JULIA EXTRA BAND 0263
Augen. „Gil sagte, dass es da womöglich mal einen Mann gab, den du geliebt hast …“, tastete sie sich vorsichtig an das Thema heran.
„Ja, natürlich hat er das bemerkt. Ich nehme an, er bemerkt fast alles.“
„Dann hat er recht?“
„Oh ja.“ Sarahs Stimme bekam einen wehmütigen Unterton. „Es gab jemanden, bevor ich Andrew geheiratet habe. Er war auch ein Feuerwerksmann. Nicht im wirklichen Sinn wie Gil, aber in seinem Inneren. Er war Schauspieler. Es gab eine Zeit, da wollte ich auch Schauspielerin werden.“
„Das habe ich nie gewusst“, erwiderte Jane.
„Das war in den vierziger Jahren“, fuhr Sarah fort, „als die Schauspielerei für eine anständige junge Frau keine akzeptable Karrieremöglichkeit war. Meine Eltern erlaubten mir, einer Laiengruppe beizutreten, um über den Wunsch hinwegzukommen. Und da habe ich ihn kennengelernt.“ Sarahs Blick verklärte sich. „Wir wollten zusammen durchbrennen und professionelle Schauspieler werden. Aber dann zwangen meine Eltern mich dazu, mich von ihm zu trennen. Damals konnten Eltern so etwas noch tun. Sie sagten, er wäre ‚unpassend‘. Er ging fort, und ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. Dann habe ich schließlich Andrew geheiratet. Er war Banker und in den Augen meiner Eltern sehr passend.“
„Oh, Sarah, hast du diesen anderen Mann sehr geliebt?“
„Sehr“, erwiderte Sarah leise. „Für mich bedeutete er Raketen, Goldregen und bunte Lichter am Himmel.“ Sie lächelte ironisch. „Aber ich musste ihn aufgeben und stattdessen einen Knallfrosch heiraten.“
„Das ist aber nicht sehr nett, den armen Andrew als Knallfrosch zu bezeichnen.“
„Genauer gesagt, einen Langweiler“, sagte Sarah entschieden. „Seinen Maßstäben entsprechend war er ein guter Ehemann. Er hat hart gearbeitet, er war immer treu, und auf seine Art ist er sehr freundlich. Aber ich habe nie meinen Feuerwerksmann vergessen. Er hat mich immer mit roten Rosen überschüttet.“
„Wie Gil?“, fragte Jane.
„Genau. Er hat es begriffen. Jede Frau sollte rote Rosen bekommen, wenn sie jung ist.“ Sarah tätschelte Janes Hand. „Geh weg mit Gil.“
„Wenn ich nur könnte“, erwiderte sie sehnsüchtig.
„Du kannst. Du musst nur daran glauben, dass du es kannst. Geh morgen zur Arbeit und sag, dass du vier Wochen Urlaub nehmen willst. Und verbringe diese vier Wochen mit Gil.“ Plötzlich schlich sich ein ernster Ton in ihre Stimme. „Tu es, solange noch Zeit ist. Nutze diese Gelegenheit. Verbring nicht dein weiteresLeben damit, darüber nachzudenken, was hätte sein können – so wie ich es getan habe.“
Sobald Jane am nächsten Tag im Büro ankam, rief sie die Zentrale an, um ihren Urlaub zu beantragen. Sie sprach mit der Sekretärin von Henry Morgan, einem distanzierten, kritischen Mann, der dagegen gewesen war, dass sie den Job bekam. Die Chance, dass er ihr vier Wochen Urlaub am Stück genehmigen würde, schien verschwindend gering. Das dachte wohl auch die Sekretärin, deren Stimme sehr frostig klang, als sie erklärte, dass sie zurückrufen würde.
Nach einer Stunde war noch immer kein Rückruf erfolgt, und Jane hielt das für ein schlechtes Zeichen. Dann klingelte das Telefon.
Als Jane sich nervös meldete, sagte ihre Sekretärin: „Mr. Grant ist hier und möchte Sie sehen.“
„Schicken Sie ihn herein.“
Lächelnd kam Kenneth herein. „Ich habe zwar keinen Termin, aber ich werde dich nicht lange aufhalten. Meine Mutter möchte dich einladen, deine Ferien bei uns zu verbringen.“
„Das ist sehr freundlich von ihr …“
„Sie weiß, wie die Dinge zwischen uns stehen, und hofft, dass bald alles endgültig unter Dach und Fach ist.“
„Moment mal. Das geht mir zu schnell“, protestierte Jane. „Wie stehen denn die Dinge zwischen uns, Kenneth?“
„Ich spreche über unsere Hochzeit.“
„Unsere was? Ich höre gerade zum ersten Mal, dass wir heiraten.“
„Aber ich habe doch bestimmt … nun ja, ich bin vielleicht nicht direkt auf die Knie gefallen und habe …“
„Du hast es nicht einmal erwähnt“, betonte sie.
„Ich dachte, das wäre klar. Wir passen so gut zusammen …“
„Kenneth, ich kann dich nicht heiraten. Es tut mir leid, wenn du gedacht hast, dass zwischen uns schon alles geklärt sei.“
Er lächelte noch immer, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Ich will dich nicht drängen. Du brauchst mir nicht sofort zu antworten. Verbring etwas Zeit in meinem Haus, und wenn du dann siehst, wie gut du
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