JULIA EXTRA BAND 0263
mal, Luigi?“ Sie verschränkte die Arme über der Brust, um bloß keine falsche Körpersprache auszusenden.
„Magst du keinen Spaß?“, wiederholte er.
„Doch, aber darum geht es nicht. Tu das nicht noch einmal, okay?“ Sie ließ ihre Arme sinken und kletterte vom Lkw. Allerdings konnte sie Luigi nicht böse sein, der immer noch verschmitzt lächelte und entschuldigend die Hände hob, so als wolle er sagen: „In Ordnung, ich respektiere deine Entscheidung, aber ich musste es zumindest versuchen, oder?“
„Tu das nicht, Luigi. Verstanden?“
„Sicher, sicher. Aber weißt du, die Mädchen finden, dass ichsehr gut aussehe.“
„Oh, sehr gut“, bestätigte sie.
Das tat er tatsächlich.
Und er war gerade mal neunzehn.
Sie ging um den Lkw herum zur Fahrerkabine. „Danke“, sagte sie zu dem Mann hinterm Steuer. „Alles ist ausgeladen, korrekt und in gutem Zustand. Muss ich irgendetwas unterschreiben? Ja?“
Er streckte ihr ein Klemmbrett mit Lieferschein entgegen.
Sie unterzeichnete.
Er fuhr los.
Luigi begann, die erste Ladung Rosen auf einen Handwagen zu laden und über einen kleinen Kiesweg zum hinteren Teil des Palazzos zu schieben. Der Wagen rollte nicht besonders gut über den unebenen Belag, sodass Roxanna ihn schnell einholte.
„Spaß“, sagte er. „Das war alles.“
„Nein.“
„Warum mögen Amerikanerinnen keinen Spaß?“
„Das tun sie ja.“
„Also …“
„Aber Amerikanerinnen würden gerne selbst entscheiden, was Spaß ist und was nicht. Ich bin sicher, bei Italienerinnen ist es genauso.“
„Es wäre Spaß. Das verspreche ich. Ich habe noch nie in meinem Leben eine Frau enttäuscht.“ Seine Handgeste deutete etwa hundert Jahre wilder sexueller Erfahrung an.
„Nein, Luigi“, wiederholte sie – nicht zu laut, denn sie war sich der anderen beiden Gärtner bewusst, die hinter der Hecke arbeiteten und die Ohren spitzen würden.
„Siehst du, du hast Angst davor, Spaß zu haben. Du hast Angst“, fuhr Luigi fort, „das Ausmaß an Vergnügen zu empfinden, das ich dir schenken könnte, denn es würde dich für jeden anderen Mann ruinieren.“
„Das stimmt nicht. Wirklich. Bitte hör auf, darüber zu reden.“
„Lass dich gehen. Genieße das Leben.“
Roxanna reichte es.
„Hör zu, Luigi“, sagte sie. „Magst du deinen Job? Willst du ihn behalten? Du hast gefragt – irgendwie nett –, und ich habeNein gesagt – ziemlich deutlich –, und ich will keinen Sex mit dir haben. Du musst gar nicht wissen, warum. Du sollst meine Antwort nicht infrage stellen oder dein Angebot dadurch aufwerten, dass du mir vorschwärmst, was ich verpasse. Die Antwort lautet Nein. Und wenn du die Frage noch einmal wiederholst, dann hast du keinen Job mehr, das verspreche ich dir.“
Das Italienisch war voller Fehler, englische Wörter, die sie mit italienischem Akzent aussprach in der Hoffnung, dass Luigi ihren Sinn verstehen würde. Als sie mit ihrer Rede fertig war, hatte Rox rote Wangen und musste tief Luft holen. Ihre Stimme war ziemlich laut geworden, sie hatte die anderen Gärtner ganz vergessen, und Luigi stand wie angewurzelt da. Er war offensichtlich sprachlos.
Doch alle anderen begannen hinter der Hecke zu applaudieren, zu lachen und ihr zu ihrer eindrucksvollen Ansprache zu gratulieren.
„So ist es richtig, Miss Doktor, geben Sie dem Jungen mal Bescheid!“, rief Salvatore.
„Er bildet sich ja so viel ein. Es wurde Zeit, dass ein Mädchen ihm zur Abwechslung mal einen Korb gibt“, stimmte Benno zu.
„Hörst du das, Luigi? Sie hat Nein gesagt.“
„Das ist eine Frau, die weiß, was sie nicht will, und du solltest ihr besser glauben.“
Gino tauchte als Letzter auf und sagte nichts. Er klatschte lediglich und bemühte sich, nicht zu lachen. Was ihm übrigens ziemlich misslang.
Gott, er hatte ihre Tirade auch gehört?
Er lächelte sie immer noch an. Sie hatte ihn an diesem Tag noch nicht gesehen, und plötzlich war es, als sei gerade die Sonne hinter einer dicken grauen Wolke hervorgekommen. Er trug schwarze Hosen und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte. Er wirkte selbstbewusst und souverän, und er brachte sie vollkommen aus dem Gleichgewicht. Ihre Knie wurden butterweich.
„Guter Gott, was ist nur los mit euch italienischen Männern?“, stöhnte sie in einer unmöglichen Mixtur aus Italienisch und Englisch und ließ die vier stehen, um jeden auf seine Weise diese Frage beantworten zu lassen. „Ich brauche jetzt ein Glas Wasser, und zwar
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