JULIA EXTRA BAND 0262
würdest. Natürlich hätte diese Verbindung noch eine Reihe weiterer Vorteile, aber diese Dinge werden wir besprechen, wenn die Zeit dafür gekommen ist.“
„Ich sollte mich wohl etwas klarer ausdrücken“, entgegnete Ricardo nun kühler. „Eine Hochzeit ist ein sehr großer Schritt. Für mich wird es niemals nur eine geschäftliche Vereinbarung sein, und daher muss ich leider ablehnen. Wenn es irgendeine andere Möglichkeit gibt, wie ich dir dabei helfen kann, deine Tochter zu schützen, kannst du auf mich zählen. Aber eine Ehe ist ausgeschlossen, tut mir leid.“
Gonzalo lächelte. „Diese Reaktion habe ich erwartet. Es beweist, dass aus dir der Mann geworden ist, den ich schon immer in dir gesehen habe. Du bist in jeder Hinsicht der Sohn deines Vaters. Aber genug für den Moment! Entspanne dich, und lass uns über etwas anderes sprechen!“
In diesem Moment hörte man das Klackern hoher Absätze auf dem Marmorboden. Ricardo drehte sich um. Gonzalo hob nur leicht den Kopf und lächelte erfreut.
„Meine Teure“, sagte er und erhob sich zusammen mit Ricardo. „Komm herein! Ich will dir Seine Hoheit, den Fürsten Ricardo von Maldoravien, vorstellen!“
Er sieht ausgesprochen gut aus, obwohl er bereits recht alt ist, dachte Gabriella, als sie den Raum betrat. Misstrauisch beobachtete sie Ricardo aus dem Augenwinkel. Sie wusste genau, was ihr Vater vorhatte, und war keinesfalls gewillt zu kooperieren.
Ihr war nicht klar, wie er auf diese fixe Heiratsidee hatte kommen können, da sie doch ganz eigene Pläne für ihre Zukunft hatte. Sie würde diesem Fremden unmissverständlich klarmachen, was sie von diesem wahnwitzigen Plan hielt. Aber für den Augenblick musste sie mitspielen, bis der Zeitpunkt kam, ihren Vater um den kleinen Finger zu wickeln – das hatte sie bisher immer geschafft.
„Ricardo, dies ist meine Tochter Gabriella.“
Sie blieb direkt vor Ricardo stehen und streckte ihm ihre schmale, leicht gebräunte Hand entgegen. „Guten Abend“, begrüßte sie ihn kühl. „Willkommen auf der Fazenda Boa Luz.“
„Guten Abend.“ Während Ricardo ihre Hand an seine Lippen führte, erkannte er in ihr das Mädchen vom Strand. Selten hatte er eine so schöne junge Frau gesehen. Sie strahlte eine Grazie und Eleganz aus, für die sie eigentlich viel zu jung war.
Mit einer geschmeidigen Bewegung setzte sie sich neben ihren Vater. Ihr weißes Spagettiträgerkleid aus Chiffon betonte die zarten Kurven ihres schlanken Körpers. An ihrem Hals hing ein einzelner kleiner Diamant, der auf ihrer gebräunten Haut funkelte. Ihre langen schwarzen Haare hingen in weichen Wellen bis zu ihrer Taille hinunter, und ihre großen, grünen Augen leuchteten. Nur ihre fein gezeichnete Nase war beinahe angewidert gerümpft, als sie ihre langen Beine übereinander schlug. Der Rock des Kleides teilte sich leicht und gab den Blick auf ihre makellosen Beine frei. Sie war ein Bild purer Schönheit.
Ricardo fragte sich, ob sie von den Plänen ihres Vaters wusste. In ihren Augen funkelte es voller Rebellion und Stolz. Es erinnerte ihn an die tobenden Wellen und die ungezähmte, natürliche Schönheit, die er vorhin an ihr beobachtet hatte. Ein prickelndes Gefühl durchströmte ihn, und er trank hastig einen Schluck Whiskey.
Doch bevor sich ein Gespräch entwickeln konnte, erschien ein livrierter Hausangestellter. „Ein Anruf für Sie im Arbeitszimmer, Herr Guimaraes“, murmelte er diskret, sobald er hinter dem Stuhl seines Vorgesetzten stand.
„Ist gut. Würdet ihr mich bitte entschuldigen?“ Gonzalo stand auf und verschwand durch die große Doppeltür.
Schweigend blieben Ricardo und Gabriella sitzen. Sie machte keine Anstalten, die Unterhaltung fortzusetzen, sondern lächelte nur stumm den Angestellten an, der ein Champagnerglas für sie auf dem Kaffeetisch abstellte.
„Leben Sie das ganze Jahr über hier?“, erkundigte Ricardo sich schließlich und ließ seinen Blick an ihr heruntergleiten. Dieses Mädchen war seiner Meinung nach selbstsicherer, als gut für sie war.
„Nein. Ich reise und studiere. Bis vor sechs Monaten war ich auf einer Schule in der Schweiz.“
„Verstehe. Und was studieren Sie?“
„Es gibt keinen Grund, eine höfliche Konversation mit mir anzustrengen“, erwiderte sie hochmütig. Ihr Englisch war fast akzentfrei. „Ich weiß genau, warum Sie hier sind, und ich verachte Sie dafür.“ Ihre Augen glichen plötzlich zwei funkelnden Smaragden.
„Tun Sie das?“ Amüsiert über ihre
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