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JULIA EXTRA BAND 0262

JULIA EXTRA BAND 0262

Titel: JULIA EXTRA BAND 0262 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Maggie Cox , Barbara Hannay , Fiona Hood-Stewart
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würdest.“
    Erin holte tief Luft. War sie wirklich so leicht zu durchschauen? Aber schließlich hatte sie ja alles Recht der Welt, auf ihn wütend zu sein.
    „Lenk nicht ab.“
    Er seufzte. „Es war ein Notfall. Ich musste mich zuerst um Joey kümmern und habe als Erstes das Krankenhaus angerufen.“
    „Ja, aber danach? Du konntest dir doch sicher vorstellen, welche Sorgen ich mir mache.“
    „Ich habe in den letzten Stunden immer wieder versucht, dich anzurufen.“
    Erin zuckte die Schulter. „Ich saß im Flugzeug und konnte mein Handy nicht benutzen.“ Sie biss sich auf die Lippe und bemerkte, wie Luke sie nicht aus den Augen ließ. Er betrachtete ihren Mund auf eine Art, die sie innerlich dahinschmelzen ließ.
    „Wie dem auch sei“, sagte sie noch aufgebrachter, „wie ist dieser Unfall passiert? Wie konnte Joey vom Pferd fallen? Ich dachte, du lässt ihn keine Minute aus den Augen. Du hast mir versprochen, er würde einen Helm tragen.“
    Statt zu antworten, nahm Luke sie am Ellenbogen und führte sie ans Fenster.
    „Ich war nicht da, als es passierte. Joey hat mir nicht gehorcht. Er war sauer auf mich, weil ich ihm nicht erlaubt habe, mit den anderen Jungen Rodeoreiten zu üben.“
    „Rodeoreiten? Aber das ist doch total gefährlich!“
    „Auch nicht gefährlicher als Skateboardfahren, jedenfalls nicht für Kids aus dem Busch.“
    „Du weißt doch gar nichts über Joey, Luke. Wenn er bei uns zu Hause im Park Fahrrad fahren will, komme ich mit und passe auf ihn auf.“
    „Das macht ihm bestimmt großen Spaß“, erwiderte Luke mit einem Anflug von Ironie.
    Stirnrunzelnd sah Erin ihn an. War diese Reise nach Australien ein Fehler gewesen? Hätte Luke nicht besser nach New York kommen sollen? Sie hätten sich auch an einem neutralen Ort wie Kalifornien treffen können.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Hast du gesagt, Joey hätte dir nicht gehorcht?“
    Luke nickte.
    „Wieso? Was ist passiert?“
    „Jennys Söhne sollten heute im Haus bleiben, um Schularbeiten zu machen. Ich habe in meinem Büro gearbeitet, während sich Joey im Wohnzimmer mit einem Videospiel beschäftigen wollte. Aber er hat sich davongeschlichen, hat ohne mein Wissen Raven von der Koppel geholt und dann versucht, das Reiten ohne Sattel zu üben.“
    „Reiten ohne Sattel?“ Sie sah ihn entsetzt an. „Wie ist er denn überhaupt aufs Pferd gekommen? Er ist doch noch so klein.“
    „Ich nehme an, er ist auf den Zaun geklettert und von dort auf das Pony gestiegen.“ Eine Spur von Stolz schlich sich in seine Augen. „Darauf ist er anscheinend ganz allein gekommen.“
    Erin war völlig fassungslos. Wie konnte ihr Sohn an etwas so Leichtsinniges, so Gefährliches auch nur denken? Wahrscheinlich hatte er um jeden Preis mit den anderen Jungen mithalten wollen.
    Sie schloss die Augen. Joey hatte keine Ahnung vom Leben im Busch – genau wie sie. Ein paar von den Hilfskräften auf Warrapinya hatten Erin hinter ihrem Rücken den „Manhattanfehler“ des Bosses genannt. Zufällig konnte Erin das einmal mit anhören, und es hatte damals sehr wehgetan. Aber sie wusste, dass sie recht hatten. Sie war für dieses Leben einfach nicht geschaffen.
    Genauso wenig wie Joey.
    Nachdem Erin tief eingeatmet hatte, betrachtete sie Luke. Erst jetzt fiel ihr auf, wie müde und angespannt er wirkte. „Bestimmt war das auch für dich ein furchtbarer Schock.“
    Er nickte, schluckte und sagte dann: „Der Junge bedeutet mir alles.“
    Plötzlich erkannte Erin etwas Vertrautes in seinem Blick – eine Mischung aus Kummer, Liebe und Sehnsucht. Erin wurde das Herz mit einem Mal so weit, dass es kaum in ihre Brust zu passen schien.
    Sie wollte Luke sagen, dass sie seinen Schmerz verstand. Dass auch Luke ihr sehr viel bedeutete. Wie sehr sie ihn vermisst hatte, wie oft sie in den letzten fünf Jahren bedauert hatte, ihn verlassen zu haben.
    Aber vielleicht wollte er das ja gar nicht hören.
    Verlegen standen sie voreinander. Sie sahen sich nicht an, keiner sprach.
    Schließlich fragte er: „Willst du Joey jetzt sehen?“
    „Ja – ja, bitte.“
    „Wahrscheinlich schläft er noch.“
    „Kein Problem.“
    Gemeinsam gingen sie den Korridor hinunter, bis Luke vor einer Tür stehen blieb, die nur angelehnt war. Durch den Spalt konnte Erin ein Krankenhausbett sehen. Bei dem Anblick zog sich ihr das Herz zusammen. Hier lag ihr kleiner Junge ganz allein.
    Als ob er spürte, wie ihr zumute war, lächelte Luke ihr aufmunternd zu und stieß die Tür auf.
    Klein

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