JULIA EXTRA BAND 0261
einmal dein Herz zu riskieren. Diesmal musst du ja auch an Mollys Wohl denken. Ich verstehe das. Genau deshalb bin ich hier. Ich möchte, dass du mir vertraust.“
Nell musste lächeln. „Du bist also nicht hier, weil du von meinen Kochkünsten gehört hast?“
„Du kannst beruhigt sein, ich bin nur deinetwegen hier, aber zu einem guten Essen sage ich nie Nein.“
„Das war köstlich, Nell.“ Luca legte seine Serviette beiseite.
„Es freut mich, wenn es dir geschmeckt hat.“ Nell lächelte. „Aber irgendwie glaube ich nicht, dass du hergekommen bist, um mit mir zu essen.“
„Nein. Ich möchte mit dir sprechen. Über uns.“
Sie hob eine Augenbraue. „Über uns?“
„Schau nicht so besorgt.“ Zuversichtlich lächelte er ihr zu.
„Es läuft wieder auf das Vertrauen hinaus, nicht wahr?“
„Genau“, stimmte er zu. „Aber in einer Beziehung muss das Vertrauen wachsen, und das braucht Zeit.“
„Du bist wohl inzwischen ein Experte?“
„Nein, und ich gebe auch nicht vor, einer zu sein. Ich muss selbst lernen zu vertrauen, vor allem meinen Gefühlen. Bei der Arbeit vertraue ich ja auch auf meine Instinkte. Nur was mein Herz angeht, habe ich Angst. Ich fürchte mich auch vor dem Risiko, Nell.“
„Aber du lernst?“ Verschmitzt zwinkerte sie ihm zu.
„Ich hoffe, du siehst das auch so.“ Er war so ernst. „Ich will dir meine Ernsthaftigkeit beweisen.“ Er griff in seine Jacketttasche.
„Was ist das?“
„Sieh es dir an, und bilde dir eine eigene Meinung. Ich werde es jedes Jahr aktualisieren lassen.“
Nell las laut: „Leitfaden für Besucher Venedigs. Was Sie in unseren Krankenhäusern erwartet. Vierundzwanzig Notrufnummern, Gefahrenhinweise …“ Sie brach ab. „Warum hast du mir das noch nicht früher gezeigt?“
Luca zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich wollte ich nicht zugeben, dass du mir eine Lehre erteilt hast. Stolz ist ein schlimmes Laster.“
Nell las still weiter. „Das ist wirklich gut.“
„Es war längst überfällig. Und du hattest recht. Ich musste viel lernen, und ich hoffe, ich habe damit bewiesen, dass ich durchaus zu Veränderungen fähig bin. Dein Projekt ist gut, Nell. Ich werde daran festhalten, nicht weil ich Gefühle für dich hege, sondern weil ich in meiner Klinik höchsten Standard bieten möchte.“
„Moment mal.“ Nell legte eine Hand auf seinen Arm. „Können wir noch mal ein Stück zurückspulen?“ Als er die Stirn runzelte, fuhr sie fort: „Ich habe da etwas von Gefühlen gehört.“
„Ach, das.“ Luca lächelte, und seine dunklen Augen funkelten.
Das Klingeln des Telefons unterbrach ihren langen Kuss.
„Kino?“, fragte sie in den Hörer. Ihr Blick wanderte zu Luca. „Aber was ist mit dem Computerspiel, Molly? Und ihr habt noch nicht gegessen … Doch? Du hattest solchen Hunger? Verstehe.“ Sie legte auf und schüttelte den Kopf. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus“, sagte sie an Luca gerichtet. „Aber du wirst noch ein wenig auf euren Wettkampf warten müssen.“
„Ich werde darüber hinwegkommen“, versicherte er ihr und streckte ihr die Arme entgegen. „Komm her, ich habe dich vermisst.“
„Ich war doch nur ein paar Tage fort“, meinte sie, und er zog sie an sich.
„Eben.“
Als er sie schließlich losließ, warf er einen Blick aus dem Fenster. „Wollen wir hinausgehen?“
„Raus?“
„Einen Spaziergang machen.“
„Aber es regnet!“
„Ein Abenteuer?“, schlug er vor.
„Wie Karneval?“
„Sieh es als deine heutige Herausforderung.“
Sie lachte. „Mit dir wage ich alles.“
„Marianna hat doch einen Schlüssel?“
„Selbstverständlich.“
„Und du hast einen Regenmantel?“
Sie stieß ihn in die Seite. „Hey, ich wohne in England.“
„Dann lass uns gehen. Ich muss mit dir reden.“
Sie liefen mehrere Kilometer durch den Regen.
„Bist du noch nicht nass genug?“, neckte sie ihn, als sie an einer Brücke angelangten, von der aus sie einen guten Teil Londons überblicken konnten. Luca hing das nasse Haar in die Stirn. Selbst in diesem Zustand erschien er ihr als der begehrenswerteste Mann.
Luca strich sich einige der dunklen Strähnen aus dem Gesicht. „Könntest du all das hier gegen ein Leben in einem Palazzo eintauschen?“
„Was meinst du?“
„Den Regen“, gab er zurück. „Es würde dir sicher schwerfallen, ohne ihn zu leben.“
„Regnet es in Venedig nie?“
„Nicht so schlimm wie hier, und es gibt überall Unterstände.“
„Du hast aber keine Angst, nasse
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