JULIA EXTRA BAND 0263
in einem Hotel wohnen würden, schien alles noch schlimmer zu machen. Unter den gegebenen Umständen war ihr das alles viel zu intim.
„Nicole?“
Schnell sammelte sie sich wieder. „Ich finde es schwierig, die Lügen, die du Ron Johnson aufgetischt hast, zu akzeptieren, aber ich vermute, daran können wir momentan nichts mehr ändern.“ Sie wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Dass sie nicht in seinem Haus wohnen wollte, weil sie sich in seiner Gegenwart selbst nicht über den Weg traute? „Wir müssen sehen, wie wir die Situation in den Griff bekommen. Jedenfalls ist das Ganze zu wichtig, als dass wir es jetzt verpfuschen dürften.“
„Ganz meine Meinung. Dann sind wir uns ja wenigstens einig. Ich hole dich in einer halben Stunde zu Hause ab. Denk daran, alle wichtigen Unterlagen mitzubringen.“
Nicole nickte und ging zur Tür.
Zufrieden sah Luke ihr nach.
Vielleicht würde alles zu seinen Gunsten ausgehen. Wenn Nicole an seiner Seite war, würde Ron möglicherweise den Vertrag unterschreiben, und gleichzeitig war Nicole gezwungen, in seiner Nähe zu sein … Dann könnte er versuchen, den wahren Grund für ihr Verhalten herauszufinden. Und auf diese Weise hätte er dann vielleicht im Geschäft und auch im Bett Erfolg.
Dieser Gedanke gab dem Tag gleich eine viel angenehmere Note.
6. KAPITEL
Nicole blieb keine Zeit, sich über die Situation den Kopf zu zerbrechen. Kaum hatte sie in ihrer Wohnung einige Kleidungsstücke in einen kleinen Koffer geworfen, als Luke auch schon an der Haustür klingelte und sie durch die Sprechanlage ungeduldig aufforderte herunterzukommen.
Sie warf einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie hatte es nicht mehr geschafft, sich umzuziehen, deshalb trug sie noch immer das hellblaue Kostüm, das sie heute Morgen im Büro angehabt hatte. Immerhin hatten ihre Wangen jetzt ein wenig Farbe – was vermutlich eher auf die Aufregung als auf gute Gesundheit zurückzuführen war.
Die Klingel ging schon wieder. „Ja, ich komme ja schon“, murmelte sie ärgerlich vor sich hin, während sie sich mit ihrem Köfferchen und ihrer Aktentasche in den Aufzug zwängte.
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Luke in einer Limousine vorfahren würde! Ein Chauffeur sprang eilfertig heraus und nahm ihr den Koffer ab, bevor er die Tür für sie aufhielt.
Sie sank in den weichen Ledersitz gegenüber Luke. „Tut mir leid, dass du warten musstest“, sagte sie atemlos.
„Schon gut.“ Luke wirkte ruhig und entspannt. Er hatte einige Unterlagen vor sich und sah Nicole kaum an.
„Ich musste noch packen und …“ Sie verstummte, als ihrplötzlich auffiel, dass sie allein waren. „Wo sind Aaron und John? Ich dachte, sie begleiten uns?“
Jetzt wandte er ihr seine ganze Aufmerksamkeit zu. „Wie kommst du denn darauf?“
„Ich weiß nicht … ich habe es eben angenommen …“
„Können wir uns dann an die Arbeit machen? Ich würde dich bitten, die Zahlen durchzusehen, die John errechnet hat.“
Nicole nahm die Blätter, die er ihr hinüberreichte, und versuchte sich zu konzentrieren.
Eine Weile herrschte Schweigen in der leise durch den Verkehr gleitenden Limousine. Nicole war mit dem Lesen des Berichts fertig und öffnete ihre Aktentasche, um einen Notizblock herauszunehmen. Ihr Blick wanderte in dem Fahrzeug herum. So stilvoll war sie noch nie gereist. Normalerweise verbrachte sie die Fahrt zum Flughafen mit anderen Kollegen in ein Taxi gequetscht. Dieser Wagen aber war von eindrucksvoller Größe, ausgestattet mit schwarzen Ledersitzen, Minibar und Fernseher.
„Reist du immer so, wenn du auf Geschäftsreise gehst?“, fragte sie impulsiv.
Er sah sie an. „Ja, natürlich.“
Dumme Frage, schalt sie sich. Lukes gesamtes Leben bestand aus Luxus.
Sein Heim war eine fantastische Wohnung im Art-déco-Viertel von Miami. Sie hatte einen herrlichen Blick auf den Strand und eine eigene Dachterrasse mit Swimmingpool.
Luke schaute plötzlich auf und bemerkte, dass sie ihn ansah. Als er sie mit seinen Blicken durchbohrte, begann ihr Herz wieder wie verrückt zu pochen. Das machte ihr klar, dass sie nach wie vor in ihn verliebt war, auch wenn sie noch so sehr versuchte, sich selbst zu überzeugen, dass ihre Beziehung niemals funktioniert hätte.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Luke plötzlich, während er sich selbst einen Kaffee einschenkte. „Es gibt auch noch Fruchtsaft und Mineralwasser, falls du keinen Kaffee möchtest.“
„Ja gerne, ein Mineralwasser, bitte.“
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