JULIA EXTRA BAND 0261
können fliegen.
Der Gedanke an die unerwartete Liebkosung ließ sie nicht los. Erst der Schlaf erlöste sie von ihren Grübeleien.
5. KAPITEL
„Wow“, flüsterte Lily. „Was würde ich dafür geben, so auszusehen!“
Tina blickte von der Warenrechnung auf. Eine betörend attraktive junge Frau betrat die Boutique. Sie war groß und schlank. Das ebenholzschwarze Haar reichte ihr bis zur Taille. Um die Gesichtszüge hätte ein Model sie beneidet, ihr Make-up war perfekt, und sie trug eine avantgardistische Mode, die nur wenigen stand.
Raubkatze, dachte Tina. Eine Frau, die einen Mann mit Haut und Haaren verschlang, bis nichts mehr von ihm übrig war.
„Wow“ beschrieb sie nicht annähernd.
„Dein oder mein?“
„Oh, bitte“, murmelte sie. „Ich lasse dir den Vortritt.“
Lily war ein Naturtalent in der Modeberatung, und sie verfügte über ein unerschöpfliches Wissen, wenn es um Materialien, Formen, lokale und internationale Designer ging. Mit zielsicherem Gespür suchte sie die richtigen Accessoires heraus, die ein wunderschön gearbeitetes Kleidungsstück erst zu einem Blickfang machten.
Die neue Kundin war jedoch nicht leicht zufriedenzustellen. Sie kritisierte dieses, verwarf jenes, und bald spürte Tina die steigende Anspannung im Raum.
Sie gab Lily noch fünf Minuten, dann eilte sie zu ihrer Rettung.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Aus der Nähe betrachtet, erschien die junge Frau noch schöner. Ihre Haut war makellos, ihr Haar eine Augenweide. Wie ein dunkler Strom floss es über ihren Rücken und schimmerte bei jeder Bewegung.
„An Ihrem Schaufenster steht, dass Sie Mode von Giorgio Armani führen.“
Lily hatte ihr sicher bereits gezeigt, was sie dahatten. „Wir halten eine Auswahl an Saisonware vorrätig.“ Tina deutete darauf. „Dies bieten wir für den Sommer an.“
Sie erntete eine kühle Musterung. „Heißt das, Ihr Geschäft kann es sich nicht leisten, eine umfassende Auswahl zu präsentieren?“
Tina blieb ruhig. „Wir richten uns an den Bedürfnissen unserer Stammkundschaft und gehobener Kreise in Sydney aus.“
„Hmm.“ Abschätzig betrachtete die Schöne die Auslage. „Dies …“, ihre Geste sprach Bände, „… ist hoffnungslos. Ich werde bis nächsten Monat warten müssen, wenn ich wieder in Paris bin.“
„Das steht Ihnen frei.“
„Ist das alles, was Sie haben?“ Mit schlanker Hand deutete sie auf drei Paar hochhackiger Sandaletten, die mit passenden Taschen auf einem Regal an der Wand aufgereiht standen.
Schwierig, wählerisch und … ein paar Minuten zu früh zu ihrer Verabredung zum Lunch, vermutete Tina. Mit einem Mann vermutlich, den sie eher warten lassen würde, als ihn zu erwarten.
„Sie sind als Anregung gedacht und, wenn Sie die nebenstehende Karte lesen, in einem exklusiven Schuhgeschäft in der Nähe des Ritz-Carlton zu erwerben.“
„Ich erwarte persönlichen Service.“
„Lily wird Ihnen gern behilflich sein, eine weitere Auswahl in der direkten Umgebung zu tätigen, sobald Sie sich entschließen, bei uns ein Ensemble zu erwerben.“
Dunkle Augen musterten sie. „Ich finde, Sie sollten Ihr Haar offen tragen. Auch würden ein paar Glanzlichter nicht schaden.“
„Heute gefällt es mir aufgesteckt“, entgegnete Tina ohne Umschweife und erntete dafür einen mitleidigen Blick.
Mit geringschätziger Miene sah die Besucherin noch einmal auf die Auslagen, wandte sich ab und schwebte zur Tür. Grußlos verließ sie die Boutique.
„Puh.“ Lily atmete hörbar aus.
„Du sagst es.“
Der Rest des Tages verlief normal. Am Nachmittag rief Nic an, er würde erst spät zurück sein.
Die Vorstellung, den Abend allein in dem riesigen leeren Haus zu verbringen, gefiel Tina nicht besonders.
„Hast du Lust auf einen Film?“
Lily hatte nichts dagegen. „DVD oder Kino?“
„Die große Leinwand“, schlug sie vor. „Wollen wir vorher etwas essen?“
„Ja, sicher. Wann und wo?“
Tina nannte ihr Lokal und Uhrzeit, schickte Nic eine SMS und eilte nach Hause, um das elegante Kostüm gegen Jeans, T-Shirt und Jacke zu tauschen.
Die Pizza schmeckte vorzüglich, und der Film brachte sie zum Lachen. Entspannt und heiter verließen die beiden Frauen das Kino.
„Was hältst du von einem Kaffee?“
Lily zog die Augenbrauen hoch. „Du hast es nicht eilig, zu deinem sexy Ehemann zu kommen?“
Im selben Moment klingelte Tinas Handy. Sie erkannte Nics Nummer.
„Ich verlasse jetzt die Stadt.“
Wie versprochen, rief er vorher durch, ehe er
Weitere Kostenlose Bücher