JULIA EXTRA BAND 0263
verhielt er sich vorbildlich und half ihr dabei, abzuwaschen und alles wieder aufzuräumen. Er zeigte ihr, wo das Bettzeug verstaut war, und sagte dann mit betonter Lässigkeit: „Perry und ich werden noch einen kleinen Verdauungsspaziergang machen, während du, eh … Na komm schon, alter Junge.“
Er befestigte die Leine am Halsband, und die beiden verschwanden, während Jane verstimmt zurückblieb. Anstatt ihr ihre Kleider nach und nach in einer romantischen Verführungsszene auszuziehen, hatte er dafür gesorgt, dass er erst wieder da sein würde, wenn sie sicher unter der Bettdecke lag.
Nachdem sie die Betten zurechtgemacht hatte, sah sie sich noch etwas im Caravan um. In einer Schublade fand sie das Handbuch für den Wohnwagen, in dem auch genauestens erklärt wurde, wie man aus den zwei Betten ein Doppelbett machen konnte. Es schien ganz simpel zu sein.
Als Gil zurückkam, lag sie schon mit geschlossenen Augen im Bett. Sie hätte sie wieder aufgemacht, wenn Gil auch nur das geringste Interesse an ihr gezeigt hätte, aber er schien vollaufdamit beschäftigt zu sein, Perry für die Nacht hinzulegen. Doch dem Hund schienen die beengten Verhältnisse nicht zu gefallen, und er versuchte, nach draußen zu gelangen. Nach einer Weile verschwanden beide nach draußen, und ein paar Minuten später kam Gil allein zurück. Er zog hinter einem Vorhang seinen Pyjama an, legte sich ins Bett und löschte das Licht.
„Was hast du mit Perry gemacht?“, fragte Jane.
„Ich habe eine Decke für ihn unter den Wohnwagen gelegt. Er ist gern im Freien.“
„Und was ist, wenn er wegläuft?“
„Das kann er nicht. Ich habe seine Leine am Wohnwagen festgebunden. Hast du es bequem?“
„Es ist perfekt, danke!“
„Dann Gute Nacht.“
„Gute Nacht.“
Trotz ihrer Enttäuschung war Jane müde genug, um ziemlich bald einzudösen. Ihre Gedanken waren erfüllt von Gil – wie es sich anfühlen würde, wenn er sie in die Arme nähme, wie ihr Körper vor Leidenschaft zu zittern beginnen würde.
Erschrocken wurde ihr plötzlich klar, das diese Erschütterungen real waren. Der ganze Wohnwagen schaukelte rhythmisch.
„Was ist los?“
Im Dunkeln konnte sie Gils reumütiges Lachen hören. „Ich fürchte, das ist Perry. Unter dem Wagen ist nicht sehr viel Platz, daher werden wir es wohl jedes Mal zu spüren bekommen, wenn er sich bewegt.“
„Aber was tut er denn nur?“
„Ich glaube, er kratzt sich.“
Jane murmelte leise ein Schimpfwort vor sich hin. Das war es dann wohl mit den Träumen von Liebe.
„Geht schon wieder, er hat aufgehört“, meinte Gil. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht!“
Jane wachte davon auf, dass sie einen warmen, schweren Körper spürte, der sich durch die Bettdecke an sie presste. Als sie die Augen öffnete, blickte sie in ein Augenpaar, das sie seelenvoll anhimmelte.
„Hallo“, sagte sie und kraulte die riesigen Ohren ihres Gefährten. „Ich dachte, du schläfst draußen?“ Perry seufzte undkuschelte sich noch enger an sie. „Das wird aber nicht zur Gewohnheit, hörst du? Du bist ein lieber Kerl, aber nicht derjenige, mit dem ich kuscheln möchte. Runter mit dir!“
Sie zog einen Baumwollmorgenmantel über ihr Nachthemd und trat ins Freie. Es war noch sehr früh am Morgen. Die Sonne war gerade erst aufgegangen, der Boden noch feucht vom Tau, und die Luft war kühl und frisch. Und da war ihr Geliebter – nur mit seiner Schlafanzughose bekleidet tanzte er durch das feuchte Gras. Jane betrachtete ihn zärtlich, wie er die Arme in die Luft warf, als ob er den Tag und die ganze Welt umarmen wollte.
Perry sprang aufgeregt bellend zu ihm hinüber, und Mann und Hund hüpften jubelnd umeinander. Als er Jane entdeckte, kam Gil eilig zum Caravan zurückgelaufen. Mit einer alles umfassenden Geste meinte er: „Sieh dir das an. Ist es nicht wundervoll?“ Er gab ihr einen Kuss. „Bist du bereit für einen Tag harter Arbeit?“
„Es sieht ganz so aus, als wenn ich das wohl sein muss. Macht es dir etwas aus, wenn wir vorher noch frühstücken?“
„Ich gebe dir fünf Minuten.“
„Du bist so großzügig.“
Während sie kochte, studierte Gil seine Aufzeichnungen und sprach eifrig über den Ablauf des Feuerwerks.
Dann verspeisten sie hungrig ihr Frühstück, und nebenbei kritzelte Gil immer wieder etwas auf ein Blatt Papier, wenn ihm ein neuer Einfall kam. „Nur noch ein paar letzte Veränderungen“, sagte er. Dieser Satz sollte bald einen Unheil verkündenden Klang in Janes Ohren
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