JULIA EXTRA BAND 0262
die Papiere direkt hierher gefaxt, dann können wir sie schnell durchgehen und unterzeichnen.“
„Ich will lieber zurück zu meiner Frau“, gab Ricardo zu. „Aber wie es aussieht, habe ich wohl keine andere Wahl.“
Ludo war ein gut aussehender Mittdreißiger mit kastanienbraunen Haaren. „Wie wäre es mit einem schönen Abendessen?“
„Warum nicht? Ich habe ohnehin nichts Bestimmtes vor. Wo sollen wir uns treffen? Um halb neun bei Mark’s?“
„Klingt gut“, stimmte Ludo zu und hob eine Hand zum Abschied. „Wir sehen uns!“
„Ja, bis nachher.“
Es war fast sechs Uhr, als Ricardo vor dem Stadthaus, das er am Cadogan Square besaß, aus seinem Wagen stieg. Ludos Sekretärin hatte Ricardos Ankunft bereits angekündigt, daher wurde er erwartet.
Gerade wollte er unter die Dusche gehen, als Ambrosia auf seinem Mobiltelefon anrief.
„Hallo, ich bin’s. Bist du wieder auf dem Weg nach Hause?“
„Leider nein. Ich übernachte in London.“
„Echt? Dann solltest du besser dein Versprechen halten!“
„Was meinst du?“
„Wir wollten uns doch in der Stadt zum Essen treffen, wenn du bleibst“, erinnerte sie ihn.
„Ach, das hatte ich ganz vergessen. Es war eine Entscheidung in letzter Minute. Ich treffe mich schon mit Ludo, aber du könntest ja auch dazukommen. Wir sind mit unseren geschäftlichen Dingen für heute durch.“
„Ich würde mich sehr freuen. Wann und wo?“
„Ich hole dich kurz vor acht ab. Passt dir das?“
„Gut, wir sehen uns dann.“
Es passte ihr sogar außerordentlich gut. Ambrosia legte auf und rieb sich voller Vorfreude die Hände. Endlich hatte ihr das Schicksal eine neue Chance in die Hände gespielt, obwohl sie das meiste wohl Ludo zu verdanken hatte. Sie schuldete ihm etwas, er hatte seine Rolle hervorragend gespielt.
Was hält ihn nur so lange auf, dachte Gabriella, als sie mit Constanza und Wilhelm im großen Salon saß. Es war kurz nach sieben Uhr – in England kurz nach sechs –, und Ricardo hatte sich noch nicht ein Mal gemeldet. Gabriella wurde immer unruhiger, als plötzlich ihr Mobiltelefon klingelte.
„Gabriella, meine Liebe“, begrüßte er sie.
Ihr Herz klopfte schneller. „Hallo. Wie war dein Tag?“
„Anstrengend. Nur leider haben wir nicht alle Dinge heute erledigen können. Deshalb muss ich hier übernachten und werde erst morgen Nachmittag zu euch zurückkommen. Tut mir leid.“
„Macht nichts“, sagte Gabriella und schluckte ihre Enttäuschung herunter.
„Es ist sehr wichtig, dass ich diese Sache hier abschließe“, versuchte er zu erklären.
„Das verstehe ich doch“, versicherte sie ihm. „Alles läuft bestens.“ Von ihrer morgendlichen Übelkeit konnte sie ihm natürlich nichts erzählen.
„Gut, dann sehen wir uns morgen. Fühlst du dich denn schon besser?“
„Ja, schon viel besser.“
„Ein Glück. Schlaf schön, mein Schatz, und bis morgen.“
„Gute Nacht“, wisperte sie. Es fiel ihr schwer, ihn anzulügen, aber im Moment sah sie einfach keinen Ausweg.
„Ich liebe Eier mit Kaviar“, flötete Ambrosia, als sie mit Ricardo zusammen im Restaurant saß. Gerade hatte der Kellner ihnen Ludos Nachricht überbracht, dass er sich verspäten würde und sie das Abendessen ohne ihn beginnen sollten.
„Typisch“, sagte Ricardo kopfschüttelnd und sah Ambrosia von der Seite an. Sie trug die kostbaren Diamantohrringe von Cartier, die er ihr vor nicht allzu langer Zeit geschenkt hatte.
„Erzähl doch mal, Ricky, Liebling! Gefällt dir das Eheleben?“, begann sie lächelnd und täuschte aufrichtiges Interesse vor.
„Es gestaltet sich bedauerlicherweise nicht so einfach, wie ich es gehofft hatte. Gabriella ist ziemlich jung und muss sich erst an ihr neues Leben gewöhnen. Außerdem hatte sie gerade einen Verkehrsunfall und erholt sich davon bei meiner Schwester in Österreich.“
„Das arme Ding“, murmelte Ambrosia. „Was ist denn passiert?“
„Sie war mit Ruddy Hofstetten auf dem Motorrad unterwegs, und dieser Idiot hat mit überhöhter Geschwindigkeit einen Unfall verursacht“, erwiderte er grimmig.
„Was du nicht sagst!“ Sie lehnte sich zurück und sah ihn abschätzend an. Ricardo kochte innerlich vor Wut, und sie vermutete, dass sich zwischen Gabriella und dem jungen Hofstetten etwas mehr abgespielt haben könnte. Vielleicht konnte Ambrosia diesen Umstand für sich nutzen? „Hat sie den Unfall gut überstanden?“
„Ja, ja. Obwohl sie sich nur langsam erholt. Sie ist sehr blass und
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