JULIA EXTRA BAND 0262
niemals zustimmen, dass ich eine solch herausgehobene Rolle spiele.“
„Sie haben bereits zugestimmt … Emma denkt, es wäre gut für dich … Und deine Mutter …“
Es dauerte ein oder zwei Minuten, aber dann hatten seine Worte sie erreicht.
„Hör auf!“, rief sie. „Ich will das nicht hören!“
Nicht nur, dass er ohne ihr Wissen in die Firma gebracht worden war und sie so lange im Dunkel gelassen wurde, bis daran nichts mehr zu ändern war. Nein, hinter ihrem Rücken hatte er gegen sie eine Verschwörung angezettelt, hatte einen ausgefeilten Plan entwickelt – und sie war die Letzte, die davon erfuhr!
„Du musst schon seit Wochen ohne mein Wissen operieren“, presste sie ungläubig hervor.
„Ich dachte, es wäre besser, wenn wir dich vor vollendete Tatsachen stellen.“
Sie starrte ihn konsterniert an. „Du Bastard“, fauchte sie.
Cesares Blut erhitzte sich, er fühlte Triumph – in gewisser Weise war es genau das, was er sich seit Ewigkeiten wünschte. Dass die zivilisierte Höflichkeit zwischen ihnen mit einem einzigen Wort der Verachtung weggewischt wurde – und ihm damit die Möglichkeit gab, genau das zu tun, was er seit ihrer ersten Begegnung hatte tun wollen. Jeder wusste, dass Zorn eines der größten Aphrodisiaka der Welt war.
„Ein Bastard bin ich also?“, sagte er, während er langsam auf sie zuging. In ihren Augen las er Wut – und noch etwas anderes – oder spiegelten ihre Augen einfach nur das wider, was er selbst fühlte? In den vergangenen Jahren hatte sich in ihm ein unerträglicher leidenschaftlicher Hunger nach ihr aufgebaut.
„Vielleicht sollte ich dann endlich anfangen, mich auch wie ein Bastard zu benehmen.“ Vollkommen unvermittelt packte er sie und zog sie in seine Arme.
Sie hatte es auf sich zukommen sehen, doch der überwältigende Druck seiner Arme und die Hitze seines Körpers machten sie völlig ergeben.
„Bastard!“, wiederholte sie, aber diesmal war es nur noch ein erregtes Flüstern, während er seine Finger besitzergreifend über ihren Rücken wandern ließ. Etwas hatte sich verändert. Sie war nicht länger achtzehn, es war keine Mutter im Haus, die sie mit Argusaugen beobachtete. Und er war nicht länger der Mann, der sich kaum traute, sie zu berühren, weil er Angst hatte, dann vollkommen die Kontrolle zu verlieren.
„Verflucht sollst du sein“, hauchte sie wenig überzeugend. „Oh, verflucht sollst du sein, Cesare di Arcangelo!“
„Du willst mich doch gar nicht verfluchen“, lachte er.
„Doch, das will ich“, erwiderte sie und fragte sich im Stillen, wie ihre Stimme derart heiser klingen konnte.
Sein Blick wanderte über ihr Gesicht. Er erkannte das pure Verlangen in ihren Augen. „Du willst es“, meinte er rau. „Wir wollen es beide.“
Sie wollte es leugnen – doch sie kam nicht dazu. In diesem Moment lagen seine Lippen auf den ihren und erstickten jeden Protest. War es wirklich so falsch? Einer Leidenschaft nachzugeben, die sie beide in der Vergangenheit beinahe um den Verstand gebracht hatte?
Bestimmt und fordernd erforschte seine Zunge ihren Mund. Niemals hatte ein Kuss sie derart überwältigt. Sie fühlte sich schwach, betäubt und erschöpft – wie nach einem langen und harten Arbeitstag.
Kam dieses Stöhnen von ihm? Und der Seufzer – der etwa auch?
Doch noch während sein Körper vor Begierde erbebte, ärgerte ihn seine Reaktion. Welche Knöpfe drückte sie nur immer wieder, die ihn derart schwach machten – ihn, einen Mann, der nichts und niemanden brauchte? Wütend schlang er sich ihr seidiges Haar um die Hand und zog ihren Kopf nach hinten. Mit der anderen Hand umfasste er ihre Brust und spürte, wie die Knospe sich ihm sofort entgegendrängte.
„Cesare!“, hauchte sie.
„Was, cara? Gefällt dir das?“
„Es ist … Es ist … Oh, Cesare.“ Was bedeutete Cesare nur für sie? Er war ein stolzer und zorniger Mann, dessen Berührung sie vollkommen entbrennen ließ.
„Ich hätte das schon vor Jahren tun sollen“, stieß er hervor, während er sie gegen den Tisch drückte, alle Papiere hinunterfegte und sie dann auf den freien Platz hob. „Dann hätte ich mich von dir befreien können. Dein blasser, schöner Körper hätte mich nicht länger verfolgt. Ich hätte die Erinnerung an dich abgeschlossen und wäre gegangen.“
Das klang nicht nach Zuneigung – es klang nach dem genauen Gegenteil. Beinahe, als würde er sie verachten, hassen. Diese Geringschätzung hätte ihr Verlangen im Keim ersticken
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