JULIA EXTRA BAND 0262
Scheidung zustimmen, wenn ihr beide nicht nachweisbar mindestens ein halbes Jahr zusammengelebt habt. Um ein Scheidungsverfahren einleiten zu können, muss dann bewiesen werden, dass die Ehe trotz dieser gemeinsam verlebten Zeit gescheitert ist. Daraufhin ist eine Trennungsphase festgelegt, während der ihr beratende Hilfe in Anspruch nehmen müsst und euch einer möglichen Aussöhnung nicht verschließen dürft. Hilft dies alles nichts und ist auch noch eine zweijährige Trennungsphase vergangen, kann der Fall vor ein Gericht gebracht werden. Aber selbst dann ist eine Scheidung noch lange keine Selbstverständlichkeit. Die Gesetze in Maldoravien sind äußerst altmodisch und besonders in Bezug auf Ehescheidungen mehr als strikt.“
„Du machst doch Witze!“ Entsetzt ließ Gabriella sich auf einen Stuhl fallen. „Ich kann doch nicht für den Rest meines Lebens an ihn gebunden sein. Das ist nicht fair.“
Es kommt eventuell noch eine Annullierung infrage, überlegte sie, doch in dieser Sekunde erschien eine Hausangestellte.
„Dona Gabriella, ein Besucher ist hier.“
„Ein Besucher?“ Sie sah überrascht auf.
„Ja. Ihr Mann, der Fürst, erwartet sie.“
„Ach, du meine Güte!“ Gabriella wurde blass. „Wie ist er so schnell hierhergekommen?“ Mit Mühe versuchte sie, die Fassung zu bewahren und sich so gelassen und erwachsen wie möglich zu verhalten. „Bitte entschuldige mich einen Moment, Andrade!“ Dann warf sie ihre Haare zurück, ging aus dem Zimmer und bereitete sich innerlich auf das Zusammentreffen mit ihrem Mann vor.
Wie schon bei seinem ersten Besuch in diesem Haus hörte Ricardo vor Gabriellas Ankunft schon das Geräusch ihrer hochhackigen Schuhe auf dem Marmorboden. Er richtete sich auf, wandte sich zum Fenster und legte die Hände auf den Rücken. Hinter sich hörte er, wie sie das Zimmer betrat. Er wartete ein paar Sekunden und drehte sich dann um – ihm stockte der Atem.
Gabriella sah hinreißend aus. Ihre Haut glänzte seidig, ihre Augen strahlten und ihre Brüste zeichneten sich durch den dünnen Stoff ihres Oberteils ab. Beinahe wäre er mit zwei großen Schritten auf sie zugegangen und hätte sie, ohne ein Wort zu verlieren, in seine Arme gerissen. Doch er blieb kühl, seine Miene war ausdruckslos, und er räusperte sich.
„Hallo, Gabriella.“ Sein Tonfall war fast eisig, obwohl er innerlich vor Begehren kochte.
„Hallo, Ricardo.“ Sie zögerte, bevor sie weiter auf ihn zuging, und ihre Blicke trafen sich. Gabriella brach den Blickkontakt ab, setzte sich und wies auf das weiße Sofa, das ihr gegenüber stand.
„Ich glaube, wir müssen uns unterhalten“, begann er und blieb stehen.
„Was gibt es da zu reden?“, fragte sie und tat so, als würde sie ihr Oberteil glatt streichen. Der Schreck, ihn wiederzusehen, war größer, als sie sich vorgestellt hatte. Sofort waren die Szenen wieder vor ihrem inneren Auge präsent, in denen Ricardo und sie intimer geworden waren. Warum hatte er bloß so einen fatalen Einfluss auf sie?
„Gabriella, wir müssen über die Zukunft sprechen. Ich kann nicht mit einer Frau leben, die vor mir zu fliehen versucht, sobald ich ihr den Rücken kehre.“
„Dann leiten wir eben die Scheidung ein und sind aus der Sache raus.“
„Ja, lass uns das machen!“ Er nickte. „Du hast bestimmt Recht. Das wird die beste Lösung sein.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Aber … Du stimmst einer Scheidung zu?“
„Wenn das der einzige Ausweg ist, dann ja. Warum nicht? Unter den gegebenen Umständen will ich auf jeden Fall nicht mit dir zusammenleben. Das wäre einfach unmöglich. Und ich habe wirklich nicht die Zeit, jedes Mal hinter dir herzulaufen, wenn du wieder dein kapriziöses Verhalten an den Tag legst.“
Alles hatte sie erwartet, nur nicht das! Wut, Überheblichkeit – alles, nur keine Gleichgültigkeit. „Nun gut“, brachte sie mühsam hervor. „Passenderweise ist mein Anwalt bereits hier.“
„Ist das wahr? Das ist großartig. Dann können wir ja schon alles vorbereiten!“ Er lächelte höflich. „Hol ihn her, und wir regeln alles! Es wäre mir recht, wenn ich wieder losfahren kann, bevor es dunkel wird.“ Er sah zum Fenster hinaus und danach auf seine Uhr. „Hier wird es ziemlich früh dunkel.“
Stumm stand Gabriella auf und betätigte die Hausklingel. Sofort erschien eine Angestellte. „Bitten Sie Dr. Andrade, sich zu uns zu gesellen!“ In Gabriellas Kopf überschlugen sich die Gedanken. Auf diese Situation war sie nicht
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