JULIA EXTRA BAND 0262
passt. Und es zeigt eine gewisse Arroganz gegenüber der Öffentlichkeit, wenn man sie mit Geringschätzung behandelt und nicht einmal den Versuch unternimmt, sich zu verändern.“
Sie versteifte sich. „Ausgerechnet du wagst es, von Arroganz zu sprechen?“
Cesare holte tief Luft. Mühsam riss er sich zusammen. „Wir werden die Kampagne verändern.“
„Sollte das nicht eher eine Frage sein als eine Feststellung? Oder verfügst du hier über einen Freibrief und kannst tun und lassen, was du willst, ohne mich vorher auch nur zu informieren?“
Er machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten, und die Tatsache, dass sie nicht weiter nachhakte, zeigte deutlich, dass ihr klar war, dass ihr die mögliche Antwort vielleicht nicht gefallen würde. „Großmütterchen, das am Küchentisch hausgemachte Rezepte kocht, spricht die Kunden nicht länger an“, erklärte er langsam.
„Aber die Leute verbinden damit etwas! Sie glauben, dass hier tatsächlich die Großmutter noch am Herd steht! Diese ganze Sache mit dem Familienunternehmen ist das, was uns ausmacht! Es unterscheidet uns von anderen Marken!“
„Das weiß ich.“ Er legte eine Pause ein. „Und deshalb wollen wir dem Unternehmen ein brandneues Image verpassen – mithilfe eines der eigenen Familienmitglieder. Eine neue Generation, die den Whittaker-Produkten ein neues Gesicht gibt. Stell dir mal vor, was das für eine Publicity erzeugt.“
„Und an welches Familienmitglied hattet ihr bei dieser brandneuen Werbekampagne gedacht?“ Die Frage war beinahe rhetorisch, denn sie wusste, dass es nur sie, ihre Mutter und Rupert gab. Es sei denn, Cesare meinte Emma, doch die war in den Flitterwochen.
Ein gestelltes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. „Oh, komm schon, Sorcha“, erwiderte er ruhig. „Du hast mich bislang vielleicht noch nicht mit deinem Geschäftssinn beeindruckt, aber es gibt nur eine Person, die das tun kann. Du weißt das, und ich weiß es auch.“ Seine schwarzen Augen funkelten. „Diese Person bist du, bella donna .“
Sorcha erstarrte, während sie ihn fassungslos ansah. „Nein.“
„Nein?“, wiederholte er.
Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn du jemanden brauchst, der deiner neuen Werbekampagne ein Gesicht gibt, dann such dir jemand anderes.“
„Aber wir haben doch bereits festgestellt, dass es ein Familienmitglied sein muss – deine Mutter hat das falsche Alter, dein Bruder das falsche Geschlecht, und deine Schwester ist leider verheiratet.“ Er lächelte leicht. „Wir wollen Singles ansprechen, die allein leben – wir wollen mit einem traditionellen Produkt eine vollkommen neue Zielgruppe erreichen.“
„Nein, Cesare.“
„Warum nicht?“
„Weil ich kein Model bin!“
„Ah, aber das ist doch gerade der Punkt – wir wollen gar kein professionelles Model“, entgegnete er kühl und beugte sich vor, um eine große Skizze aus seiner Aktentasche zu zaubern, die er ihr mit verheißungsvollem Blick entgegenstreckte.
Es war der Entwurf eines Werbeplakats, auf dem eine junge Frau mit langen blonden Locken zu sehen war, die ihr aufs Haar ähnelte, wie Sorcha zu ihrer Bestürzung feststellte. Auf dem Tisch vor ihr lagen alle Zutaten für ein köstliches Sandwich, und im Vordergrund stand eine Flasche Whittakers Hot n’ Spicy.
Die Frau leckte an einem Finger, ihre Augen blickten groß und kokett in die Kamera, und nur ein einziges Wort prangte auf dem Plakat: Scharf!!
„Einfach, aber effektiv“, sagte Cesare. Er selbst wurde schwach vor Verlangen, wenn er sich vorstellte, wie Sorcha seinen Finger in den Mund nahm und an …
„Denk an die Publicity“, verteidigte er seinen Vorschlag heiser. „Das könnte eine große Sache werden, Sorcha. Richtig groß.“
„Und wenn die Nachfrage steigen sollte – was willst du dann machen? Wirst du die zusätzlich benötigten Flaschen aus dem Ärmel zaubern, Cesare?“
Er warf ihr einen bewundernden Blick zu. „Überlass das mir.“
Cesare sprach mit einer solchen Zuversicht, als habe er alle Probleme im Griff – und zu ihrer großen Verärgerung glaubte sie ihm sogar. „Du hast an alles gedacht, nicht wahr?“, fuhr sie ihn scharf an.
Sein Lächeln drückte seine ganze Zufriedenheit aus. „Ich habe mir Mühe gegeben“, entgegnete er.
„Nun, du hättest vorher mit mir darüber sprechen sollen, meinst du nicht?“, entgegnete sie kühl. „Denn ich werde das nicht tun können.“
Sein Lächeln verschwand. „Warum nicht?“
„Der Rest der Familie wird
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