JULIA EXTRA BAND 0261
gehen?“
Widerspruch war zwecklos. Er fasste nach ihrem Arm, ließ ihr nur etwas Zeit, sich schnell von Dorothy zu verabschieden, und schon stand sie mit ihm vor der Tür.
Es war völlig dunkel. Die Absätze von Abbys High Heels hallten auf dem Pflaster durch die Stille der Nacht. Fast hätte man meinen können, sie beide wären allein auf der Welt. Nur von Ferne drang Verkehrslärm zu ihnen. Dabei war Wochenende. Viele Menschen waren jetzt auf den Straßen von London unterwegs.
Max ließ ihren Arm nicht los. Er hielt ihn nur ganz sanft fest, aber es elektrisierte Abby. Sie war hellwach. Von Kopf bis Fuß wurde ihr heiß. Kein Wunder. Er war attraktiv, und sie war auch nur eine Frau …
Dorothy hatte recht. Er war höllisch attraktiv. Zu gern hätte sie sein glänzendes schwarzes Haar berührt. Wenn sie seine Lippen ansah, überkam sie der Wunsch, ihn zu küssen. Und sie durfte gar nicht daran denken, was für eine tolle Figur er hatte. Die hatte sie ja schon bei ihrer ersten Begegnung bewundern können.
„Sie sind so schweigsam“, meinte Max und hielt sie etwas fester, weil sie leicht stolperte. „Diese schwarzen Riemchensandaletten passen übrigens prima zu Ihren wunderbar langen Beinen. Aber besonders gut laufen kann man darauf sicher nicht.“
Max fand ihre Beine wunderbar lang? Sein Kompliment machte sie glücklich.
Dass sie so schweigsam war, weil er sie verwirrte, konnte sieihm wohl kaum verraten. Also behauptete sie lässig: „Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie auf eine Unterhaltung mit mir Wert legen.“
„Was glauben Sie denn, worauf ich Wert lege?“, fragte er sanft.
Er blieb stehen und sah sie eindringlich an. Im blassen Licht der Straßenlaternen wirkte seine Miene noch verschlossener als sonst.
Er war ihr so nahe, dass sich ihre Haarsträhnen auf der Stirn im Rhythmus seiner Atemzüge bewegten. Was in ihm vorging, wusste sie nicht – dafür umso besser, was sie jetzt ersehnte … Er sollte sie ganz einfach in die Arme nehmen und küssen! Und er sollte sie überall berühren. Genau das wollte sie auch gern mit ihm machen!
„Abby?“ Seine Frage riss sie aus ihren Träumen. Was war nur los mit ihr? Das hier war Max Harding. Und der war arrogant und ekelhaft, und sie mochte ihn doch gar nicht!
Nun gut, das alles stimmte. Aber leider war er eben auch irrsinnig attraktiv und erotisch. Eben wäre sie bestimmt in seinen Armen dahingeschmolzen!
Sie war plötzlich völlig ernüchtert. „Bringen Sie mich einfach nach Hause“, sagte sie. Es war schon erstaunlich, wie ruhig und unbeteiligt ihre Stimme klang!
Max sah sie eine Weile prüfend an und ließ ihren Arm dann los. „Okay“, meinte er und machte jetzt beim Gehen so große Schritte, dass sie hinter ihm zurückblieb. Diese hochhackigen Schuhe waren für einen Spaziergang wie diesen nicht geschaffen. Aber sie ließ sich das nicht anmerken. Je schneller sie nach Hause kam, umso besser für sie.
Fünf Minuten später standen sie vor dem Gebäude, in dem sich ihr Apartment befand.
„Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben“, sagte Abby förmlich und blieb an der Haustür stehen. Bis hierher und nicht weiter …
„Sehr korrekt!“, meinte Max spöttisch. „Ihre Eltern können mit Ihnen zufrieden sein.“
Das erinnerte Abby an etwas. „Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass ich Verwandte in wichtigen Positionen haben könnte?“
„Wollen Sie ernsthaft behaupten, dass Sie davon nichts wissen?“
„Wovon?“ Sie sah ihn verständnislos an.
„Sie wissen nichts über Paul Dillmans Beziehungen zu dem TV-Sender, für den Sie arbeiten?“
Wie bitte? Sie hatte von alldem keine Ahnung. Aber ging das Max Harding etwas an? Nein!
4. KAPITEL
„Paul ist mit einer größeren Summe bei Ajax Television eingestiegen. Ihm gehören dort jetzt die meisten Anteile“, erzählte Dorothy, während sie im Wintergarten ihre Pflanzen begoss. Weil Abby so still blieb, sah sie sich forschend nach ihr um. „Habe ich dir das etwa nicht erzählt?“, fragte sie vorsichtig.
Natürlich nicht! Sonst hätte ich meinen Erfolg beim Sender wohl mit etwas anderen Augen betrachtet!, dachte Abby ärgerlich. Naiv wie sie war, hatte sie tatsächlich Pat Connelly geglaubt. Und die hatte ihr gesagt, sie, Abby, wäre den Bossen beim Frühstücksfernsehen positiv aufgefallen und hätte deshalb den Talkshow-Job bekommen.
Obwohl sie die halbe Nacht wach gelegen hatte, hatte sie Dorothy erst gegen zehn Uhr am nächsten Morgen angerufen, um ihr zu sagen,
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