JULIA EXTRA BAND 0263
kauften drei Paar, zusammen mit einigen einfachen kleinen T-Shirts und Pullis.
Als sie nach Hause kamen, wollte sie Maria und Dr. Madison zuerst ihre neuen Kleider zeigen, und dann wollte sie ihre Klavierstunde.
„Ich glaube, Dr. Madison ist immer noch im Garten beschäftigt, Schätzchen.“
„Wir gehen sie holen.“ Sofort lief sie davon und rief: „Maddie? Maddie?“
Hatte Roxanna ihr gesagt, sie solle sie so nennen?
Gino spürte eine gewisse Unruhe und ein deutliches Unbehagen, als er seiner Tochter halbherzig durch die Tür folgte. Er hoffte, dass Roxanna am anderen Ende des Gartens arbeitete und Pia sie nicht fand, denn nach der Katastrophe an diesem Morgen wollte er sich selbst und dieser sinnlichen Amerikanerin ein wenig Raum geben.
Roxannas Skrupel frustrierten ihn. Er hatte genug amerikanische Filme und Fernsehshows gesehen, um zu wissen, dass unverbindlicher Sex auf der anderen Seite des Atlantiks genauso üblich war wie in Europa. Er hatte geglaubt, diese Frau bereits zu verstehen, doch da täuschte er sich. War er einfach nur zu direkt gewesen?
„Komm schon, Maddie“, hörte er Pia sagen, und kurz darauf tauchte sie mit Roxanna im Schlepptau auf.
Er traf sie in der Eingangshalle direkt neben dem großen Salon.
„Hi“, sagte Roxanna. „Ähm, Pia möchte, dass ich mir ihre neuen Kleider ansehe.“
„Ja, ich hoffe, du bist nicht zu beschäftigt.“
„Mein Narzissenkleid und mein Marienkäfertop“, verkündete Pia stolz.
„Oh, das klingt aber toll, Sweetheart! Nein, es ist in Ordnung, Gino, die Gärtner haben für heute bereits Feierabend gemacht.“
„Und meine Jeans. Und meine Turnschuhe. Und meine T-Shirts. Und meine Cordhosen.“
„Großer Gott! Ist in dem Geschäft überhaupt noch etwas übrig geblieben?“
Pia kicherte, und Roxanna lächelte auf sie herab, wodurch Gino nicht ihrem Blick begegnen musste. „In mehreren Geschäften wurden die Regale ernsthaft geleert“, sagte er.
„Ein kräftiger Anschub der lokalen Wirtschaft. Ähm, und dann will sie eine weitere Klavierstunde“, fügte Roxanna ruhig hinzu. Obwohl sie sich in seine Richtung drehte, sah sie ihn nicht direkt an. „Ist es okay, wenn ich ihr jetzt jeden Tag eine gebe? Manchmal vielleicht sogar zwei?“
„Ja. Es freut mich, dass sie so eifrig ist.“
Roxannas Hand lag noch immer auf Pias schwarzen Locken, doch dann schaute sie auf, um irgendetwas Abschließendes zu sagen, und ihre Blicke begegneten sich.
Es war so unangenehm. Die ganzen Erinnerungen kehrten zurück. Ihr Kuss. Die Art, wie sie über den Schmutz an ihren Händen gelacht hatten. Was er vorgeschlagen und wie sie darauf reagiert hatte. Beinahe hätte er sie erneut darauf angesprochen.
Es tut mir leid. Es war anmaßend von mir.
Komm heute Abend mit mir nach Siena zum Dinner. Vielleicht kann ich deine Meinung ändern.
Wir begehren einander. Gibt es nichts in deinem Verhaltenskodex, was dafür sorgen kann, dass du es als schön und lohnenswert empfindest?
Er wollte sie küssen und konnte es nicht. Er wollte etwas sagen, doch nichts erschien ihm passend.
Pia zog an Roxannas Arm. „Komm jetzt, Maddie. Alles istoben auf meinem Bett. Ich will eine Schere haben und alle Schilder selbst abschneiden.“
„Wir schauen mal, ob Maria eine Schere hat, die sicher ist für dich.“
„Ich habe eine auf meinem Schreibtisch“, bot Gino an. „Eine Papierschere, nicht zu scharf. Sie hat sie schon die ganze Woche benutzt.“
„Oh, okay. Danke. Soll ich …“
„Ich gehe sie holen.“ Er eilte davon, froh über die Gelegenheit, der unangenehmen Situation auf diese Art entfliehen zu können.
Als er zurückkam und Rox die Schere gab, drehte er sich sofort um und sagte: „Ich muss arbeiten.“ Damit zog er sich in die Sicherheit seines Büros zurück.
Er konnte jeden Ton der Klavierstunde hören, selbst bei geschlossener Tür. Dummerweise konnte er nicht verstehen, was Roxanna sagte. Er wollte hinausschlüpfen und offen lauschen, doch was hatte es für einen Sinn, einer Anziehung nachzugeben, die zu nichts führen konnte, wenn man die entschiedene Art bedachte, mit der Roxanna ihn abgewiesen hatte?
Stattdessen ging er in die Küche, wo Maria gerade Hühnchen mit Zitrone und Kapern kochte. Er stibitzte ein paar Oliven, setzte sich an den Tisch und fragte sich, wie er Maria am besten die Wahrheit über Roxannas eigentliche Identität erzählen sollte.
Vermutlich war es am klügsten, es geradeheraus zu sagen – was ohnehin lange überfällig
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