JULIA EXTRA BAND 0262
erinnerte sie daran, wie fürsorglich sich Ricardo ihr gegenüber verhalten hatte und wie unendlich rücksichtsvoll. Sie wurde bei der Vorstellung rot, dass er sie entkleidet und ihr einen Schlafanzug angezogen hatte. Eilig schob sie diesen Gedanken beiseite und konzentrierte sich stattdessen darauf, eine schlüssige Ausrede zu erfinden, warum sie die heutige Nacht in Miami verbringen müsse.
Schließlich beschloss Gabriella, ihren Bodyguards vorzuspielen, sie wäre zu müde, um zur Insel zurückzufliegen. Dann könnte sie im Ritz Carlton in Coconut Grove einchecken und den Sicherheitsleuten für den Abend freigeben.
Hoffentlich willigen sie ein, dachte Gabriella besorgt. Sie nahmen ihre Aufgabe sehr ernst, und Gabriella hatte noch keine Ahnung, wie sie es rechtzeitig unbemerkt zum Flughafen schaffen sollte.
Als Ricardo in Maldoravien eintraf, stand die Ursache für die Explosion bereits fest. Wie vermutet handelte es sich um eine defekte Versorgungsleitung in der Nähe des Markplatzes. Ricardo war unendlich erleichtert, dass der Vorfall keinen terroristischen Hintergrund hatte, aber leider änderte das nichts am tragischen Ausgang dieses Unfalls: Es gab sieben Tote und drei Verletzte.
Er hatte den betroffenen Familien Besuche abgestattet und auch nach den Verletzten im Krankenhaus gesehen. Erst jetzt kam er dazu, über seine Frau nachzudenken. Und wenig später, als er bereits wieder im Palast war, erreichte ihn die Nachricht von Baron Alfredo, dass Gabriella zum Einkaufen nach Miami geflogen war. Verwirrt runzelte Ricardo die Stirn, tat diese Mitteilung dann aber mit einem Achselzucken ab. Wahrscheinlich langweilte sich Gabriella allein auf der Insel und nutzte die Zeit, sich in ihrem neuen Leben einzurichten. Nur die Tatsache, dass sie ihr Mobiltelefon ausgeschaltet hatte, irritierte ihn.
Erst als Alfredo ihn am nächsten Morgen darüber in Kenntnis setzte, dass Gabriella die Nacht über in Miami geblieben war und erst später am Tag zurückerwartet wurde, wurde Ricardo unruhig. Zweifel plagten ihn, die sich nicht abschütteln ließen. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl zurück.
Am liebsten wäre er augenblicklich abgereist, aber das war leider unmöglich. Fast die ganze Nacht hatte er durchgearbeitet, und heute musste er den Beerdigungen der Opfer beiwohnen. Hastig sah er auf seine Uhr. Er hatte keine Zeit, sich um Gabriella Sorgen zu machen, und in wenigen Stunden würde sie ohnehin wieder zurück auf der Insel sein. Trotzdem störte ihn irgendetwas an dieser Sache …
Erst am Abend, nachdem Ricardo einen körperlich und emotional anstrengenden Tag hinter sich gebracht hatte, erfuhr er, dass Gabriella nirgendwo auffindbar war. Ihre Hotelsuite war leer, und ihr Gepäck war auch verschwunden. Aus einem unerfindlichen Grund überraschte ihn das nicht.
„Verdammt!“ Zuallererst musste er herausfinden, wohin sie gegangen war. Befand sie sich noch in den Vereinigten Staaten? Wo sollte er anfangen, nach ihr zu suchen? Im Stillen verfluchte er seine unfähigen Bodyguards. Auf der anderen Seite wusste er genau, dass er ihnen keinen Vorwurf machen konnte. Zweifelsohne hatte sie sich einen geschickten Plan ausgedacht, um das Hotel unerkannt verlassen zu können. Schließlich war es die Aufgabe der Bodyguards, Gabriella zu schützen, und nicht, sie auszuspionieren.
Ricardo packte die Wut. Wusste sie eigentlich, was sie da anrichtete? War ihr denn nicht klar, dass die Spielchen jetzt nach der Hochzeit endgültig vorbei sein mussten? Er könnte sie für ihre Leichtsinnigkeit und die Schwierigkeiten, die sie ihm bereitete, verfluchen! Ganz zu schweigen von den Sorgen, die er sich mittlerweile um sie machte, weil er nicht wusste, wo sie war. Vielleicht war ihr etwas zugestoßen, und das würde Ricardo sich niemals verzeihen.
Es war ein tolles Gefühl, in der Morgensonne unter sich die Stadt Rio und den berühmten Zuckerhut zu sehen. Erleichtert atmete Gabriella auf, als das Flugzeug sich in der Warteschleife zur Landung befand. Ihr Plan war aufgegangen. Sie war auf dem Weg nach Hause, und dort hatte sie die Zügel in der Hand. Bald würde diese ganze unselige Geschichte mit Ricardo nichts weiter als ein vergangener Albtraum sein.
Insgeheim musste sie zugeben, dass der Albtraum nicht durch und durch schlimm gewesen war. Es gab ein paar wundervolle Momente, an die sie sich gern erinnerte, und die sie so schnell nicht mehr vergessen konnte. Trotzdem wollte sie
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