JULIA EXTRA BAND 0263
Lieblingsgericht, aber dein Großvater mochte es nicht, und deshalb gab es das bei uns natürlich auch nie.“
„Ich liebe es“, verkündete Gil.
„Gut, denn es ist reichlich da.“ Sarah hastete wieder in die Küche.
„Ich wünschte, du würdest deine Rolle spielen“, murrte Jane.
„Tut mir leid, Schatz, aber nicht einmal für dich würde ich vorgeben, Würstchen und Kartoffelbrei nicht zu mögen“, erwiderte Gil entschieden.
Jane ging in die Küche, um ihrer Großmutter beim Auftragen zu helfen. „Granma“, flüsterte sie, „wie hast du so schnell so viel abgenommen?“
„Sei nicht albern“, schalt Sarah sie. „Ich habe mir einfach ein sehr gutes Korsett gekauft.“
„Früher hast du dir nie die Mühe gemacht – für Andrew.“
Jane machte einen verzweifelten Versuch, die Situation zu retten. „Ich möchte mich für Gils Aufzug entschuldigen. Er wusste nicht, dass wir hierherkommen würden.“
„Was soll denn an seiner Kleidung verkehrt sein?“, fragte Sarah.
„Nun, etwas unkonventionell für dich, dachte ich.“
„Liebes, ein so reizender junger Mann kann tragen, was er will. Jetzt nimm den Brotkorb, und lass uns endlich anfangen.“
Ein Ernährungsberater hätte bei der Mahlzeit, die Sarah ihnen auftischte, sicher die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: dicke, gebratene Würstchen und Kartoffelbrei mit Sahne und Butter. Aber es war köstlich, und durch Gils Wein wurde es perfekt.
„Wie habt ihr beiden euch kennengelernt?“, fragte Sarah.
„Ich bin in die Bank gekommen, weil ich ein Darlehen brauchte. Natürlich hat Jane mir keins gewährt.“
„Warum?“
„Warum?“, echote Jane. „Sieh ihn dir doch an.“
„Ich fürchte, ich habe keine Zeit, mich mit so langweiligemZeug wie korrekter Kleidung abzugeben“, meinte Gil in einem tapferen Versuch, die ihm zugewiesene Rolle zu spielen. „Das Leben ist zu kurz.“
„Ja“, erwiderte Sarah mit einem Seufzer. „Das ist es wirklich.“
„Aber manchmal ist korrekte Kleidung sehr wichtig“, mahnte Jane.
„Bei Weitem nicht so oft, wie du glaubst“, sagte Sarah. „Aber natürlich verstärkt das Leben in einer Bank solche konventionellen Sichtweisen.“ Dann lächelte sie Gil zu. „Ich hoffe, Sie erzählen mir etwas über sich selbst. Wie verdienen Sie sich Ihren Lebensunterhalt? Ich bin sicher, Sie machen nichts Langweiliges.“
„Feuerwerk. Ich ziehe durch die Lande und gebe Vorstellungen.“
„Wie aufregend!“
„Es ist natürlich ein risikoreiches Leben“, fügte Gil hinzu, der Janes eisige Blicke auf sich spürte. „Keinen festen Wohnsitz, nur einen Wohnwagen.“
„Sie leben in einem Caravan?“, fragte Sarah mit weit aufgerissenen Augen. „Das ist wundervoll! Jeden Tag an einem anderen Ort, der Horizont verändert sich ständig, neue Leute …“
„Das stimmt. Ich kann es nicht ertragen, zu lange an demselben Ort zu bleiben.“
Früher einmal hätte Sarah darüber den Kopf geschüttelt, und solche Worte wie „unreif“ und „unbeständig“ hätten ihr auf der Zunge gelegen. Aber jetzt schien sie von Gil hingerissen zu sein.
„Aber was ist das für ein Leben?“, meinte Jane in dem Versuch, dem Gespräch wieder die richtige Richtung zu geben. „Keine Wurzeln, keine familiären Bindungen.“
„Das ist die beste Art zu leben“, erwiderte Gil fröhlich. „Bindungen legen einen nur fest. Gib mir Freiheit. Gib mir die offene Landstraße. Ich finde, das Leben sollte Spaß machen.“
„Ganz meine Meinung“, stimmte Sarah ihm zu.
Verwundert zögerte Gil einen Moment, stürzte sich dann aber erneut in den Versuch, seine Rolle nach Janes Wünschen zu spielen. „Familien sind gut und schön, aber sie neigen dazu, einen zurückzuhalten. Immer versucht einem jemand zu sagen, was gut für einen ist oder was man nicht tun soll. Wer braucht das?“
„Niemand“, bekräftigte Sarah. „Sie können mir glauben, niemand. Sie sind nicht verheiratet, entnehme ich dem?“
Gil zwinkerte ihr zu. „Ich kann zu schnell laufen.“
„Ich bin sicher, dass zahlreiche junge Damen Sie verfolgen.“
„Zu viele, um sie zählen zu können“, versicherte Gil. „So gefällt es mir. Das hält sie auf Draht.“
Sarah beugte sich verschwörerisch zu ihm hinüber. „Aber Jane ist die Spitzenreiterin?“
Gil dachte darüber nach. „Im Moment schon. Aber, wie ich immer sage: Wer weiß, was morgen bringen wird?“
„Es wird dir in einer Minute einen Tritt ans Schienbein einbringen“, mischte Jane sich
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