JULIA EXTRA BAND 0263
bestürzt. „Das ist zu kurzfristig.“
Luke wurde einen Moment abgelenkt, als sie ihre wohlgeformten Beine übereinanderschlug und ihm einen angriffslustigen Blick aus leuchtend grünen Augen zuwarf. „Es muss noch heute sein. Immer nur durch Anwälte miteinander zu sprechen bringt nichts. Wenn wir es noch länger hinauszögern, wird uns das Geschäft platzen.“
„Aber Ron ist ein absoluter Einsiedler und lebt in einem abgelegenen Refugium auf Barbados, Luke. Er wird nicht herkommen.“
„Das ist mir klar“, erwiderte Luke trocken. „Deswegen habe ich auch veranlasst, dass der Firmenjet bereitsteht.“ Er blickte auf seine Armbanduhr. „Ich schätze, wir können in einer Stunde aufbrechen.“
Nicole schüttelte unwillig den Kopf. Das passte ihr alles überhauptnicht. „Ron ist ein Exzentriker, Luke. Sie wissen, dass wir möglicherweise den weiten Weg auf uns nehmen und er es sich dann plötzlich anders überlegt und uns nicht sehen will.“
„Ich glaube nicht, dass das passieren wird. Er sagte, dass er auch ein Treffen wünscht, und das klang aufrichtig.“
„Aber wir brauchen Kopien von sämtlichen Unterlagen.“ Ihr Herz trommelte jetzt auf höchst unangenehme Art, und das hatte nichts mit den Papieren zu tun, aber alles mit dem Gedanken, mit Luke auf eine Geschäftsreise zu gehen. „Und …“
„Aaron wird sich um all das kümmern“, unterbrach Luke sie und sah den anderen Mann an, der schweigend am Fenster stand. „Ich brauche die Kopien in einer halben Stunde, spätestens.“
Aaron sah ihn erschreckt an. „Es könnte etwas länger dauern …“
„Wir haben aber nicht mehr Zeit. Deshalb schlage ich vor, dass Sie sich in Bewegung setzen.“
„In Ordnung.“ Aaron wirkte ziemlich verstört, als er den Raum verließ.
„In der Zwischenzeit möchte ich Sie bitten, die Zahlen erneut zu überprüfen, John. Drucken Sie ein paar unterschiedliche Angebote aus, falls wir über den Preis verhandeln müssen.“
Auch der Hauptbuchhalter verschwand in hektischer Eile.
Nicole hatte Verständnis für die beiden. Luke war ein Perfektionist, und wenn er in einer solchen Stimmung war wie momentan, war es nicht leicht, mit ihm auszukommen.
Als sie jetzt mit Luke allein zurückblieb, breitete sich ein angespanntes Schweigen im Raum aus.
„Und was erwartest du von mir?“, fragte Nicole schließlich zögernd.
„Du solltest jetzt nach Hause gehen und Kleidung für ein paar Tage zusammenpacken.“
„Ein paar Tage ?“ Nicole schaute ihn überrascht an. „Das sollte doch allerhöchstens eine Übernachtung erfordern!“
„Ich weiß nicht, wie lange es dauern wird. Jedenfalls müssen wir so lange dort bleiben, bis wir einen Ansatzpunkt finden.“ Luke hockte auf der Schreibtischkante und sah Nicole an. Trotz des Ernstes der Lage konnte er ein Gefühl der Befriedigung nicht unterdrücken. Vielleicht würde es ihm in dieser Zeit auch gelingen, herauszufinden, was in Nicole eigentlichvorging … Eine ganze Woche hatte er dieses kühle, höfliche Verhalten schon ertragen, und es trieb ihn zum Wahnsinn.
Er lächelte vor sich hin. „Und du wirst die Rolle meiner Verlobten spielen müssen.“
Nicole spürte, wie sie rot wurde. „Du machst wohl Witze!“
„Nein. Die Situation ist zu brenzlig, um Witze zu machen.“
„Ich habe schon damals gesagt, dass du mit dem Feuer spielst, als du Ron angelogen hast. Sind deswegen die Verhandlungen zum Stillstand gekommen? Weiß er, dass du ihm einen Haufen Lügen erzählt hast?“
„Ich habe keine Ahnung, Nicole. Aber ich brauche dich an meiner Seite, um deine Rolle zu spielen. Es wird hoffentlich nicht allzu lange dauern.“
„Mir gefällt diese Vorgehensweise ganz und gar nicht, Luke. Ich halte sie für höchst unprofessionell.“
„Ich bin auch nicht begeistert, aber was sollen wir sonst tun? Ich brauche dich auf jeden Fall, auch abgesehen von der Verlobungsgeschichte. Du hast den größten Teil der Verhandlungen geführt und kennst den Vorgang von vorne bis hinten.“
Da hatte er recht. Dieses Geschäft war ihr Baby. Seit Monaten hatte sie sich damit beschäftigt und würde jetzt nicht zurücktreten. „Dann bitte ich Molly, uns Zimmer zu buchen“, erwiderte sie entschlossen.
„Nicht nötig. Ich besitze dort ein Haus, um die Unterbringung brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.“ Als sie immer noch sitzen blieb, fragte er: „Gibt es noch ein Problem?“
„Nun ja …“ Sie zuckte mit den Schultern. Die Tatsache, dass sie in seinem Haus statt
Weitere Kostenlose Bücher