell wie möglich hin. Dort setzte sie sich auf einen Felsen und schaute zu, wie Jake, der hinter ihr hergeschwommen war, den Fluten entstieg. Wie der Meeresgott Poseidon persönlich!, dachte sie.
Wieso faszinierte er sie nur so sehr?
„Na“, wollte er wissen. „Welche Strafe ist denn angemessen?“
Wassertropfen perlten von seinem Körper, die wie Diamanten in der Sonne funkelten. Das nasse T-Shirt klebte an ihm. Dadurch konnte sie genau sehen, wie sich seine Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Susan schmolz schon wieder dahin. Dass sie dieses kleine Wettschwimmen gewonnen hatte, war dabei nur ein schwacher Trost.
„Falls ich jetzt auch mit Saft begossen werde: Ich hätte gern Aprikose.“
Mittlerweile war ihr eiskalt.
„Du frierst ja!“, stellte er überflüssigerweise fest.
Zitternd kreuzte sie die Arme vor der Brust. Jetzt erst begriff sie, dass Jake nicht der Einzige war, an dem das T-Shirt klebte.
Ihr eigenes klebte auch an ihr. Da blieb nichts verborgen.
„Mach, was du willst!“, erwiderte sie schnippisch. „Und lass mich in Ruhe!“
Jake lachte amüsiert und schüttelte den Kopf. „Das habe ich bisher noch nicht erlebt, dass eine Frau auf der Flucht vor mir die Klippe runterspringt.“
Er hockte sich neben sie und legte einen Arm um ihre Taille. Dann spürte sie seine Lippen an ihrem Nacken. Es war ein wohliger Schock, den sie aber nicht so recht genießen konnte. Denn im nächsten Moment hob er sie hoch und schulterte sie.
„Was soll das!“, schrie sie empört. „Was fällt dir ein!“
Kraftvoll stieg er mit ihr den Felsen hinauf. „Ich rette dich gerade. Was sonst?“
„Nicht nötig! Mir ging es gut!“ Sie zerrte am Saum ihres Rockes. Hoffentlich bedeckte er ihren Po.
„Das sehe ich anders!“
Sie trommelte ihm mit den Fäusten auf den Rücken. „Lass mich runter! Ich will nicht, dass ich mit hochgerutschtem Rock auf den Monitoren der Inselwache zu sehen bin.“
„Mach dir keine Sorgen. Die lachen doch immer noch Tränen über die Saftattacke und bekommen sowieso nichts mehr mit.“
Susan ärgerte sich wieder mal über Jake. Vor allem gefiel es ihr nicht, dass er ihr Herz gestohlen hatte, ohne es überhaupt zu bemerken.
„Jake Merit, du bist unmöglich!“, schimpfte sie.
„Das ist ein weiterer kostenloser Service bei uns!“
„Lass mich runter.“ Sie strampelte mit den Beinen, aber auch das half nicht.
„Noch bist du nicht in Sicherheit!“, gab er ungerührt zurück.
Sie konnte nichts tun,
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