JULIA EXTRA BAND 0262
das, Marianne?“, rief die Gräfin erfreut durch das Telefon.
„Ja. Wie schön, dass du nach all der Zeit noch meine Stimme erkennst.“
„Aber natürlich! Wie könnte ich eine meiner ältesten und liebsten Freundinnen vergessen? Wie geht es dir?“
„Gut, aber ich habe ein kleines Problem, das indirekt auch dich betrifft.“
„Oh?“
„Nun, Gabriella ist hier.“
„Oh, Gott sei Dank!“ Die Gräfin atmete erleichtert auf. „Ricardo sucht sie schon überall. Wir wussten, dass sie in die Schweiz gereist war, und ich hätte mir denken müssen, dass sie sich an dich wendet. Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht. Das arme Kind muss einen furchtbaren Schock haben. Es ist unfassbar, wozu die Presse fähig ist.“
„Es ist genauso unfassbar, wozu ein verheirateter Mann fähig ist“, entgegnete Madame Delorme trocken.
„Ich weiß, ich weiß“, stimmte die Gräfin seufzend zu. „Und leider stand diese Ehe von Anfang an unter keinem guten Stern. Arme Gabriella. Sie tut mir so leid. Ich wünschte, sie wäre gleich hierhergekommen. Wir versuchen, ihre Abwesenheit vor den Medien geheim zu halten, aber die Journalisten benehmen sich momentan furchtbar. Geht es Gabriella gut?“
„Ja und nein. Sie sieht sehr mitgenommen aus, das arme Kind. Wenn ich könnte, würde ich deinen Neffen übers Knie legen für das, was er sich geleistet hat.“
„Oh, glaube mir, das habe ich schon getan! Aber offensichtlich liegen die Dinge nicht so einfach, wie es den Anschein hat.“
„Ach nein?“
„Ich bekomme langsam den Eindruck, dass es sich hier um eine geschickt eingefädelte Intrige handelt.“ Sie erklärte der Freundin kurz ihren Verdacht. „Und zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass Ricardo mehr als nur freundschaftliche Gefühle für seine Frau hegt.“
„Ausgezeichnet. Wir lassen ihn also noch ein paar Tage schmoren, und dann machen wir uns daran, diese leidliche Geschichte wieder in Ordnung zu bringen“, schlug Madame Delorme vor.
„Es wird mir unendlich schwerfallen, ihn leiden zu sehen, aber du hast wohl Recht“, seufzte die Gräfin. „Warte aber nicht zu lange! Du weißt, wie schlecht ich Geheimnisse für mich behalten kann.“
Das Telefon klingelte, und Ambrosia nahm eilig den Hörer ab. „Hallo?“
„Hast du die Zeitungen von gestern gesehen?“, fragte Ricardo knapp, aber bestimmt.
„Ja, oh, es ist schrecklich. Ich kann kaum das Haus verlassen. Mir ist schleierhaft, wie es dazu kommen konnte.“
„Wer immer dahintersteckt, er wird einen hohen Preis dafür zahlen, dass er meine Privatsphäre verletzt hat und meine Ehe zu zerstören versucht.“
„Deine Ehe?“, erkundigte sie sich gespielt schockiert und verkniff sich ein triumphierendes Lächeln. „Das tut mir so leid, Ricky.“
Er zögerte einen Augenblick. „Dank dieser Farce hat meine Frau mich verlassen. Ich habe keine Ahnung, wo sie sich aufhält, und ich mache mir große Sorgen um sie. Und ich mache dich allein dafür verantwortlich.“
„Mich? Aber …“
„Hör mit deinen Spielchen auf, Ambrosia! Ich weiß, zu was du fähig bist, um deinen Willen durchzusetzen. Ich habe dich schon einige Male in Aktion gesehen. Ich hätte nur niemals gedacht, dass du so tief sinken würdest.“ Sein Tonfall war eiskalt und kompromisslos.
„Aber Ricky, du verstehst das ganz falsch. Ich bin doch genauso betroffen wie du. Diese Schmeißfliegen von Reportern belagern mein Haus. Ich habe sogar darüber nachgedacht, nach Maldoravien zu fliegen. In meiner Villa dort hätte ich mehr Abstand, und wir beide könnten uns wenigstens sehen …?“
„Uns sehen?“, unterbrach er sie ungläubig. „Bist du vollkommen übergeschnappt? Ich verbiete dir, auch nur in die Nähe von Maldoravien zu kommen. Und was ein Treffen zwischen uns angeht, war der fragliche Abend vor deiner Haustür für mich das letzte Mal, dass unsere Wege sich gekreuzt haben.“
Ambrosia verschlug es die Sprache. Sie konnte gar nicht fassen, dass sie ihre Karten derart falsch ausgespielt hatte. Ihr Puls schlug schnell, und ihre Hände zitterten. Dann versuchte sie sich einzureden, dass Ricardos Reaktion nur eine vorübergehende Phase war. Gabriella war fort, und in absehbarer Zeit konnten Ricardo und Ambrosia wieder zueinander finden.
„Ganz wie du willst, Liebling“, lenkte sie ein. „Ich tue, was du verlangst.“
„Sprich mich nie wieder so an!“, zischte er. „Und jetzt scher dich zum Teufel! Du hast genug Schaden angerichtet, und das werde ich dir niemals
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