JULIA EXTRA BAND 0262
zu ihren Gunsten in die richtigen Bahnen zu lenken. Aber wie sollte sie es anstellen? Immerhin saß sie auf dieser verflixten Insel fest! Und jeder ihrer Schritte würde Ricardo mit Sicherheit sofort gemeldet werden. Trotzdem hatte sie vielleicht die Möglichkeit, ihre endgültige Flucht vorzubereiten und ihre Freiheit wiederzuerlangen.
Dann fiel ihr der Vorabend ein und die Leidenschaft, die Ricardo und sie verbunden hatte. Einen seligen Moment lang schloss sie die Augen und gab sich ihrer Fantasie hin. Sofort öffnete sie die Augen wieder und schüttelte die Erinnerung an den vorherigen Abend ab. Sie nahm sich eine Tasse Kaffee und setzte sich hinaus auf die Terrasse.
In Ricardos Nähe verstand sie sich selbst nicht. Es war beinahe, als hätte er eine unsichtbare Macht über sie, wenn er sie berührte. Das durfte in Zukunft nicht mehr geschehen. Sie wollte sich nicht zum Spielzeug machen lassen – von keinem Mann! Ganz egal, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.
Die Wahrheit war: Das war alles, was sie verband. Pure körperliche Anziehungskraft! Keine Basis für eine funktionierende Ehe, da war Gabriella sich sicher. Er war bevormundend, diktatorisch, und sie hatte nicht vor, sich ihm zu fügen. Auch wenn sie das beim Heiratsversprechen hatte behaupten müssen!
Einen Fruchtsalat und zwei Kaffee später fühlte Gabriella sich fit genug, Pläne zu schmieden. Ihr Kopf fühlte sich nicht mehr so schwer an wie am Morgen, und sie konnte besser nachdenken. Diese Insel befand sich in der Nähe der Dominikanischen Republik und war auch nicht weit von den USA entfernt. Gabriella besaß immer noch ihre Kreditkarte. Von der Dominikanischen Republik war es nur ein Katzensprung bis nach Miami, und von dort aus konnte sie sich einen Flug nach Brasilien buchen.
Diese Idee wurde immer konkreter, und Gabriella lehnte sich zurück. Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte, was sie denn für Möglichkeiten hatte. Wenn sie erst einmal in Brasilien war, wollte sie Andrade, den Anwalt ihres Vaters, aufsuchen und ihn darum bitten, die Scheidung einzureichen. Immerhin hatte sie die brasilianische Staatsbürgerschaft. Der Plan war brillant.
Innerlich gratulierte Gabriella sich zu ihrer eigenen Entschlossenheit und suchte dann Alfredo auf, um ihm mitzuteilen, dass sie am folgenden Tag zum Einkaufen nach Miami fliegen wollte. Ricardo wollte sie vorspielen, dass sie sich langweilen würde. Vermutlich hatte er ohnehin zu viel in Maldoravien zu tun, als dass er sich darum kümmern konnte, wie es ihr ging. Sie würde ihn einfach beschwichtigen, und alles wäre im Lot. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, war Gabriella dann ausgeflogen …
5. KAPITEL
Gabriella landete am nächsten Morgen um zehn Uhr auf dem internationalen Flughafen von Miami. Nachdem der Privatjet, den Baron Alfredo für sie organisiert hatte, gelandet war, fragte sie sich, wie sie die zwei Bodyguards und den Chauffeur abschütteln sollte, die ihr an die Seite gestellt worden waren. Im Terminal wollte sie sofort für den Abend einen Flug nach Rio buchen. Aber bis dahin musste sie irgendwie ihr Gefolge loswerden.
Schon bald war sie erfolgreich und kämpfte sich durch den belebten Flughafen zurück zur Limousine, die sie nach Miami Beach brachte. Sie hatte es tatsächlich geschafft, einen Flug erster Klasse nach Rio de Janeiro zu buchen.
Der Rest wird sich schon ergeben, dachte sie optimistisch. Sie wollte sich nicht zu viele Gedanken darüber machen, denn schließlich hatte sie bisher immer ihren Willen bekommen. Warum sollte sich das ändern?
Während der Wagen Richtung Ocean Drive fuhr, seufzte Gabriella und überlegte, was Ricardo wohl gerade tat. Schnell verdrängte sie diesen Gedanken und redete sich ein, dass es ihr egal war, ob er in Sicherheit war oder nicht.
Sie gab sich viel Mühe, den Anschein zu erwecken, dass sie wirklich zum Einkaufen in Miami war. Sie bummelte durch etliche Boutiquen, sah sich in zwei bekannten Designerläden genauer um und kaufte ein paar ausgewählte Dinge: Handtaschen, Oberteile, zwei Paar Schuhe – alles, um ihren Ausflug zu rechtfertigen. Anschließend gönnte sie sich ein ausgedehntes Mittagessen auf der Terrasse eines Restaurants. Doch als die Kellnerin ihr ein Glas Champagner anbot, schüttelte Gabriella sich innerlich und lehnte dankend ab. In nächster Zeit würde sie bestimmt keinen Champagner mehr anrühren, so viel stand fest. Lächelnd bestellte sie sich ein Mineralwasser.
Doch der angebotene Champagner
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