JULIA EXTRA BAND 0262
traurig?“
Sie schluckte. Jetzt war es an der Zeit, Farbe zu bekennen. Sonst würde sich das ganze Gespräch nur als Zeitverschwendung entpuppen. „Willst du wirklich die Wahrheit wissen?“
„Ja“, sagte er ruhig.
„Gut.“ Erin atmete tief durch und betrachtete ihre Hände, die sie im Schoß gefaltet hielt. „Ich trage eine große Schuld mit mir herum, Luke. Es gibt viele Dinge, über die ich mich nicht freuen kann. Ich bin nicht glücklich darüber, dass ich hier in Warrapinya so schlecht zurechtgekommen bin. Ich bin nicht glücklich darüber, dass unsere Ehe nicht funktioniert hat. Und ich bin ganz und gar nicht glücklich darüber, dass mein Sohn seinen Vater bisher nicht kannte und dass ich ihn allein aufziehen musste. Ich bin an Punkten gescheitert, die mir sehr am Herzen liegen. Und damit kann ich nur schwer leben.“
Nun, da sie einmal angefangen hatte, es auszusprechen, überstürzten sich ihre Worte. „Ich bin alles andere als glücklich darüber, dass du so sauer auf mich warst, dass du dich schweigend zurückgezogen hast. Mir ist es nicht einmal gelungen, eine Trennung in Frieden mit dir hinzukriegen. Du hast immer nur geschwiegen. Wenn ich dir ein Foto von Joey oder eine Weihnachtskarte geschickt habe, erhielt ich als Antwort einen Brief von deinem Anwalt. Und ich habe nie, nie verstanden, wie es zu einer solchen Katastrophe kommen konnte.“
Zuerst antwortete Luke ihr nicht. Er blieb reglos, wie aus Granit gemeißelt.
„Es tut mir leid“, sagte er schließlich.
Oh Gott! Das zu hören, darauf war sie nicht gefasst.
Ihre Blicke kreuzten sich kurz, dann sah Luke weg. „Ich war so wütend und verbittert, als du mich verlassen hast, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Ich lebte und arbeitete nur für dich, Erin, und für Joey. Und ich hatte euch beide verloren.“
Sie schlug sich die Hand vor den Mund, um einen Schrei zu unterdrücken. „Es … es tut mir auch sehr leid. Ich weiß, es war furchtbar von mir, einfach abzuhauen, ohne wenigstens mit dir zu sprechen. Ich … ich habe immer gehofft, du würdest mir folgen.“ Sie lächelte schwach. „Um ehrlich zu sein: Damals wusste ich nicht genau, was ich wollte. Nur, dass ich den Busch verlassen musste.“
„Das war allein meine Schuld.“
Auch diese Antwort hatte sie nicht erwartet.
„Schließlich erkannte ich, welche Schwierigkeiten dir das Leben hier bereitete. Denn immerhin kamst du ja aus Manhattan. Leider habe ich dir nicht genug geholfen, hier heimisch zu werden.“
„Du hast mich ja davor gewarnt, dass es mir schwerfallen würde“, erwiderte sie. „Ich war diejenige, die dich dazu überredet hat, mich zu heiraten.“
Er schüttelte den Kopf. „Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich dir damals in New York gar keine Chance gelassen, klar zu denken. Ich konnte einfach nicht die Finger von dir lassen.“
Erin errötete, als sie an die leidenschaftlichen ersten Tage ihrer Beziehung dachte. In Manhatten hatte sie nur Luke im Sinn gehabt. Damals war es egal gewesen, dass sie auf verschiedenen Hälften der Erdkugel lebten. Erin hatte die feste Überzeugung vertreten, dass ihre Liebe alle Probleme überwinden würde.
„Ich war verdammt dumm“, bekannte er. „Wahrscheinlich hätte ich auf meinen Vater hören sollen.“
„Was hat er denn gesagt?“, fragte sie neugierig.
„Er meinte, in einem Land, das dafür viel zu rau sei, könnte man keine Rosen züchten.“
Hilflos lachte Erin auf. „Vielleicht hätte er mir das auch sagen sollen.“
„Das traute er sich bestimmt nicht. Meine Mutter war strikt dagegen, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen. Sie wollte dir vor allem den nötigen Raum geben. Und deshalb kamen sie auch so selten zu Besuch.“
Lukes Eltern waren an die Goldküste gezogen. Erin erinnerte sich noch gut daran, dass sie damals für den Rat und die Gesellschaft ihrer Schwiegermutter sehr dankbar gewesen wäre. „Das Schlimme ist, dass ich es immer wusste: Alle dachten, ich würde nicht hierher passen“, gab sie zu. „Und ich hatte keine Ahnung, wie ich das ändern sollte.“
„Du hast dich tapfer geschlagen.“
„Vielleicht am Anfang. Aber dann nahmen meine Sorgen überhand.“
„Und ich habe versucht, sie wegzulachen.“
Als ihre Blicke sich begegneten, lächelten Luke und Erin sich traurig zu.
„Du warst so oft weg“, sagte sie und hielt den Atem an.
„Ja, das war die Hauptursache für alle Schwierigkeiten, nicht wahr?“
„Wahrscheinlich hätte das einer Frau aus dem Busch
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