JULIA EXTRA BAND 0262
Morgen auch noch Ambrosia, die ehemalige Geliebte von Ricardo, im Fürstentum angekommen. Jedenfalls hatte die Gräfin das von Constanza gehört, die über das Wochenende zu Besuch war. Die Buschtrommeln in Maldoravien funktionierten wie eh und je. Nur fragte sich die Gräfin, was Ambrosia wohl als Nächstes vorhatte. Wenigstens sollte sie das Interesse an Ricardo verloren haben, nachdem sie selbst jetzt nicht mehr Fürstin werden konnte …
Eine ganze Weile dachte die ältere Frau darüber nach, während Gabriella schweigend am Fenster stand. Ambrosia war ehrgeizig, unbarmherzig und ein männermordendes Biest. Eventuell hatte sie vor, sich eine feste Position in Ricardos Leben zu sichern.
Traurig sah die Gräfin zu Gabriella hinüber. Diese Frau war so jung, so schön und so sehr daran gewöhnt, ihren Willen zu bekommen. Und sie war mit ihren neuen Lebensumständen vollkommen überfordert. Es verwunderte die Gräfin, dass ihr Neffe mit der Situation nicht besser umgehen konnte, da er mit Frauen doch recht erfahren war.
„Hast du Ricardo heute schon gesehen?“, erkundigte sie sich beiläufig.
„Nein, habe ich nicht. Er steht vor mir auf und geht erst ins Bett, wenn ich schon schlafe“, erwiderte Gabriella und war sich nicht bewusst, wie trotzig sie klang.
„Verstehe. Offenbar hat er viel zu tun.“
„Das nehme ich an. Tante Elizabetta, was soll ich nur tun?“ Sie setzte sich neben die Gräfin auf den persischen Teppich und sah die ältere Dame mit weit aufgerissenen Augen an. „Ich meine, so kann das doch nicht weitergehen. Das ist doch einfach lächerlich, oder etwa nicht?“
„Ja, das finde ich auch. Ihr solltet euch beide erwachsen verhalten und eure Verantwortung ernst nehmen“, antwortete die Gräfin ruhig.
„Wie meinst du das?“ Gabriella setzte sich gerade hin. Sie hatte mit Mitleid gerechnet, nicht mit einer strengen Ansprache.
„Um es kurz zu machen: Ihr seid nun einmal miteinander verheiratet. Und das wird noch mindestens zweieinhalb Jahre so bleiben. An deiner Stelle würde ich einfach das Beste daraus machen. Momentan versucht ihr beide nur, euch gegenseitig aus dem Weg zu gehen. Das ist für keinen von euch ein erstrebenswertes Leben.“
„Aber was soll ich denn tun?“
„Wie wäre es denn damit, ihn zu verführen?“
„Verführen?“ Entsetzt starrte Gabriella sie an. „Tante Elizabetta! Ich bin schockiert!“
„Wieso? Ich war nicht immer so alt wie heute, musst du wissen. Und ich weiß noch genau, wie es ist, sich zu einem attraktiven und gut aussehenden Mann hingezogen zu fühlen.“
„Wie soll ich einen Mann verführen, der mich eigentlich gar nicht will?“, fragte Gabriella verwirrt.
„Er will dich nicht?“ Die Gräfin runzelte die Stirn. „Bist du sicher? Es überrascht mich, das zu hören. Ich habe einen ganz anderen Eindruck.“ Sie unterbrach sich, so als hätte sie bereits zu viel gesagt. „Natürlich musst du es besser wissen. Immerhin bist du ja seine Frau.“
„Ob das jetzt ein Vorteil ist“, brummte Gabriella mürrisch. „Wir schlafen zwar im gleichen Bett, aber … Ach, es ist zu beschämend.“ Sie presste die Lippen aufeinander.
„Willst du mir etwa damit sagen, du bist noch Jungfrau?“, erkundigte sich die Gräfin verständnisvoll.
Gabriella wurde bis zum Hals tiefrot. „Ich … Nun, ja.“
„Hm.“
„Tante Elizabetta, das ist jetzt nicht gerade hilfreich“, beschwerte sich Gabriella frustriert. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Ich sagte dir bereits, was du tun sollst“, verteidigte sich die Gräfin und lächelte. „Ich bin sicher, dass er zumindest überrascht wäre.“
6. KAPITEL
„Ricardo, Liebling.“
Er erkannte die raue Stimme sofort, die er auf der Terrasse des Royal Yacht Clubs hörte. Groß und elegant stand Ambrosia dort, ihre dunkel gebräunten Beine kamen unter dem kurzen Tennisröckchen gut zum Vorschein. Die langen, blonden Haare fielen ihr um die schmalen Schultern. „Es ist eine Ewigkeit her, mein Lieber. Ich hörte, du bist verheiratet?“ Sie sah ihm direkt in die Augen, und er stellte fest, dass sie ihren Ärger über seine Ehe zu unterdrücken versuchte. Verführerisch befeuchtete sie mit der Zunge ihre Lippen, bevor sie ihn zur Begrüßung auf beide Wangen küsste.
Ricardo atmete ihr schweres Parfum ein und erinnerte sich unwillkürlich daran, was für eine schöne Zeit er mit ihr gehabt hatte – auch wenn sie niemals hätte Fürstin werden können! Aus Gewohnheit ließ er seine Hand bis zu
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