JULIA EXTRA BAND 0262
erschöpft.“
„Armes Mädchen“, sagte sie voller Mitleid. „Das setzt dir bestimmt ganz schön zu. Warum gehen wir nicht nach dem Essen noch zu Annabel’s zum Tanzen? Du solltest dich ablenken, und wir waren doch immer ein grandioses Tanzpaar. Ich vermisse das sehr, Ricky, genau wie ich dich vermisse.“
„Ich bin ein verheirateter Mann, Ambrosia.“
„Na und? Wir wussten immer, dass dieser Tag kommen würde. Immerhin brauchst du dringend einen Erben. Aber ich bin nie davon ausgegangen, dass dies unsere wunderbare Beziehung zueinander beeinträchtigt.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Das ist ziemlich verantwortungslos gedacht, Ambrosia“, bemerkte Ricardo und sah auf seine Uhr. „Wo Ludo nur bleibt?“
„Vermutlich wird er irgendwo aufgehalten. Aber wechsle nicht das Thema: Wir sind doch keine Kinder mehr. Warum hören wir nicht endlich auf damit, so zu tun, als wäre nichts mehr zwischen uns? Um ehrlich zu sein, würde ich lieber gleich nach Hause fahren und nicht mehr tanzen gehen.“ Unter dem Tisch schob sie eine Hand auf Ricardos Oberschenkel und massierte ihn sanft. Dabei sah sie flüchtig auf ihre glitzernde Armbanduhr. Der Klatschreporter, den sie kurz zuvor informiert hatte, müsste eigentlich bereits schon mit seinem Fotografen draußen auf sie beide warten. „Wir sollten zahlen und gehen“, drängte sie.
„Okay. Einen Drink bei dir, dann muss ich los.“ Er gab dem Kellner ein Zeichen.
Wenige Minuten später verließen sie das Restaurant, und Ambrosia hakte sich bei Ricardo ein. „Sieh mal hinauf, wie hell der Mond ist! Das erinnert mich an dieses Lied, das wir immer auf Sardinien gehört haben. Erinnerst du dich?“
„Ich erinnere mich.“ Er blickte auf sie hinunter, und in dieser Sekunde gab sie ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. Innerlich betete sie, dass Jerry ein gutes Foto gemacht hatte. Ihr war kein Blitzlicht aufgefallen, aber sie hatte ihn auch beschworen, sehr diskret zu sein.
Eine Viertelstunde später standen sie im Treppenaufgang zu Ambrosias Stadthaus in Chelsea.
„Ganz wie in alten Zeiten, was?“, kicherte sie und legte ihre Arme um Ricardos Nacken.
„Ambrosia! Ich sagte, einen Drink der alten Zeiten wegen. Und das meine ich auch so und nicht anders“, wehrte er ab und machte sich von ihr los.
„Ach, sei doch nicht so prüde. Welcher Ehemann hat denn heutzutage keine Geliebte?“
„Darum geht es nicht. Ich fühle mich Gabriella gegenüber verpflichtet. Wir bemühen uns gerade, eine ernsthafte Beziehung auf die Beine zu stellen.“
„Ich hätte dich nie für so einen Moralapostel gehalten“, beschwerte sie sich. „Schwängere sie doch einfach. Dann hat sie mit ihren Babys zu tun und lässt uns in Ruhe.“
„So einfach funktioniert das echte Leben nicht, Ambrosia.“ Er seufzte nachsichtig. „Zur Ehe gehört weit mehr, als ich mir vorgestellt hatte.“
Überrascht starrte sie ihn an. Der Abend verlief nicht gerade, wie sie ihn geplant hatte. „Gut, dann vergiss es! Dann gib uns nur noch diese eine Nacht. Nenn es einen Abschiedsgruß, wenn du so willst!“ Entschlossen nahm sie sein Gesicht in beide Hände und wollte seinen Kopf zu sich herunterziehen, doch Ricardo riss sich los.
„Nein, Ambrosia! Und dabei bleibt es. Und jetzt sollte ich besser gehen.“
Rasend vor Wut und Scham stand Ambrosia mit dem Rücken gegen die Tür gelehnt, durch die Ricardo gerade verschwunden war. Eigentlich hatte sie Jerry diese pikanten Fotos aus keinem bestimmten Grund machen lassen – eher als kleine Absicherung für die Zukunft. Aber unter den gegebenen Umständen und angesichts der schmerzhaften Demütigung, die sie gerade einstecken musste, formte sich in ihrem Kopf ein teuflischer Plan. Sie marschierte zum Telefon und wählte eine Nummer.
„Jerry? Hi. Hast du die Fotos?“
„Wunderbar, sie sind ganz wunderbar geworden. Habe alles drauf. Die werden irgendwann ein Vermögen bringen.“
„Freut mich, das zu hören“, entgegnete sie giftig. „Ich will nämlich, dass du sie jedem Schmierblatt anbietest, das du in deine flinken Finger bekommen kannst.“
„Bist du dir sicher, Schatz? Und wann?“
„Wie wäre es mit jetzt sofort? Komm rüber, und ich schreibe den Text für dich! Wenn wir uns beeilen, bringen wir es noch in die Schlagzeilen von morgen früh.“
„Wie du willst, Schatz. Ich bin in zwanzig Minuten bei dir.“ Der nächste Morgen war wieder verregnet, und Gabriella sah deprimiert aus dem Fenster hinaus. Gerade wollte sie sich im Bett noch
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