JULIA EXTRA BAND 0261
unwillkürlich den Atem an.
In der Mitte prangte ein großes Foto, aufgenommen am Abend zuvor im Restaurant, und darunter die Aussage, dass man wohl bald mit einer Hochzeit von Nic Leandros und Tina Matheson rechnen könne.
„Nette Geheimnisse hast du“, neckte Lily. „Erzähl.“
Die Wahrheit wäre zu viel des Guten gewesen … selbst für eine Freundin. „Es handelt sich um ein Missverständnis seitens der Medien.“ Inszeniert von einem Mann, der sich nicht abwimmeln ließ, fügte sie stumm hinzu.
„Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Vorerst ja.“
Ein melodisches Klingeln verriet, dass jemand die Tür geöffnet hatte. Dankbar für die Ablenkung, drehte Tina sich um. Es war ein Bote, in den Händen hielt er ein Paket.
„Wo möchten Sie es hinhaben?“
Drei Stammkundinnen betraten die Boutique. Eine, die regelmäßig bei Tina kaufte, und zwei, die sich oft hier blicken ließen, aber mehr schauten als kauften. Beide traten zielstrebig an die Kleiderständer.
Tina entschuldigte sich rasch und widmete sich dem Kurier. „Hinten ins Lager, bitte.“ Schweigend bedeutete sie Lily, sich um die Kundin zu kümmern.
Minuten später klemmte der Mann den unterzeichneten Lieferschein auf sein Clipboard und verschwand. Tina sprach die beiden anderen Frauen an und gab bereitwillig Auskunft über Designer, Stoffqualität und Stil der Ware.
Das Geschäft ging gut an diesem Morgen. Zufrieden machte Tina sich daran, die neue Lieferung zu begutachten, als gerade niemand im Laden war.
„Oh!“
Der schmachtende Ausruf erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie warf Lily einen fragenden Blick zu. „Was ist?“
„Ein wahrer Augenschmaus ist gerade dabei, diese Boutique zu betreten“, flüsterte ihre Freundin entzückt.
Also ein Mann, schloss Tina. Ein attraktiver Ehemann auf der Suche nach einem teuren Geschenk für die Gattin? Sie machtesich nicht die Mühe aufzuschauen. „Kümmere dich um ihn.“
„Mit dem größten Vergnügen.“
Tina musste lächeln. Lily bezeichnete sich selbst gern als Männerkennerin.
„Aber er gehört dir.“
Verblüfft sah sie auf. Ihre Augen weiteten sich, als sie den Mann erkannte.
Was machte Nic Leandros hier?
Wenn er glaubte, sie käme zu ihm gelaufen, hatte er sich geschnitten!
Nach außen hin völlig ruhig, zog Tina das letzte Kleidungsstück aus dem Karton, schob einen Bügel hinein und hängte es an eine Stange, wo es auslüften konnte. Nach dem Mittagessen würde sie die Sachen mit dem Dampfbügeleisen auffrischen und vorn im Verkaufsraum einsortieren.
Überdeutlich war sie sich der sanften Hintergrundmusik bewusst, deren Klänge zu der entspannten Atmosphäre der in Cremeweiß, Weizengelb und Beige gehaltenen Möbel passten. Eine luxuriöse Umgebung für die Designerstücke, die ihre Kundinnen erwarteten.
„Tina.“
Die Stimme hätte sie überall erkannt. Eine Stimme, die sie nicht hören wollte. Ihre gute Erziehung verlangte es jedoch, dass sie Nic Leandros höflich begrüßte.
Kühl schaute sie ihn an. „Was kann ich für Sie tun?“
„Begleiten Sie mich zum Mittagessen. Ihre Assistentin wird sicher so freundlich sein, Sie für eine Stunde zu vertreten.“
„Ich habe leider andere Pläne.“ Hatte sie nicht, aber das brauchte er nicht zu wissen.
„Die müssen Sie ändern.“
„Warum sollte ich?“
„Wir können unsere Zukunft hier diskutieren“, entgegnete er ruhig, „oder beim Essen. Suchen Sie es sich aus.“
Die Türglocke läutete. Eine Kundin betrat die Boutique.
„Hier passt es mir gar nicht.“ Tina schluckte ihren Zorn hinunter und traf eine Entscheidung. „Geben Sie mir fünf Minuten.“
Sie sprach mit Lily und lotste Nic dann aus dem Geschäft. Kaum standen sie auf dem Bürgersteig, wandte sie sich ihm zu.
„Was wollen Sie?“ Sie hob die Stimme nur geringfügig, aberihr Ärger war nicht zu überhören.
„Gestern Abend haben Sie unsere Unterhaltung abrupt beendet. Ich möchte sie fortsetzen.“
„Egal, ob ich will oder nicht, stimmt’s?“
Szenecafés und Gourmettempel säumten die Straße, und Nic deutete auf eines der Lokale. Tina hätte am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht, aber sie ahnte, dass er ihr folgen und nicht lockerlassen würde, bis sie mit ihm ging.
Mühelos lenkte er die Aufmerksamkeit des Kellners auf sich, verlangte einen Tisch und wartete, bis sie Platz genommen hatten.
„Möglicherweise werden die Medien sich mit Ihnen irgendwann heute Nachmittag in Verbindung setzen.“
„Und da brauche ich
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