JULIA EXTRA BAND 0262
schnäuzte sich und atmete tief durch.
„Großer Gott“, sagte sie mit bebender Stimme. „Ich habe keine Ahnung, wo das herkommt.“
„Ich schon“, meinte Jenny. „Dieses Wiedersehen hat euch beide sehr erschüttert.“
„Wir hätten damit nicht so lange warten sollen“, sagte Erin und seufzte. „Während die Scheidung lief, war unser Verhältnis so angespannt, dass wir nicht einmal miteinander reden konnten. Vielleicht ist es deshalb ja auch so schwierig für uns beide, weil wir nie richtig abgeschlossen haben.“
„Weil keiner von euch beiden die Beziehung wirklich beenden wollte?“
„Oh nein“, erwiderte Erin schnell. Sie legte sich die Finger an ihre schmerzenden Schläfen und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht mehr. Ich bin so verwirrt.“
Nachdem Jenny einen Schritt zurückgetreten war, betrachtete sie Erin nachdenklich. „Ich finde, ihr solltet euch in aller Ruhe miteinander unterhalten, bevor du wieder abreist.“
„Worüber?“
„Keine Ahnung, das müsst ihr selbst herausfinden. Ich weiß nur, dass Keith und ich schon lange getrennt wären, wenn wir die Sachen, die uns stören, nicht regelmäßig miteinander besprechen würden.“
„Es ist zu spät, um unsere Ehe zu retten. Mir geht es nur um Joeys Wohl.“
„Das allein wäre ja schon ein Grund, um mit Luke zu sprechen. Schließlich sind es immer die Kinder, die für die ungelösten Probleme ihrer Eltern zahlen müssen.“
„Ich fürchte, damit hast du leider recht.“
Jenny sah auf die Küchenuhr an der Wand. „Bestimmt sind sie jetzt fertig mit den Geschichten. Ich werde den Jungen mal Gute Nacht sagen.“
„Ja, ich auch. Ich habe Joey versprochen, dass ich ihn ins Bett bringe.“
Jenny lächelte sie an. „Vielleicht solltest du dir zuerst das Gesicht waschen.“
„Oh ja, natürlich.“
Nachdem Jenny gegangen war, eilte Erin ins Badezimmer und machte sich frisch. Erst als sie sicher sein konnte, dass alle Tränenspuren verschwunden waren, ging sie zum Schlafplatz der Jungen auf der Terrasse.
Luke verabschiedete sich gerade und nickte Erin kurz zu. „Joey wartet schon auf dich.“
Sein vorwurfsvoller Ton ärgerte sie. Dafür schenkte sie ihrem Sohn ihr wärmstes Lächeln, als sie sich auf der Bettkante niederließ.
„Wie war Lukes Geschichte denn heute Abend?“
„Toll“, erwiderte er. „Wir waren auf der Flucht vor einem Tigerhai, mussten durch einen unterirdischen Tunnel schwimmen und haben mit Seejungfrauen gefrühstückt.“
„Das klingt ja unglaublich aufregend!“ Sie umarmte und küsste ihn. „Schlaf gut, Liebling.“
Schließlich stand Erin auf und betrachtete die Reihe der Betten, in denen die vier kleinen Jungen unter ihren blau-weiß gestreiften Decken lagen. Mütterliche Gefühle ergriffen Erin. Am liebsten hätte sie alle gern geküsst. Aber sie wusste, dass ihr das nicht zustand.
„Gute Nacht“, sagte sie daher nur laut und machte das Licht aus.
Da sie den Lichtschalter im Flur nicht finden konnte, tastete Erin sich im Dunkeln voran, bis sie mit einer männlichen Gestalt zusammenstieß.
„Großer Gott, Luke“, sagte sie erschreckt, „was machst du denn hier?“
„Ich wollte mich davon überzeugen, dass die Jungen gut versorgt sind.“
„Glaubst du nicht, dass ich das auch kann?“
„Natürlich weiß ich das“, erwiderte er mit sanfter Stimme. „Du bist eine fabelhafte Mutter.“
Jetzt konnte sie im Halbdunkel seine vertrauten Gesichtszüge ausmachen. Ihr Blick blieb an seinen sinnlichen Lippen haften.
„Das Gutenachtsagen war schon immer deine Spezialität“, fuhr er fort, und seine Stimme nahm einen suggestiven Unterton an, der Erin tief berührte.
Eigentlich hätte sie weitergehen sollen.
Aber sie tat es nicht.
„Erin“, flüsterte Luke heiser.
Jetzt waren sie sich ganz nah. Erin konnte den Blick nicht von ihm wenden. Er betrachtete ihren Mund, und was Luke wollte, war klar. Er wollte sie küssen. Er würde sie küssen.
Schmerzliches Begehren stieg in ihr auf und blockierte alle vernünftigen Gedanken. Sie wollte von Luke geküsst werden, und ihre Lippen öffneten sich bereitwillig.
Langsam beugte er sich zu ihr.
Sie fühlte, wie ihr die Knie zitterten, sehnte sich nach ihm.
Dann schloss er sie in seine Arme. Seine Lippen streiften verführerisch ihren Mund. Hitze schoss in ihr auf. Wie trockene Erde, die sich nach Regen verzehrte, kam sie sich vor.
Er küsste sie richtig, und sie schmiegte sich hilflos an ihn – löste sich auf in seinem warmen,
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