JULIA EXTRA BAND 0263
aber als ich die Wahrheit erfuhr über Sie und Ihre Schwester … Sie und ich, wir verfügen über das gleiche Temperament.“
„Das tun wir nicht!“
Sie sah bereits eine Wiederholung des Luigi-Szenarios auf sich zukommen und hätte in diesem Fall den jungen Gärtner bevorzugt. Sein Annäherungsversuch war zumindest gut gemeint und in seinem jugendlichen Überschwang irgendwie süß gewesen. Nach dem, wie Francesco ihrer Schwester mitgespielt hatte, war sie nicht bereit, ihm so leicht zu verzeihen. Allerdings musste sie immer noch an Rowies berufliche Zukunft denken.
„Es tut mir leid, Francesco, ich bin schmutzig, mir ist heiß, und ich gehe jetzt duschen“, sagte sie und löste sich aus seinem Griff.
Sie hörte einen anderen Wagen – es war Gino –, der sich wesentlich langsamer als Francesco in seinem Porsche dem Palazzo näherte. Er nahm das Motorengeräusch ebenfalls wahr, und sie drehten sich beide um. Rox seufzte erleichtert, während Francesco unterdrückt fluchte.
Eine halbe Minute später stürzte sich Pia in Roxannas Arme und erzählte ihr aufgeregt von ihrem Tag. Gino und Francesco begrüßten sich, indem sie einander herzlich die Hände schüttelten und sich gegenseitig auf den Oberarm klopften. Pias stürmischer Wortschwall war jedoch nicht laut genug, um Francescos gemurmelte Beschwerde zu übertönen: „Amerikanerinnen, wer versteht sie schon?“
Etwa eine Viertelstunde später erschien Gino an Roxannas Zimmertür. Sie hatte sich nach ihrer Dusche gerade angezogen. „Was hat mein Bruder zu dir gesagt?“
„Oh, komm herein“, entgegnete sie unsicher.
„Nein, ich bleibe genau hier. Ich will nur wissen, was er zu dir gesagt hat?“
„Wie kommst du darauf, dass er irgendetwas gesagt hat?“
„Weil ich ihn kenne, weil er sich über dich beschwert hat und weil du Pia gar nicht zugehört hast und einfach verschwunden bist.“
„Geht es ihr gut? Es tut mir leid, dass ich sie einfach so stehen gelassen habe, ich …“
„Ja, ich weiß, dass es dir leid tut, weil du dich normalerweise nicht so verhältst, also will ich jetzt wissen, was Francesco gesagt – oder getan hat.“
Sie seufzte. „Wenn du ihn kennst, dann kannst du es dir doch denken. Er hat das Gefühl, dass ich ihm bereits sehr vertraut bin, wegen Rowena. Er glaubt, dass wir dasselbe Temperament besitzen. Er meint, nur weil ich ihm vor zwei Wochen den Hörer aufgeknallt habe, muss ich fabelhaft im Bett sein.“ Sie lächelte schief. „Du weißt schon, so nach dem Motto wilde Raubkatze, die ihm die Kleider vom Leib reißt.“
„Hat er das gesagt?“
„Das musste er nicht.“
„Nein, ich schätze nicht. Schau, ich entschuld…“
„Stopp. Du musst dich nicht entschuldigen. Ich kann mit ihm umgehen. Wesentlich besser als meine Schwester.“ Sie verzog das Gesicht. „Und ich habe durch Luigi ja schon Übung!“
Er lächelte, dann presste er seine Fingerspitzen sanft gegen ihre Lippen. Ihr ganzer Körper erbebte, und sie hätte sich am liebsten in seine Arme geworfen. „Ich entschuldige mich nicht für Francesco, Roxanna“, erklärte er. „Ich entschuldige mich für mein Verhalten.“
„Das musst du auch nicht tun, Gino. Es war nicht … die schlimmste Idee der Welt.“ Oh Gott, nein , bestimmt nicht , sagte ihr Körper. Sie seufzte erneut. „Es war nur nicht die richtige Idee für mich.“
„Ja, das verstehe ich jetzt.“
Wie aufs Stichwort hörten sie in diesem Moment Lisettes Stimme auf der Treppe. „Gino? Bist du oben?“
„Ja, ich komme runter“, rief er zurück – zu der Frau, die nichts gegen die Rolle der Geliebten einzuwenden hatte, wie sie mehrfach an diesem Tag durch die besitzergreifende und sinnliche Art, ihn zu berühren, unterstrichen hatte.
Als Roxanna ihre Zimmertür schloss, befiel Gino eine Ruhelosigkeit, die er nicht verstand. Seine männlichen Bedürfnisse brachen sich mit rücksichtsloser Unbarmherzigkeit Bahn und raubten ihm den Frieden. Lisette war willig und verfügbar, und sie verstand die Regeln.
Viele Männer in Ginos Situation würden mit ihr schlafen.
Wahrscheinlich in dieser Nacht.
Denn wenn er es heute nicht tat, dann müsste er warten, bis er zurück in Rom war, was mindestens noch zehn Tage dauern würde. Im Moment hatte er jedoch das Gefühl, keine zehn Minuten warten zu können, um körperliche Erleichterung zu finden.
Und dennoch konnte er nicht hinunter zu Lisette gehen.
Jetzt nicht.
Niemals.
Stattdessen zog er sich in sein Schlafzimmer zurück und
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