JULIA EXTRA BAND 0262
aber ihre Miene hellte sich plötzlich auf. „Ach, da ist er ja. Jetzt kannst du ihn selbst fragen.“
„Hallo“, begrüßte Ricardo sie freundlich. „Darf ich mich dazugesellen?“
„Aber natürlich“, rief Constanza übertrieben fröhlich. „Hier, setz dich gleich neben deine Frau!“
Ricardo nahm Platz und legte seine Hand auf Gabriellas. „Alles in Ordnung, Liebes? Du siehst ein bisschen bleich aus.“
„Mir geht es gut.“ Sie schluckte und ignorierte die Schauer, die seine Berührung in ihr auslösten.
„Hoffentlich.“ Mit dem Daumen streichelte er ihre Hand, und Gabriella musste ihre gesamte Selbstkontrolle aufbringen, um nicht weich zu werden. Sie bedankte sich tonlos, als der Kellner ihr einen Shrimpcocktail brachte, und endlich konnte sie Ricardo unter diesem Vorwand ihre Hand entziehen.
Doch er zog sich nicht zurück, sondern streichelte im nächsten Augenblick die Innenseite ihres Oberschenkels unter dem Tisch.
Gabriella holte tief Luft und warf ihm einen strengen Blick zu, den er leider nicht zur Kenntnis nahm. Sie konnte ihm nicht ausweichen. Auch wenn es ihr unendlich schwerfiel, musste sie so tun, als würde seine Berührung sie kalt lassen.
Er ließ seine Finger immer höher gleiten, und sie musste sich sehr beherrschen, um nicht laut aufzustöhnen. Wie konnte er ihr das nur antun? Wie konnte er es wagen? Zuerst beachtete er sie gar nicht, und im nächsten Moment verführte er sie praktisch in aller Öffentlichkeit. Sobald sich die Gelegenheit ergab, musste sie ihm sagen, wie unmöglich sie sein Verhalten fand.
Erst als er sich sicher war, Gabriella in einen Zustand höchster Erregung versetzt zu haben, ließ er von ihr ab und widmete sich seinem Mittagessen. Sie mochte vorgeben, ihn zu verabscheuen, aber er wusste trotzdem, dass sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Jetzt wollte er sie schmoren lassen, bis die Nacht kam …
Das Abendessen war ein überwiegend aufreibender und anstrengender Termin mit Würdenträgern fremder Länder gewesen. Erschöpft streifte Gabriella ihre High Heels ab und ließ sich auf das breite Bett fallen.
Sie hatte viel Talent bewiesen, als die Ehefrau des regierenden Fürsten von Maldoravien zu fungieren, dank ihrer enormen Sprachkenntnisse und ihres Charmes. Gabriella gefiel sich in der Rolle einer stillen Diplomatin. Das Fürstentum war ihr mittlerweile nicht mehr so zuwider wie noch am Anfang ihrer Ehe. Auch ihre Jugend kam ihr zugute, da die Menschen sie falsch einschätzten und ihr mehr erzählten, als sie es unter normalen Umständen getan hätten.
Heute Abend hatte sie von geplanten Handelsabkommen mit Portugal erfahren, nur weil sie ein wenig mit den Wimpern geklimpert hatte. Es war offensichtlich, dass auch diese Männer sich gern in der Aufmerksamkeit einer Frau badeten.
Sie schloss die Augen. Ricardo hatte sich seit dem Mittagessen im Jachtclub ziemlich rar gemacht, und sie hatten kaum ein Wort miteinander gewechselt.
Wahrscheinlich schläft er gerade mit seiner Geliebten, dachte Gabriella betroffen. Aber angesichts ihrer Zukunftsplanung war das wohl auch das Beste. Sie musste ihn aus ihrem Leben streichen, und das gestaltete sich schon schwer genug …
Seit ihrer Rückkehr aus Brasilien war die Zeit wie im Flug vergangen, und die wenigen Monate, die sie noch miteinander verbringen mussten, würden ebenso schnell vergehen.
Krampfhaft versuchte sie sich einzureden, dass sie glücklich sein würde, wenn endlich alles vorbei wäre. Bald konnten sie sich wenigstens voneinander trennen, auch wenn sie noch nicht geschieden werden konnten. Warum wurde sie dann immer melancholisch, sobald sie auf einen Kalender sah oder das Datum einer Tageszeitung las? Dafür gab es keine vernünftige Erklärung.
Nachdem er den letzten offiziellen Gast verabschiedet hatte, eilte Ricardo in die Gemächer, die er mit seiner Ehefrau teilte. Es war ein langer Tag und ein noch längerer Abend gewesen, und er hatte kaum Zeit gehabt, über seine persönliche Situation nachzudenken. Morgen konnte er sich vielleicht einen Tag freinehmen und Gabriella für einen Ausflug auf seine Jacht entführen. Wenn sie diesem Plan zustimmte …
Bevor er die Tür zu seinen Privaträumen öffnete, hielt er kurz inne. Die Situation war alles andere als einfach. Gabriella verhielt sich zwar höflich, aber trotzdem distanziert und kalt. Sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie so wenig wie nur möglich mit ihm zu tun haben wollte.
Leise betrat er das Zimmer, aber Gabriella war
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