JULIA EXTRA BAND 0262
Die arme Gabriella! Sie hatte viel durchgemacht. Lautlos zog er sich aus, verschwand kurz im Bad und legte sich dann neben sie ins Bett. Er knipste das Licht aus und hörte seufzend Gabriellas regelmäßigen Atemzügen zu.
Es würde keine einfache Zeit für sie beide werden, das wurde ihm mehr und mehr bewusst. Er sollte besser versuchen, selbst etwas Schlaf zu bekommen. Morgen war ein neuer Tag, und er würde versuchen, ihn für sich zu nutzen. Dennoch setzte ihm die Vorstellung zu, dass seine rassige Ehefrau zusammengerollt direkt neben ihm lag. Es war schwer, sie nicht in den Arm zu nehmen und ihr zu zeigen, wie schön das Leben zu zweit sein konnte …
Am nächsten Morgen erwachte Ricardo, als es leise an seine Tür klopfte. Er warf einen kurzen Blick auf die schlafende Gabriella, stand dann auf und schlich ins Nebenzimmer.
„Ja, Alfredo? Was gibt es denn?“
„Es gab eine Explosion. Vor fünfzehn Minuten auf dem größten Markplatz von Maldoravien, Eure Hoheit. Man weiß noch nicht, ob es sich um einen terroristischen Anschlag handelt oder ob es ein Unfall war. Die Gas- und Elektrizitätsversorgung der anliegenden Häuser ist äußerst unsicher. Eure Hoheit, in jedem Fall ist Eure unbedingte Anwesenheit in Maldoravien dringend erforderlich.“
„Natürlich. Ich werde sofort abreisen.“
„Reisen Sie allein?“
Er zögerte einen Augenblick und traf dann eine Entscheidung. „Ja. Es besteht kein Anlass, die Fürstin unnötig zu beunruhigen. Ich werde abreisen und zurückkehren, sobald ich kann.“
„Sehr gern.“ Der Baron verbeugte sich, und Ricardo schloss hinter ihm die Tür.
Eilig duschte er und packte ein paar Sachen zusammen. Dann betrachtete er seine schlafende Frau und überlegte, ob er sie wecken sollte. In einem Sekundenbruchteil entschied er, sie lieber weiterschlafen zu lassen. Er wollte sich schnell um die Angelegenheiten seines Fürstentums kümmern und dann so bald wie möglich zu ihr zurückkehren.
Ganz leise schloss er die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg.
Als Gabriella endlich gähnend erwachte, war es bereits nach elf Uhr. Verwundert sah sie sich um und begriff erst allmählich, dass sie nicht in ihrem eigenen Bett lag. Dann stürmten plötzlich die Erinnerungen des gestrigen Tages auf sie ein, und sie schloss stöhnend die Augen.
Wie konnte ich mich nur so benehmen?, dachte sie entsetzt. Wie konnte ich nur …?
Plötzlich merkte sie, dass sie einen Schlafanzug trug, den sie sich nicht selbst angezogen hatte. Von Ricardo war weit und breit nichts zu sehen, obwohl man an den Kissen und Decken deutlich sehen konnte, dass er ebenfalls im selben Bett übernachtet hatte.
Verschlafen rieb sie sich die Augen, stand auf und ging zum Fenster hinüber. Vielleicht war Ricardo ja auch schon unten. Gabriella fühlte sich schuldig, weil sie ihn falsch eingeschätzt hatte. Er hatte die Situation ganz offensichtlich nicht ausgenutzt.
Einen Moment lang betrachtete sie die Kokosnusspalmen, die sich leicht im Wind wiegten. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand unter der Dusche. Das kühle Wasser erfrischte nicht nur ihren Körper, sondern vor allem ihren Geist. Angestrengt dachte sie darüber nach, wie es nun weitergehen sollte.
Ich kann mich nicht einfach nur querstellen und ihm sein Leben zur Hölle machen, damit er in eine Annullierung oder Scheidung einwilligt, überlegte sie. Sie musste einen anderen Weg finden, hatte aber noch keine Ahnung, wie dieser Weg aussehen sollte. In jedem Fall musste sie die Situation für sich unter Kontrolle bringen.
„Was meinen Sie damit, er ist abgereist?“, fragte sie eine halbe Stunde später verblüfft, nachdem sie im Wohnzimmer auf Alfredo getroffen war.
„Seine Hoheit, der Fürst, musste wegen dringender geschäftlicher Angelegenheiten am frühen Morgen nach Maldoravien zurückkehren. Es gab dort eine Explosion. Die Ursache dafür ist bis jetzt noch nicht geklärt, aber Seine Hoheit entschied, dass er abreisen würde.“
„Oh.“ Erschüttert ließ Gabriella sich auf ein Sofa fallen. Eigentlich hätte sie erleichtert sein müssen, dass Ricardo abberufen worden war, doch stattdessen fühlte sie sich nur seltsam leer.
„Seine Hoheit bestand darauf, dass Sie sich ausruhen und den Urlaub genießen. Er wird sich später melden.“
„Vielen Dank“, antwortete sie mit einem kurzen Lächeln. Jetzt musste sie nachdenken und entscheiden, was nun zu tun war. Ricardos Abwesenheit war eine einzigartige Gelegenheit, die Dinge
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