JULIA EXTRA BAND 0262
sanften, langsamen Kuss.
Fünf Jahre. Fünf lange Jahre der Trennung und der Einsamkeit. So lang hatte Erin auf ihn gewartet. Zu lang.
„Erin“, flüsterte er erneut. Ihr Name klang wunderschön, geheimnisvoll, speziell.
Ich bin da, Luke, ich bin da.
Sie legte die Hände auf seine Schultern, und sie küssten sich tief und zärtlich. Sie genossen einander, ließen die Erinnerung langsam an die Oberfläche steigen, bis sein Kuss sich wie ein Teil aller Küsse anfühlte, die sie je miteinander geteilt hatten. Süß. Hungrig. Intensiv. Heftig.
Ihr Verlangen nacheinander wurde immer stärker. Als Erin seinen Kopf näher zu sich zog, wurde Lukes Kuss plötzlich so leidenschaftlich, dass ihr Herz wie wild zu pochen begann.
Seine Hände fuhren über ihren ganzen Körper, er nahm sie in Besitz, zog sie an sich, bis sie leise zu stöhnen begann.
Er bedeckte ihre Wangen, ihr Kinn, ihre Lider mit Küssen und kehrte schließlich wieder zu ihrem Mund zurück.
Atemlos erwiderte sie jede Liebkosung. Alles an ihm fühlte sich stimmig an. Vom ersten Moment an, als sie ihn am Times Square getroffen hatte, wusste Erin, dass Luke ihr Schicksal war. Sie fühlte, dass seine Arme dafür geschaffen waren, sie zu halten. Dass seine Lippen für die ihren bestimmt waren. Wie, um alles in der Welt, hatte sie ihn nur verlieren können?
Wie, um alles in der Welt …
Oh Gott!
Sie hatte Luke ja verloren.
Sie hatte ihn verlassen. Sie waren geschieden.
Und sie hätte nie zurückkommen dürfen.
Die eiskalten Finger der Realität schlossen sich Erin um die Kehle und drückten zu. Was mache ich hier, dröhnte es in ihrem Kopf. Was macht Luke? Das war ein Fehler, reiner Wahnsinn. Heftig löste sich Erin aus Lukes Umarmung.
„Erin, komm her.“ Er streckte die Hand nach ihrer Taille aus.
Aber sie entzog sich ihm. „Nein“, flüsterte Erin verzweifelt.
Er griff erneut nach ihr.
„Was tust du da?“
„Das weißt du ganz genau.“ Er sprach leise, seine Stimme vibrierte vor Ungeduld.
„Das dürfen wir nicht!“ Sie wusste, dass sie überreagierte. Doch sie hatte panische Angst, erneut einen großen Fehler zu begehen.
„Warum nicht?“
„Weil …“ Atemlos und zitternd sah sie ihn starr an. Da sie keine Antwort parat hatte, benutzte Erin den ersten Vorwand, der ihr einfiel. „Weil du einfach nur Joey beweisen willst, dass er sich geirrt hat – ich habe gar keine Kussphobie.“
Er stieß einen leisen Fluch aus. „Und wenn es so wäre?“
Ob die Jungen auch wirklich eingeschlafen waren? Erin hätte es furchtbar gefunden, wenn Joey sie hörte. „Du hast mich für zwei Tage hierher eingeladen. Ich bin nur Joeys wegen gekommen, und du …“
„Ich habe dich geküsst.“
„Du hast versucht, mich auszunutzen.“
„Und du hast es genossen.“
Wortlos drehte sie sich auf dem Absatz um und ging mit schnellen Schritten davon. Luke folgte ihr nicht, und sie sah sich nicht um, bis sie am Ende des Flurs angekommen war.
Fast rannte sie zu ihrem Zimmer. Erst da fiel ihr ein, was sie hätte tun sollen. Statt sich von Luke küssen zu lassen, hätte sie versuchen sollen, mit ihm zu reden. Sie hatte eine wundervolle Gelegenheit verpasst, um endlich ein reifes, sinnvolles Gespräch mit ihm zu führen.
Jetzt blieb Erin nur noch ein Tag.
9. KAPITEL
Erin verbrachte eine unruhige Nacht. Immer wieder musste sie an Lukes Kuss denken. Daran, wie richtig es sich anfühlte. Wie magisch es war, in seinen Armen zu liegen, konnte Erin nicht vergessen. Konnte ihre Sehnsucht nach ihm nicht abschütteln.
Sie träumte davon, dass er mit ihr das Bett teilte. Aber als sie erwachte, erkannte sie, dass der Platz neben ihr leer war.
Heute musste sie unbedingt mit ihm sprechen, um zu klären …
Um was zu klären?
Das konnte sie nicht genau benennen. Doch sie wusste, sie musste das Schuldbewusstsein loswerden, das immer noch an ihr zerrte. Luke und sie sollten endlich über die letzten fünf Jahre sprechen. Sie mussten Entscheidungen für die Zukunft und für Joey treffen. Vor allem aber mussten sie einen Weg finden, um einander wirklich loszulassen.
Vielleicht würde dann auch die schreckliche Sehnsucht von Erin abfallen.
Leise seufzend warf sie die Bettdecke zurück und bereitete sich auf den Tag vor.
„Joey, hast du deinen Dad gesehen?“
Erin hörte Joeys Stimme und ging ihr nach. Das helle Lachen erklang aus dem Badezimmer. Abrupt blieb Erin in der Tür stehen.
Ein großer Fehler.
Mit nackten Oberkörpern standen Joey und Luke
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