Julia Extra Band 0258
Zimmer. Wie kam es nur, dass er jedes Mal besser aussah als zuvor? Jedenfalls kam es ihr so vor.
„Sag schon, was ist los!“, drängte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Susan räusperte sich. „Ich bin deine Frau, du weißt, dass ich mich auf diese Abmachung eingelassen habe.“
Er hob die Augenbrauen und sah sie erwartungsvoll an. „Ich wollte nur …“ Der Mut verließ sie. Aber sie ließ das nicht bei sich durchgehen. Zwar senkte sie den Blick, fuhr dann aber fort: „Ich bin in jeder Hinsicht deine Frau, wann immer du das Bedürfnis hast … ich stehe zur Verfügung.“
Sie versuchte seinem Blick standzuhalten, aber es fiel ihr schwerer als erwartet. Er durfte nicht sehen, wie sehr sie ihn begehrte. Und er hatte wahrlich schon genug Druck durch seinen Vater und die Tatsache, dass er seine tote Verlobte nicht vergessen konnte. Da musste sie ihn nicht auch noch mit ihrer einseitigen Liebe belasten.
Also senkte sie den Blick und schaute auf ihre Hände. Die Spannung stieg, und sie spürte, wie ihr schwindelig wurde.
Statt einer Antwort kam Jake auf sie zu und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich muss noch einige Telefonate erledigen.Wir sehen uns beim Essen, Susan!“, murmelte er und wandte sich zum Gehen.
Susan war wie erstarrt und stand einfach nur da, nachdem er den Raum verlassen hatte. Dann gaben ihre Beine plötzlich nach, und sie taumelte zu Boden.
Es war noch nicht alles aus. Jake war so erleichtert, dass er am liebsten den Butler umarmt hätte. Er hatte eben geglaubt, dass Susan ihre Ehe annullieren lassen wollte. Doch zum Glück hatte er sich geirrt.
Er war wegen ihres schüchternen Angebotes jetzt sogar optimistisch, dass ihre Beziehung sich verbessern könnte. Er nahm sich vor, nun etwas mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Deshalb würde sie ihn wohl nicht für zudringlich halten.
Seit Tatiana gestorben ist, weiß ich einfach nicht, was ich will!, haderte Jake mit sich. Und das ging jetzt so seit zwölf Jahren! Susan hatte ihm die Augen geöffnet. Seit sie hier aufgetaucht war, wusste er, dass er etwas in seinem Leben ändern musste. Dafür würde er ihr immer dankbar sein. Darum hatte er sie ja auch geheiratet – sozusagen aus Dankbarkeit …
Dass sich bei ihm nun tiefes erotisches Verlangen dazugesellt hatte, war für ihn selbst etwas Erstaunliches. Kein Wunder, wenn sich Susan überrollt fühlte. Immerhin, ihr Angebot eben hatte ihm Mut gemacht – wenn es auch nicht so ganz das war, wovon er träumte. Lieber wäre es ihm natürlich, wenn sie sich vor Sehnsucht nach ihm verzehrte …
Da kam ihm eine Idee. Seit Wochen war eine Geschäftsreise nach Antwerpen fällig. Die hatte er die ganz Zeit vor sich her geschoben. Vielleicht war es gar nicht schlecht, wenn er mal einige Tage weg war. Man sagte ja, dass die Liebe mit der Entfernung wächst. Da war er auf die Heimkehr gespannt.
Susan haderte mit sich. Was hatte diese verzweifelte Liebe zu Jake nur aus ihr gemacht! Sie war seine Frau und hatte ein Recht darauf, mit ihm glücklich zu sein!
Jakeverbrachte immer noch den größten Teil der Nacht in seinem privaten Zimmer. Aber Susan hatte sich für diesen Abend etwas Besonderes ausgedacht. Sie war früher als sonst von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte die Küche gebeten, für Jake und sie ein Picknick vorzubereiten. Es war ein ungewöhnlichmilder Septembertag, aber an vielen Bäumen hatte sich das Laub schon wundervoll verfärbt.
Sie hatte sich ein Plätzchen im Wald ausgeguckt, von dem aus man weit über das Meer schauen konnte. Und die Kameras des Sicherheitsdienstes reichten nicht bis dorthin. Aufgeregt duschte sie und machte sich hübsch, während Jake noch im Büro war. Es war beinahe Vollmond. Keine Wolke trübte den Himmel. Es würde ein wunderbarer Abend werden.
„Dies ist die Nacht, Susan!“, sagte sie sich. Sie trug eine seidenweiche Strickjacke als Bluse, hatte an ihr aber nur die obersten Knöpfe geschlossen, sodass viel Haut zu sehen war über ihrem kurzen Wickelrock. Jake würde sich wohl wundern, wenn er herausfand, dass sie überhaupt keine Unterwäsche trug! „Wie raffiniert du bist!“, rief sie übermütig ihrem Spiegelbild zu.
„Wie bitte?“
Susan drehte sich erschrocken um. Jake stand an der Tür und sah sie irritiert an.
Aber sie fing sich schnell. „Ich dachte, wir könnten ein kleines Picknick veranstalten?“
„Eine prima Idee“, meinte er und ging zu seinem Schrank. „Lass uns das in einigen Tagen machen. Ich muss gleich los.
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