JULIA EXTRA BAND 0263
war wieder da, der Raum verschwand, und sie sah wieder einen dunklen Himmel, vor dem Lichter flackerten und glühten, Lichträder sich wild drehten, Goldregen sprühte und Raketen kreuz und quer schossen. Ihr Magier war wieder da, und die Welt war wieder voller Zauber.
Doch seltsamerweise fühlte sie sich trotz aller Verzückung absolut sicher in seinen starken Armen, die sie fest an sich drückten.
Widerstrebend löste sie ihre Lippen von seinen. „Okay, ichgebe zu, dass ich dich in den letzten Tagen vermisst habe.“
„Sehr?“
„Ja, sehr.“
„Mir ging es genauso. Aber es wird noch schlimmer werden, denn ich werde jetzt mehrere Wochen fort sein. Ich hatte dir ja gesagt, dass ich eine ganze Reihe von Aufträgen habe, und inzwischen sind noch einige dazugekommen. Ich muss nach Norden und werde keine Zeit haben, zwischen den einzelnen Verpflichtungen hierher zurückzukehren.“ Er nahm sie noch fester in die Arme und sagte innig: „Jane, komm mit mir.“
„Aber wie soll ich das denn machen?“
„Sarah hat mir erzählt, dass dir noch ein paar Wochen Urlaub zustehen. Wir könnten doch diese Wochen zusammen verbringen, nur wir beide; wir könnten umherfahren und zusammen die Shows gestalten.“
„Hör auf“, bat sie. „Es klingt verlockend, aber ich kann doch Sarah jetzt hier nicht allein lassen.“
„Es war Sarahs Idee.“
„Was? Es stimmt, sie hat mich gedrängt, Urlaub zu nehmen, aber mir war nicht klar, dass ich einen Monat lang durch die Gegend zigeunern soll. Bist du sicher, dass du sie nicht missverstanden hast?“
„Nicht ich habe sie missverstanden. Ihre Familie hat sie jahrelang missverstanden. Und vielleicht denkt sie dabei nicht nur an dich. Vielleicht möchte sie ein wenig Zeit hier für sich allein haben, damit sie sich auf ihre Art amüsieren kann, ohne dass du aufbleibst und auf sie wartest, wie Eltern das zu tun pflegen.“
„Aber was wird sie anstellen, während ich nicht da bin?“
„Jane, mein Schatz, das geht dich nichts an. Sie ist zwar schon siebzig, aber sie ist gesund und rüstig. Hör auf, dich als Vertreterin der Familie zu fühlen, und lass sie ihren Spaß haben.“
„Ich habe aber das Gefühl, dass ich sie wieder zu Andrew zurückbringen sollte, wo sie hingehört.“
„Das ist einzig und allein ihre Entscheidung“, entgegnete Gil entschieden. „Vielleicht wird sie niemals zu ihm zurückkehren. Hast du darüber schon einmal nachgedacht?“
„Oh nein, das ist unmöglich. Im tiefsten Inneren liebt sie Andrew doch.“
„Wirklich? Und was ist mit diesem anderen Mann?“
„Welcher andere Mann?“ Jane sah ihn ungläubig an.
„Sarah hat nicht wirklich gesagt, dass sie einen anderen Mann geliebt hat, aber ich könnte schwören, dass es jemanden gegeben hat. Kann sein, dass meine Fantasie mit mir durchgeht und ich mich irre.“
Aber Jane war sich nicht mehr so sicher, wie sie es noch vor kurzer Zeit gewesen wäre. Ihr war klar geworden, dass sie nie wirklich etwas über Sarah gewusst hatte. Es konnte sein, dass Gil, dessen Blick nicht durch alte Familiengeschichten verstellt war, sie viel klarer sah.
„Ich sollte wohl besser gehen“, sagte er. „Ich fahre nächste Woche ab. Versuch doch, mit mir zu kommen.“
„Es wäre wundervoll“, meinte sie nachdenklich. „Wenn nur …“
Er küsste sie zart und ging.
Jane sah nach ihrer Großmutter und stellte fest, dass sie noch wach war. „Ich bin zu aufgeregt, um einzuschlafen“, sagte Sarah. „Es war ein so schöner Abend. Du hast solch ein Glück! Er ist ein reizender Mann.“
„Ja, er ist ein sehr sympathischer Mensch“, stimmte Jane ihr zu.
„Natürlich hat er das alles nicht wirklich meinetwegen getan. Ich bin realistisch. Er wollte über dich sprechen. Aber dennoch war er reizend zu mir. Und so aufregend!“ Sie sah Janes hochgezogene Augenbrauen und fügte spitz hinzu: „Es gibt Dinge, die sogar einer alten Frau wie mir noch bewusst sind.“
„Wirklich? Sag mal“, drängte Jane verschmitzt.
„Du weißt, worüber ich spreche. Wenn ein Mann das gewisse Etwas hat, ist es immer präsent. Natürlich haben manche Männer es überhaupt nicht. Unseligerweise sind das meistens die, mit denen eine Frau leben muss. Aber …“, sie ergriff Janes Hand, „… wenn du es findest, dann solltest du es nicht als etwas abtun, um das sich nicht zu kämpfen lohnt.“
Janes Hand schloss sich um Sarahs. „Ich weiß nicht. Seit ich ihn getroffen habe, bin ich total durcheinander.“ Sie sah Sarah in die
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