JULIA EXTRA BAND 0263
eine Florentiner Spezialität aus Schokolade, Mandeln, Nüssen und Sahne.
Es war beinahe elf, als sie sich auf den Heimweg machten. Während sie die dunklen und mittlerweile recht kühlen Gassen der Altstadt dorthin zurückgingen, wo sie geparkt hatten, konnte Rox nur daran denken, dass Gino sicher irgendwo auf dem Weg zwischen hier und ihrer Schlafzimmertür versuchen würde, sie zu küssen.
Natürlich würde er das.
Sie würde als schreiendes Nervenbündel zu Boden sinken, wenn er es nicht tat.
Und sie durfte es trotzdem nicht zulassen, sodass sie besser schon jetzt über eine Strategie nachdachte, seinen Annäherungsversuchen zu entgehen.
Das ist vollkommen unlogisch, Rox.
Harlan hatte auch schon bemerkt, dass sie unlogisch war – Grund Nummer zwanzig –, doch Logik war nicht dasselbe wie gesunder Menschenverstand, und an diesem Abend war es absolut nachvollziehbar, dass sie sich mit jeder Faser ihres Körpers nach Ginos Kuss sehnte und es dennoch unterbinden würde, wenn es so weit kam.
Vielleicht sollte sie die Situation irgendwie herbeiführen, sodass er den entscheidenden Schritt unternahm und sie jetzt gleich Nein sagen konnte.
Nein, das ist keine gute Idee.
Rück bloß nicht enger an ihn heran, Rox. Das wäre wirklich unlogisch.
Er war ihr so nah, und es wäre ein Leichtes gewesen, ihren Kopf an seine Schulter zu lehnen. Oder sie hätte ein bisschen stolpern können, damit er den Arm um sie legte.
Doch das tat sie nicht. Sie blieb, wo sie war, und er hielt ebenfalls Abstand. Als sie am Auto ankamen und er ihr die Tür aufhielt, lächelte er sie an, aber das war alles.
Es reichte auch so. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ihr ganzer Körper erbebte. Sie hätte nie geglaubt, dass Verlangen sich so wundervoll anfühlen konnte, oder dass ein Lächeln die verrücktesten Dinge mit einer Frau anstellte.
Während Gino um den Wagen herumging und die Fahrertür öffnete, beobachtete sie ihn beim Einsteigen, doch ihr Magen verkrampfte sich enttäuscht, als sie sich nicht berührten. Er lächelte sie erneut an und startete den Motor.
„Hat dir der Ausflug gefallen?“, fragte er, als sie die Stadt verließen.
„Das weißt du doch.“
„Ich würde es gerne hören.“
„Wie oft? Ich mache mir eine Notiz.“
„Ich mag die verschiedenen Arten, in denen du es gesagt hast. Ich mag es, wie du dich auf die Dinge einlässt, Roxanna. Es ist … wie sagt man bei euch? Ansteckend?“
„Ja.“
Okay, er arbeitete noch darauf hin. Das nette Kompliment, das Lächeln. Sie sah es bereits vor sich, aber er wartete noch. Vielleicht passierte es nicht, bevor sie im Palazzo waren. In der Küche … er bietet mir ein Glas Wasser an. Oder in der Eingangshalle, vielleicht aber auch erst oben.
Doch sie gingen den ganzen Weg von der Garage, durch die Eingangstür, die Treppen hinauf über den Korridor bis zu ihrem Zimmer, und den einzigen Kuss, den Rox bekam, war der, den sie sich in ihrer Fantasie vorgestellt hatte – den sie nicht hatte zulassen wollen.
Er blieb vor ihrer Tür stehen. „Ich werde mich jetzt umziehenund unten noch ein wenig arbeiten“, sagte er. „Vielen Dank für deine Gesellschaft heute Abend. Ich habe jede Minute genossen.“
Er streichelte ganz sanft ihre Wange. Die Berührung war so leicht wie eine Feder. Kurz atmete sie seinen Duft ein – diese Mischung aus Wein, Leder, Seife, Kaffee und Mann. Vertraut und perfekt zugleich.
„Ich sehe dich dann morgen.“ Seine Stimme klang sehr tief. Damit drehte er sich um und verschwand.
Oh.
Das war’s?
Rox sackte matt gegen die Tür ihres Zimmers. Sie brauchte einen Moment, bevor sie die Kraft aufbrachte, sie zu öffnen und hindurchzuschlüpfen. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich vor Enttäuschung, und in ihrem Kopf pochte es schmerzhaft, als die Fragen kamen.
Wusste Gino, was sie erwartet hatte? Hatte er erraten, dass sie seinem Versprechen nicht getraut hatte, sich nicht wie Luigi zu wiederholen?
„Wach auf, Roxanna Madison“, murmelte sie laut. „Du hättest nicht Nein gesagt, oder? Nicht für eine Sekunde. Wenn er dich geküsst hätte, dann hättest du dich auf ihn gestürzt.“
Ihre einzige strategische Überlegung bestand darin, wie lange sie ihn küssen und sein Angebot, seine Geliebte zu werden, dennoch ablehnen konnte.
Unlogisch.
Harlan, ich muss mich bei dir entschuldigen. Deine Liste sollte ich mir an den Spiegel kleben. Du hast vermutlich mit jedem einzelnen Punkt recht.
Frustriert machte sie sich fürs Zubettgehen
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