JULIA EXTRA BAND 0263
hineinpasst …“
„Ich kann dich doch nicht heiraten, nur weil ich gut in dein Heim passe.“
„Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt …“
„Das ist auch egal. Ich fahre mit einem … einem Freund weg.“
Kenneth schürzte die Lippen. „Mit einem Freund.“
„Ja, mit einem Freund. Er fährt von Ort zu Ort und veranstaltet Feuerwerksvorführungen. Ich begleite ihn einen Monat lang.“
Fassungslos starrte er sie an. „Hast du den Verstand verloren?“
„Ja. Ja, genau das habe ich. Ich habe den Verstand verloren und bin sehr froh darüber.“
„Aber … das passt so gar nicht zu dir.“
Plötzlich verstand Jane, wie Sarah sich fühlen musste. Wenn die Leute einem ständig sagten, wie man eigentlich sei, wollte man nur schreien, dass man absolut nicht so sei, wie sie dachten. Aber bevor sie etwas sagen konnte, sprach Kenneth schon weiter. „Es dürfte wohl kaum möglich sein, dass du einen Monat am Stück Urlaub bekommst. Denk daran, wie das deiner Position schaden würde. Ich hoffe, du trägst dein Anliegen nicht Mr. Morgan vor. Ich kenne ihn. Er wird es nicht nur ablehnen, er wird sich auch einen negativen Vermerk über dich machen wegen deiner leichtsinnigen Einstellung.“
Jane hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr der Wind aus den Segeln genommen wurde. „Das ist unwichtig, Kenneth. Jedenfalls kann ich dich nicht heiraten.“
Er sah sie mit gönnerhafter Freundlichkeit an. „Du willst mir doch nicht etwa wegen dieses Zigeuners den Laufpass geben? Ich kann mir dich beim besten Willen nicht beim fahrenden Volk vorstellen. Jetzt kann ich nicht länger bleiben. Ich bin nur vorbeigekommen, um dir die Nachricht meiner Mutter zu überbringen. Ich werde ihr sagen, dass du andere Pläne hast, aber wir können das ja später einmal nachholen. Auf Wiedersehen, Schatz. Mach bitte keine Dummheiten, wie zum Beispiel bei der Zentrale vier Wochen Urlaub zu beantragen. Glaub mir, dein guter Ruf würde darunter leiden.“
Er ging, bevor sie auch nur die Möglichkeit hatte, ihre Empörung zu äußern. Jane riss sich zusammen und rief ihre Sekretärin an. „Ich hätte gern einen Kaffee, bitte.“
„Kommt sofort“, erwiderte diese. „Ach, übrigens, die Zentrale hat angerufen und lässt Ihnen ausrichten, dass vier Wochen in Ordnung sind.“Eine Woche später stand Jane inmitten zahlloser Reisetaschen in ihrer Diele und wunderte sich, wie schnell alles gegangen war. Als Gil erfahren hatte, dass sie mit ihm kommen würde, hatte er sie ekstatisch in seine Arme gerissen. Auch Sarah war begeistert gewesen.
Nun war sie bereit, dieses Abenteuer zu beginnen. Es waren zwar nur ein paar Wochen in einem Wohnwagen, aber für sie war es die wichtigste Reise ihres Lebens.
Gil erschien und trug einige ihrer Taschen nach unten. Jane sah sich unruhig in ihrer Wohnung um.
„Du hast nichts vergessen“, sagte Sarah, die ihren Blick korrekt gedeutet hatte. „Fahr los, und genieße die Zeit.“
Jane legte die Arme um ihre Großmutter, aber ihre Umarmung wurde durch eine Stimme vom Eingang her unterbrochen. „Oh, da bin ich gerade noch rechtzeitig gekommen.“
„Kenneth!“, rief Jane aus. „Was tust du hier?“
„Ich bin als Freund hier“, erwiderte er ernst. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Guten Morgen, Mrs. Landers.“
„Ich bin entzückt, Sie wiederzusehen“, meinte Sarah höflich, aber unaufrichtig.
„Erlauben Sie mir, Ihnen mein Mitgefühl angesichts der unglücklichen Vorfälle auszudrücken. Ich hoffe, dass alles wieder ins Lot kommt.“
„Unglückliche Vorfälle? Wovon reden Sie eigentlich?“, fragte Sarah. „Mir geht es prächtig.“
Kenneth lächelte verständnisvoll und murmelte: „So tapfer. Es erleichtert mich zu wissen, dass Sie Jane haben, um sich um Sie zu kümmern. Ich bin allerdings etwas überrascht, dass Sie diesen verrückten Plan gebilligt haben, aber …“
„Ich habe ihn nicht gebilligt, ich habe Jane dazu ermutigt. Ich mag Gil sehr.“
Das brachte Kenneth ein wenig aus der Fassung. „Nun, natürlich, wenn Sie ihn kennengelernt haben und akzeptieren …“
„Absolut“, bekräftigte Sarah. „Er ist ein großartiger junger Mann.“
In diesem Moment erschien Gil wieder an der Tür. Mit einem Blick hatte er die ganze Situation erfasst, und seine dunklen Augen begannen spitzbübisch zu funkeln. Seine gesamte Haltung veränderte sich, als er sich lässig an den Türrahmen lehnte.
„Ey, kommste jetzt oder muss ich den ganzen Tag auf dichwarten?“, fragte er
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