JULIA EXTRA BAND 0261
Badezimmern, fehlte jeder Hinweis, dass sich hier jemals eine Frau aufgehalten hatte.
Nic fluchte unterdrückt.
Tina Matheson war ausgezogen.
Ein letzter Blick ins Esszimmer, in die Küche. Auf der Granitarbeitsplatte lag ein Schlüsselbund. Er nahm ihn, betrachtete die Schlüssel und ließ ihn in die Jackentasche gleiten, bevor er nach seinem Handy griff.
Der Name Leandros hatte Gewicht. Er verschaffte außerdem Zugang zu Informationen, die der Öffentlichkeit nicht ohne Weiteres zugänglich waren.
Nach fünfzehn Minuten hatte er erfahren, was er wissen wollte.
Bald hielt er vor einer nur wenige Kilometer entfernten kleinen Pension, die Tina Matheson im Gästebuch führte.
Es dauerte nicht lange, da stand er vor ihrer Zimmertür und klopfte.
Nichts.
Nic klopfte wieder, diesmal kräftiger.
Keine Reaktion.
Er war drauf und dran, heftig an die Tür zu hämmern, da hörte er, wie die Sicherheitskette gelöst, das Schloss entriegelt und die Tür gerade so weit geöffnet wurde, dass ihm ein Blick auf eine Frau in dem schmalen Spalt vergönnt war. Eine Frau, deren schlanke Gestalt von einem großen Badetuch verhüllt wurde, das sie mit einer Hand vorn zusammenhielt.
Feuchte rotbraune Haare, auf dem Kopf zusammengewunden, ein blasses Gesicht, leuchtende smaragdgrüne Augen – das war sein zweiter Eindruck.
Sobald sie ihn erkannte, verhärtete sich ihr Blick.
„Gehen Sie.“
Die Tür wurde zugedrückt.
Nic stieß einen leisen Fluch aus.
„Wenn Sie das noch einmal machen, vergesse ich meine guten Manieren“, warnte er so laut, dass Tina seine Worte nicht überhören konnte.
Die Sicherheitskette wurde vorgelegt, die Tür erneut einen Spaltbreit aufgezogen. „Ich könnte das als Drohung auffassen und die Polizei rufen.“
„Nur zu.“
„Fordern Sie mich nicht heraus.“
„Wollen Sie mich nicht hineinbitten?“
„Nicht, wenn ich es vermeiden kann.“
„Wir können uns jetzt unterhalten“, begann Nic mild, „oder …“, er machte eine kleine Pause, „… ich suche Sie morgen im Geschäft auf, und wir führen unser Gespräch dort.“
Stille.
Kurz darauf hörte Nic, wie die Kette gelöst wurde. Die Tür schwang auf.
Tina Matheson war kleiner, als er sie in Erinnerung hatte, aber schließlich war sie barfuß. Das Badetuch war verschwunden, sie trug einen Frotteebademantel.
Sie sah müde aus. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen. Trauerte sie so sehr? Litt sie unter Schlafmangel? Oder beides …
„Sie sind also der nächste Leandros-Abgesandte?“ Tina musterte den hochgewachsenen, breitschultrigen Mann im tadellosen Anzug und zwang sich, in die dunklen, fast schwarzen Augen zu sehen.
„Wir wurden einander bereits vorgestellt.“
Die schleppende raue Stimme jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Nic und Vasili Leandros mochten denselben Vater haben, aber die beiden Männer unterschieden sich wie die Nacht vom Tag.
Während Vasili stets von einer Aura jugendlicher Unbekümmertheit umgeben war, strahlte Nic Leandros Macht und eine gewisse Rücksichtslosigkeit aus, gepaart mit einer Sinnlichkeit, der die wenigsten Frauen widerstehen könnten.
Tinas Hormonhaushalt war durcheinander. Was sie gerade empfand, konnte nicht an dem Mann liegen, der vor ihr stand.
„Wollen wir die Unterhaltung zwischen Tür und Angel führen?“
Gütiger Himmel. Sie war gerade aus der Dusche gekommen!
„Sie werden warten müssen, bis ich mich angezogen habe.“ Damit schloss sie die Tür.
Sie brauchte nicht lange, um Unterwäsche, Jeans und ein T-Shirt überzustreifen. Tina ließ die Haare, wie sie waren. Und Make-up … wozu?
Männer wie Nic Leandros sind es sicher nicht gewohnt, dass man ihnen die Tür vor der Nase zumacht, dachte sie, während sie ihm erneut öffnete und ihm stumm bedeutete einzutreten.
„Danke.“ Seine Stimme klang spöttisch und ein wenig ungeduldig.
Tina wandte sich ihm zu, sobald er ihr in den Raum gefolgt war.
„Bringen wir es hinter uns, okay?“
Er hob eine Augenbraue. „Haben Sie etwas gegen höfliche Konversation?“
Sie strich eine Haarsträhne zurück und ärgerte sich gleichzeitig, dass sie damit ihre Nervosität verriet. „Warum Zeit verschwenden, wenn wir unterschiedliche Ziele verfolgen?“
„Können Sie es Stacey und meinem Vater verdenken, dass sieam Leben ihres Enkelkindes teilnehmen wollen?“
„Glauben Sie, ich wüsste nicht, wohin dies führen soll?“
„Klären Sie mich auf.“
„Mal sehen.“ Tina neigte den Kopf schräg. „Was kommt als
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