JULIA EXTRA BAND 0263
Woche hatte er sich dazu gezwungen abzuwarten und sie genauso geschäftsmäßig zu behandeln, wie sie es mit ihm tat. Das war seltsam, denn Geduld zählte normalerweise nicht zu seinen Tugenden. Aber Nicole schien ihm das Warten wert zu sein.
Er glaubte ihr nicht, wenn sie behauptete, der Funke zwischen ihnen sei erloschen. Nun würden sie allein miteinander sein – eine perfekte Gelegenheit festzustellen, was in ihrem Kopf vorging, sich zu versöhnen und – hoffentlich – dann mit ihr ins Bett gehen zu können. Nur leider ignorierte sie ihn.
Ungeduldig fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. Darüber sollte er heute Abend nachdenken, wenn die Geschäfte erledigt waren, nicht jetzt, wenn die Verhandlung mit Johnson seine ganze Aufmerksamkeit erforderte.
Er stand auf und ging zum Kühlschrank auf der anderen Seite des Flugzeugs hinüber. „Möchtest du etwas essen?“, fragte er über die Schulter.
„Nein, danke.“ Sie sah nicht auf.
Luke nahm sich ein Sandwich und schenkte sich Kaffee nach. „Oder etwas zu trinken?“
„Nein, danke.“
Sie benahm sich aber wirklich irritierend. Er setzte sich wieder.
„Du trinkst zu viel Koffein“, meinte sie plötzlich. „Das ist schon deine vierte Tasse. Es überrascht mich, dass du nachts überhaupt schlafen kannst.“
Also hatte sie doch bemerkt, was er tat, auch wenn sie nicht aufgeschaut hatte. „Ich habe nie Schlafprobleme.“ Er sah sie an und lächelte. „Du solltest wirklich etwas essen.“
„Ich habe keinen Hunger.“
„Geht es dir gut?“, fragte er plötzlich besorgt. Sie sah immer noch ziemlich abgespannt aus.
„Das hast du mich schon heute Morgen gefragt. Ja, alles in Ordnung. Aber wir schweifen ab. Wir sollten unser bevorstehendes Meeting besprechen.“
„Weißt du, Nicole, nur weil unsere Affäre vorüber ist, heißt das doch nicht, dass wir keine Freunde sein können.“
Seine Worte trugen nicht dazu bei, Nicoles Herzschlag zu normalisieren. Konnte man denn wirklich mit jemandem wieder auf rein freundschaftlicher Ebene verkehren, mit dem einen eine solche Leidenschaft verbunden hatte? Im Moment erschien ihr das unmöglich. Man konnte doch nicht vergessen, dass man die Person geliebt hatte.
„Ja, natürlich sind wir Freunde“, sagte sie beiläufig.
„Und warum klingt dein Ton dann so eisig?“
„Mein Ton ist nicht eisig. Ich gehe mit der Situation um, so gut ich eben kann“, gab sie mit heiserer Stimme zu. „Man fühlt sich doch etwas unbehaglich, mit jemandem auf Dienstreise zu gehen, dem man sehr nahe stand.“
„Das muss doch aber nicht so sein. Und um eine gute Arbeitsbeziehung zu haben, ist es wichtig, dass wir uns in Gegenwart des anderen entspannt fühlen können. Persönliche Angelegenheiten sollten uns nicht daran hindern, hervorragende Arbeit zu leisten.“
Das war alles, worüber er sich je Sorgen machte … die Arbeit. „Ich stimme dir vollkommen zu. Ich möchte einfach weiterarbeiten und diese Situation so schnell wie möglich hinter mich bringen. Dann kann jeder von uns seiner Wege gehen und sich wirklich entspannen.“
„Da! Da ist er wieder, der eisige Ton! Darauf musst du wirklich Acht geben, Nicole. Wenn du so klingst, überzeugen wir Ron Johnson nie davon, dass du meine Verlobte bist!“
„Das ist es also! Darum geht es dir – nicht um unsere Freundschaft, sondern darum, Ron Johnson übers Ohr zu hauen!“
„Ich haue niemanden übers Ohr“, widersprach er.
„Doch. Du hast gelogen, und meiner Meinung nach ist das unlauteres Geschäftsgebaren.“
„Du warst mit der Lüge einverstanden, bist also selbst nicht ganz unschuldig“, meinte er hämisch.
„Nur, weil ich keine Wahl hatte!“
„Soweit ich mich erinnere, hast du damals keinen heftigen Protest eingelegt.“ Sein Ton klang kühl und spöttisch, was dazu beitrug, Nicoles gereizte Stimmung weiter anzuheizen. „Ich glaube mich sogar zu erinnern, dass wir die Abmachung mit einem Kuss besiegelt haben.“
„Lassen wir das Thema doch“, schlug sie vor. „Das ist exakt der Grund, warum wir keine Freunde sein können.“
„Wieso? Weil ich dich an die Wahrheit erinnere?“
„Weil du mich bis aufs Blut reizt!“, brauste sie auf.
Luke lächelte. „Das ist schon besser.“
„Was ist besser?“, fragte Nicole mit finsterem Blick.
„Du. Jetzt bist du wieder die Alte. Deine höflichen, aber einsilbigen Antworten in letzter Zeit gingen mir allmählich auf die Nerven. Ich erwarte mehr von dir.“
„Ach ja? Und ich erwarte mehr von
Weitere Kostenlose Bücher