JULIA EXTRA BAND 0262
besorgt.
„Da bin ich mir nicht ganz sicher“, gab er zu. „Aber ich gehe einmal davon aus, sie ist in ihre Heimat Brasilien geflogen. Wohin sollte sie sonst gehen? London? Paris? Sie hat mehrfach erwähnt, wie gern sie eine Modelkarriere starten würde. Aber zum jetzigen Zeitpunkt kann sie sich wohl kaum irgendwo zur Schau stellen, ohne dass die Presse ihr extrem zusetzen wird.“
„Das arme Kind“, murmelte die Gräfin und schüttelte ihren perfekt frisierten Kopf. „Meiner Meinung nach seid ihr beide in eine unmögliche Situation gezwungen worden.“
„Ich will nur einen internationalen Skandal vermeiden“, fuhr Ricardo fort und fuhr sich angespannt über die Stirn. „Seit ich in Brasilien angekommen bin, hat mir Gabriella nichts als Schwierigkeiten bereitet.“
„Ist das alles, worüber du dir Gedanken machst, Ricardo?“, fragte die Gräfin spitz.
„Nun, nein. Natürlich mache ich mir Sorgen darüber, wo sie im Augenblick ist. Aber ich lasse mich nicht zum Narren halten.“ Er nickte Sara zu, die ihm unauffällig bedeutete, dass sie ihn und seine Tante allein ließ.
Die Gräfin hob ihre Augenbrauen. Ihr gefiel nicht, wenn verletzter Stolz einer vernünftigen Entscheidung im Weg stand. „Tja, wenn sie tatsächlich nach Hause gefahren ist, dürfte das vieles leichter machen“, bemerkte sie unumwunden. „Immerhin bist du sie dann los, wenn sie doch nur eine Belastung für dich darstellt.“
„Wie bitte?“ Überrascht sah er sie an.
„Du sagtest doch gerade, sie würde nur Schwierigkeiten bereiten.“
„Schön und gut“, brummte er, stand auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Aber sie ist meine Frau. Und ich werde nicht zulassen, dass sie mich während unserer Hochzeitsreise verlässt und vor der Weltöffentlichkeit bloßstellt. Was glaubst du, wie die Presse auf so etwas reagiert?“
„Ah, ich verstehe.“ Wieder hob die Gräfin ihre Brauen. „Das Erscheinungsbild.“
„Genau, liebe Tante, das Erscheinungsbild.“ Ricardo war angespannt. „Das sind Dinge, die sorgfältig überdacht und geplant sein sollten.“
„Vermutlich hast du Recht“, pflichtete sie ihm bei und lächelte leicht. „Aber ich überlege wirklich, ob Gabriella nicht vielleicht auch richtig handelt. Du könntest diese Ehe beenden, um einen langwierigen Ehestreit in der Öffentlichkeit zu vermeiden.“
„Was hast du gerade gesagt?“ Verblüfft starrte Ricardo seine Tante an. „Von allen Leuten hätte ich dir eine solche Sicht der Dinge am wenigsten zugetraut. Um ganz offen zu sein, ich bin – gelinde gesagt – schockiert!“
„Und ich bin nichts weiter als realistisch. Schließlich liebt ihr euch nicht, und so wird das Ganze als eine kurze Affäre abgetan werden, die schnell vom nächsten Skandal abgelöst wird.“
„Blödsinn. Ich will davon nichts hören.“
„Also willst du ihr nachreisen?“
„Natürlich werde ich ihr nachreisen“, antwortete er etwas gereizt. „Trotz deiner dubiosen Andeutungen ist sie nach wie vor meine Ehefrau. Deshalb wird sie dorthin zurückgebracht, wohin sie gehört. Und dann soll sie sich ihrer Position entsprechend benehmen.“
„Nun, es ist deine Entscheidung.“ Sie zuckte leicht die Schultern, nahm ihre Stickerei zur Hand und blieb äußerlich vollkommen gelassen.
„Vielleicht hätten wir uns nicht von Gonzalo auf dem Sterbebett erpressen lassen sollen. Aber es gab danach auch keinen anderen Weg mehr. Er hatte seinen Letzten Willen so verfasst, dass sie auf keinem Umweg an ihr Geld gekommen wäre, hätten wir die Zeremonie nicht durchgeführt.“ Er seufzte wieder und schüttelte den Kopf, als plötzlich ein Palastangestellter den Raum betrat.
„Sie werden erwartet, Eure Hoheit.“
„Natürlich.“ Mit einem professionellen Lächeln auf den Lippen verabschiedete Ricardo sich von seiner Tante und verließ dann den Salon.
„Es tut mir leid. Aber was du verlangst, ist leider unmöglich“, sagte Andrade, der weißhaarige Rechtsanwalt, nachdem Gabriella ihm ihre Scheidungspläne eröffnet hatte.
„Aber wieso?“
„Liebes, als du den Fürsten geheiratet hast, bist du automatisch Staatsbürgerin von Maldoravien geworden. Du unterstehst den dort geltenden Gesetzen“, fügte er hinzu und sah ein paar Papiere durch, die auf seinem Schreibtisch lagen. „Ich habe mir die Freiheit genommen, vor deiner Eheschließung diesbezüglich einige Nachforschungen anzustellen. Nur aus eigenem Interesse, musst du wissen. Kein Gericht in Maldoravien wird einer
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