JULIA EXTRA BAND 0262
deshalb war diese Reise notwendig und gut für mich …“
Sie lächelte. „Man könnte sagen, ich bin endlich angekommen – da, wo ich bisher war und wo ich hingehöre.“
„Bist du sicher, dass du dir damit nichts vormachst und wieder enttäuscht werden könntest, Eleni?“, fragte Lysander rau. Die Vorstellung, dass sie mit ihren Gedanken und ihrem Herzen fast schon wieder in England war, machte ihn fast wahnsinnig. „Außerdem, vergiss nicht, Takis Koumanidis ist ein sehr reicher Mann. Er könnte dir in jeder Hinsicht den Weg ebnen. Du wirst eine solch fantastische Chance doch wohl nicht einfach so ausschlagen?“
Eleni fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog. Offenbar war Geld noch viel wichtiger für Lysander, als sie es bisher angenommen hatte. Es war offenbar der Lebensmotor für Menschen wie seine Eltern und deren Umfeld. Als Millionär und Milliardär hatte man eben keine langfristige Beziehung zu Frauen wie Eleni Dane – nein, auch Lysander würde sich irgendwann dem Diktat seiner Familie beugen oder, was sie noch mehr schmerzen würde, seinem eigenen Anspruch entsprechen und jemand wie Elektra Koumanidis heiraten!
Eleni trank ihren Kaffee aus und stellte die Tasse laut auf dem Tisch ab. „Ich hatte den Vorteil, einigermaßen komfortabel aufzuwachsen, und war später in der Lage, diesen Standard aus eigener Kraft noch weiter auszubauen. Aber ich habe noch nie daran geglaubt, dass Geld alles ist … und schon gar keine Garantie für Glück. Also warum sollte mir eine mögliche Verwandtschaft mit Takis Koumanidis als eine fantastische Chance erscheinen?“
„Wenn das wirklich dein Ernst ist, dann bist du definitiv anders als alle Frauen, die ich bisher kennengelernt habe!“
Versonnen betrachtete Lysander ihre stolze Kopfhaltung, die glühenden Augen, das kleine, feste Kinn. Ja, sie war wirklich einmalig. Und diese Frau hatte ihm gesagt, sie fühle sich allein um seinetwillen zu ihm hingezogen, nicht wegen seiner Millionen! Warum hatte er ihr nicht früher geglaubt und ihr vertraut?
„Wir müssen noch über etwas anderes reden“, murmelte er heiser. „Als wir das letzte Mal miteinander … im Bett waren, haben wir nicht verhütet.“
Als er sah, wie sie wegen seiner Freimütigkeit errötete – oder sollte er lieber sagen Unbeholfenheit, Grobheit, Taktlosigkeit –, fühlte sich Lysander vom Ziel seiner Träume weiter entfernt denn je. „Es … es tut mir leid, Eleni. Ich bereue es zutiefst. Wenn es also ein Problem geben sollte …“
„Ein Problem? Du meinst ein Baby?“
„Wenn es tatsächlich dazu kommen sollte …“
„ Was dann, Lysander ?“ Ihre Stimme klirrte wie Eis. „Dann schickst du mich nach England zur Abtreibung? So wie meine Mutter, von der danach niemand mehr etwas gehört hat?“
Er hatte ihr sagen wollen, dass er ihr dann auf jeden Fall zur Seite stehen würde, egal, welche Entscheidung sie bezüglich des Babys traf, aber plötzlich kam sich Lysander vor wie ein Schuft und wusste gar nicht, warum. Es hatte eine Geste absoluter Selbstlosigkeit und Selbstverleugnung sein sollen, denn für Lysander war der Gedanke an eine Abtreibung die größtmögliche Katastrophe.
Er hatte bereits einen Sohn verloren. Ein zweites Mal könnte er das nicht verkraften.
„So etwas würde ich nie tun!“, flüsterte er mit brüchiger Stimme. Während sie in sein blasses Gesicht schaute, bereute Eleni fast schon ihren emotionalen Ausbruch. Doch der Stress der letzten Monate und dann dieses Reizthema …
„Warum sollte ich dir glauben, Lysander? Du hast mich einmal belogen, warum nicht ein zweites Mal? Du kommst aus der gleichen harten, kompromisslosen Welt wie Takis Koumanidis, oder? Frauen wie ich sind in diesen Kreisen durchaus entbehrlich, nicht wahr. Deine geschäftlichen und gesellschaftlichen Ambitionen kommen weit vor dem Thema Liebe. Und du bist viel zu beschäftigt damit, Millionen zu machen, als über so etwas Triviales nachzudenken, wie die verletzten Gefühle anderer Menschen!“
Eleni erhob sich mit einem Ruck von ihrem Stuhl. In ihren schönen Augen standen Tränen.
„Aber sei beruhigt, es gibt kein Problem , um das du dir in irgendeiner Hinsicht Sorgen machen müsstest – zweifellos zu deiner großen Erleichterung. Ich nehme die Pille.“ Damit wandte sie sich abrupt zum Gehen. Lysander sprang auf und wollte sie am Arm festhalten, aber Eleni befreite sich mit einem harten Ruck.
„Wage es nicht, mich zu berühren!“, zischte sie ihn an. „Und lüge mich nie
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