JULIA EXTRA BAND 0262
vorbereitet gewesen.
Lächelnd betrat Andrade den Raum.
„Eure Hoheit, wie nett, sie so bald nach Ihrer Hochzeit wiederzusehen.“
Ricardo lächelte und schüttelte die ausgestreckte Hand des älteren Mannes.
„Ich hoffe, Sie hatten eine unbeschwerliche Reise“, fuhr Andrade fort und setzte sich auf den Stuhl, der ihm angeboten wurde.
„Unter diesen Umständen nicht so unbeschwerlich, wie sie hätte sein sollen“, entgegnete Ricardo mit düsterer Miene. „Sie wissen bestimmt schon, dass meine Frau und ich nicht miteinander zurechtkommen und eine zügige Scheidung anstreben?“
„Ja, das ist richtig“, stimmte Gabriella nervös zu. Es berührte sie, wie Ricardo „meine Frau“ sagte. „Wie ich bereits sagte, wir wollen uns scheiden lassen.“
„Aber das ist leider nicht möglich“, wandte der Anwalt ein und schüttelte den Kopf. „Eure Hoheit, ich habe Gabriella kurz vor Ihrer Ankunft die Lage bereits erläutert. Lassen Sie es mich noch einmal ausführen. Da Sie beide nicht in Brasilien geheiratet haben, haben die hiesigen Gerichte keine Verfügungsgewalt bezüglich Ihrer Ehe. Eine mögliche Scheidung müsste nach der in Maldoravien vorherrschenden Gesetzeslage entschieden werden. Und wie ich ebenfalls bereits Gabriella gegenüber erklärt habe, müssen Sie beide zumindest sechs Monate zusammenleben, gefolgt von einer zweijährigen Trennungsphase. Dazu müssen Sie sich professionell beraten lassen, bevor sie überhaupt einen Antrag auf Ehescheidung stellen können. Leider kann ich Ihnen beiden im Augenblick nicht weiterhelfen.“
„Ich verstehe.“ Ricardos Gesicht war ausdruckslos.
„Aber das ist so ungerecht“, rief Gabriella aufgebracht. „Ricardo, du bist Fürst. Sicherlich kannst du eine Gesetzesänderdung herbeiführen?“
„Das liegt außerhalb meiner Zuständigkeit“, erwiderte er trocken. „Es scheint, als hätten wir kaum eine Wahl, Liebes.“
„Aber das ist doch lächerlich.“
„Vielleicht“, gab er zu. „Aber wie es aussieht, müssen wir uns damit abfinden.“
„Man kann doch wohl kaum von mir erwarten, dass ich in dieses steife, staubige Land zurückkehre und mich dort sechs Monate lang langweile. Ich bin Brasilianerin und habe mit diesem blöden Fürstentum nichts zu tun!“
„Deine neue Staatsbürgerschaft unterwirft dich den Gesetzen von Maldoravien“, wiederholte Andrade geduldig. „Nach deren Gesetzen hat dein Mann das Recht, dich wieder an seine Seite zu holen. Ob es dir gefällt oder nicht. Wie ich schon sagte, diese Gesetze sind sehr traditionell orientiert.“
„Ich kann das gar nicht glauben“, schnaubte Gabriella unwillig. Mit kritischem Blick sah sie zu Ricardo hinüber. „Du hast das alles gewusst. Du wusstest, dass eine schnelle Scheidung unmöglich ist.“
„Um ehrlich zu sein, waren mir diese besonderen Schwierigkeiten nicht bekannt“, gab er zurück. „Ich habe mich nie mit einer solchen Möglichkeit beschäftigen müssen. Aber Dr. Andrade hat Recht. Wenn wir mit dieser Sache durchkommen wollen, müssen wir uns den gesetzlichen Bedingungen unterwerfen. Deshalb ist es das Beste, sich so schnell wie möglich darauf einzulassen.“ Wieder einmal sah er ungerührt auf seine Uhr. „Könntest du in einer halben Stunde fertig sein?“
„Das ist absurd“, ereiferte sich Gabriella, und die Gräfin hörte ihr geduldig und voller Mitleid zu. „Warum können wir uns nicht einfach trennen, und damit ist die Sache erledigt? Schließlich will keiner von uns beiden verheiratet bleiben.“ Sie wirbelte herum und sah die ältere Frau bestürzt an.
„Ja, man muss natürlich bedenken, dass die Gesetzmäßigkeiten hier nicht so modern sind wie in anderen Teilen der Welt“, sagte die Gräfin taktvoll und schnitt einen Faden an ihrer Stickarbeit ab. „Die Idee dahinter ist, dass die Menschen ihrer Ehe noch eine Chance geben, bevor sie alles aufgeben.“ Verstohlen sah sie auf und unterdrückte ein Lächeln, als sie Gabriellas finsteren Gesichtsausdruck bemerkte.
Aber sie machte sich ernsthafte Sorgen um die beiden jungen Leute. Für jeden war sichtbar, dass zwischen ihnen beiden eine unsichtbare Anziehungskraft herrschte. Man brauchte nur mit ihnen im selben Raum zu sein, um die Spannung zu spüren. Aber die Gräfin war viel zu diplomatisch, um diese Tatsache laut auszusprechen. Die beiden Liebenden mussten selbst herausfinden, was sie sich bedeuteten, und dabei durfte ihnen der eigene Stolz nicht im Weg stehen.
Zu allem Überfluss war an diesem
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