JULIA EXTRA BAND 0262
und ich, wir werden in Zukunft zusammenarbeiten“, erklärte er.
„Wovon redest du?“
„Rupert hat mich in die Firma geholt, damit ich den Konkurs abwende.“
Für einen Moment schienen die Stimmen der Gäste zu verstummen, um schließlich umso lauter zurückzukehren. Sorcha hätte am liebsten die Hände auf die Ohren gepresst, während sie Cesare ungläubig anstarrte.
„Ich glaube dir nicht. Das würde er nicht tun.“ Ihre Worte klangen dumpf und hohl.
Er zuckte nur die Schultern. „Warum sollte er nicht?“
„Weil … weil …“ Weil er unsere gemeinsame Geschichte kennt, hätte sie am liebsten laut herausgeschrien. Doch genau das war das Problem. Rupert kannte sie nicht. Niemand kannte sie. Nicht wirklich. Sie hatten es ziemlich geheim gehalten, und als es vorbei war, hatte sie niemandem erzählt, dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Sie vermutete, dass ihre Familie sie für verrückt gehalten hätte, so einen Mann abzuweisen.
„Rupert würde so etwas nicht tun, ohne mich vorher zu fragen.“
„Bist du dir sicher, cara ?“, entgegnete er zynisch. „Ich würde vorschlagen, du fragst deinen Bruder.“
Sorcha bekam einen trockenen Hals, denn in seinen Augen lag irgendetwas, das ihr bestätigte, dass er die Wahrheit sagte. „Nein“, wisperte sie.
„Doch“, erwiderte er unnachgiebig.
„Aber warum?“
„Ist das eine ernst gemeinte Frage? Dir wird doch wohl klar sein, dass ihr die Firma verliert, wenn nicht bald etwas passiert.“
Sorcha schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht, und das weißt du auch. Ich glaube nicht, dass du aus reiner Güte handelst. Es geht dir nicht darum, eine angeschlagene Firma zu sanieren.“
„Worum sollte es mir sonst gehen?“
„Du …“ Sie dachte an die Art und Weise, wie er sie angesehen hatte, an die Dinge, die er zu ihr gesagt hatte, an den Eindruck, dass irgendetwas Unausgesprochenes zwischen ihnen verblieben war. „Ich denke, du willst dir nehmen, was du bei unserem letzten Treffen nicht bekommen hast.“
Er lachte leise. „Ach, Sorcha“, murmelte er. „Natürlich will ich das. Und wie entgegenkommend von dir, dass du es so früh merkst.“
Es juckte sie in den Fingern. Am liebsten hätte sie ihn geohrfeigt oder ihm ein Glas Wein über den Kopf gegossen.
„Denk nicht einmal daran“, warnte er sie. „Wir wollen doch bei der Hochzeit deiner Schwester keine Szene machen? Oder sollte das nur eine Provokation werden, damit ich dich küsse?“
Er stand auf und blickte mit harten Augen auf sie hinab. Sorcha musste zu ihrem Schrecken feststellen, dass jede Höflichkeit aus seinem Gesicht gewichen war und nur Kälte übrig blieb.
„Du gehst?“, fragte sie mit wild klopfendem Herzen.
„Ich erwarte einen Anruf.“
„Hat dir nie jemand gesagt, dass es unhöflich ist, eine Hochzeitsfeier vor den Reden zu verlassen?“
„Vielen Dank für die Lektion in Manieren“, entgegnete er beißend. „Aber ich habe es mit Rupert abgesprochen. Sieh einfach nur zu, dass du morgen früh um acht im Büro bist. Ich fange gerne früh an, also komm nicht zu spät.“
Damit verschwand er, und Sorcha blieb nichts anderes übrig, als ihm mit offenem Mund hinterherzustarren. Sie sah gerade noch, wie die Brünette aufsprang und ihm hastig nachlief.
4. KAPITEL
„Was meinst du damit, du hattest keine Alternative?“, fragte Sorcha aufgebracht und fuhr sich zerstreut durch die ohnehin schon zerzausten Haare.
Sie wandte sich Rupert zu, während die Morgensonne das Konferenzzimmer erhellte, in dem etliche Werbeplakate der berühmten Whittaker-Sauce hingen. Auf jedem war eine rotwangige alte Dame zu sehen, die in einem riesigen Kochtopf rührte. Sie sah äußerst zufrieden aus, und unter ihr befand sich jeweils der Slogan: Nach Großmutters Rezept hergestellt!
Sorchas Augen sprühten wütende Funken, doch innerlich fühlte sie sich vollkommen verzweifelt. „Du meinst, jemand hat dir eine Pistole an den Kopf gehalten und dir gesagt, dass es keine andere Alternative gibt, als Cesare di Arcangelo einzustellen?“
„Nein, natürlich nicht …“
„Nun, warum dann?“
„Du hast doch selbst gesehen, wie schlecht die Dinge stehen, Sorcha. Und Cesare genießt den Ruf, selbst hoffnungslos angeschlagene Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen – schau dir doch nur an, was er für die Robinsons getan hat! Ihr Profit ist ins Gigantische gestiegen! Als ich ihn angerufen habe, habe ich gar nicht damit gerechnet, dass er überhaupt Zeit hat, und als er
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